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Ein Streifzug durch zehn Jahre Conne Island.

In „Haare auf Krawall“, der exzellenten Darstellung von Jugendsubkulturen im Leipzig der Vorwende- und Wendezeit, findet sich der Verweis, das Conne Island sei ein „Kind der Entwicklungen um die Leipziger Gegenkulturbewegung Ende der Achtziger“. Will man eine Bestandsaufnahme der inzwischen zehnjährigen Geschichte des Eiskellers betreiben, ist es also von Nöten, der berühmt-berüchtigten Aktion der Rathausbesetzung im März 1991 und der daraus folgenden Nutzung des Eiskellers als selbstverwaltetes Jugendzentrum, wie wir es heute kennen, vorzugreifen und einen Blick auf die Ausgangslage zu werfen.

Was hier als „Gegenkulturbewegung“ beschrieben wird, lässt sich am deutlichsten mit dem Mockauer Keller identifizieren, jenem kirchlichen Gemeindezentrum im Nordosten Leipzigs, das es unter dem Deckmantel der Offenen Arbeit der Kirche der Leipziger und darüber hinaus vorhandenen Punkszene ermöglicht, sich Ende der achtziger Jahre in oppositionellen Rahmen zu treffen, Konzerte zu veranstalten etc. Hier organisiert sich das subkulturelle Milieu Leipzigs, zu dem neben Punks bald auch die ersten Hardcorekids, Waver, Popper, Skins, HipHopper und Skater etc. zählen, um schließlich, zusammen mit der Jungen Gemeinde und anderen oppositionellen Gruppen im Herbst 1989 die Gegenaktivitäten zu den Montagsdemonstrationen, die Reaktionskonzertreihe sowie erste Antifaaktionen durchzuführen. Der Rest ist bekannt: Spätestens mit dem Umschlagen der Montagsparolen von „Wir sind das Volk“ in „Wir sind ein Volk“ im Herbst 1989 wird deutlich, dass entgegen der Hoffnungen der AktionistInnen der ersten Stunde nicht die Reformierbarkeit der sozialistischen DDR, sondern die getreue Kopie bzw. der schnelle Anschluß an das westdeutsche kapitalistische Modell Mehrheitsmeinung der 17 Millionen Zonis geworden ist. Das weitverbreitete Gefühl, man könne die Welt verändern, weicht Conne Island, 19.4k zunehmend der Ernüchterung gegenüber dem Grundtenor der geforderten Wiedervereinigung. Aus „Aktion jetzt!“, der Gruppe aus dem Kreis des Mockauer Kellers, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, durch Musik und Kultur Leute zusammenzubringen und politisch aktiv zu werden, wird „Reaktion“, aus der beabsichtigten Ausgestaltung die ohnmächtige Erwiderung auf die gesellschaftlichen Verhältnisse.

Statt Kirchenfreiräume wurden nun die ihrer herkömmlichen Nutzung verlustig gegangenen Kulturhäuser genutzt. Oberste Prinzipien waren Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Offenheit und Tranzparenz sowie antirassistische und antifaschistische Ansprüche. Der lose Kreis der Vorbereitungsgruppe bestand aus der Punk- und Hardcoreszene, aus der Independent-, Gruftie-, Skinhead- und Metalszene. Es traten neben Leipziger Bands mehrmals im Monat auch Bands aus aller Welt auf. Die Konzerte fanden in der naTo, im ehemaligen Kulturhaus „Jörgen Schmittchen“, im „Anker“, im Grafikkeller, in der Stewa und im Eiskeller statt. Bands wie Spermbirds, Messer Banzani, Disaster Area usw. spielen vor hunderten begeisterten ZuschauerInnen. So ein Konzert hat nur 8 Mark Eintritt gekostet, drei Bands spielten, die Getränke waren billig und die Atmosphäre eine besondere. Wozu das Geld jeweils verwendet wurde, stand in den Eintrittsheften.

1990/91 nehmen die Konfrontationen auf der Straße immer heftigere Ausmaße an. Die Faschos sind zu viele und treten offen und aggressiv auf. Permanent werden Leute zusammengeschlagen, Wohnungen und besetzte Häuser überfallen. Als sich die ersten besetzten Häuser und die Strukturen der Leipziger Szene immer mehr in den, durch Besetzung vor dem Abriß bewahrten Stadtteil Connewitz verlagern, bildet sich der Begriff „Faschoalarm“ heraus. Wenn klar ist, daß sich irgendwo Nazis treffen oder es einen Anlaß wie nationalistische Feiertage, Fußballspiele etc. gibt, wird sich auf die Projekte aufgeteilt, um sie zu schützen oder es hängen sich Leute an die Faschos dran, um sofort mitzubekommen, was abgeht. Seit geraumer Zeit also tingelt die Reaktionsgruppe nun schon durch die Überbleibsel der Leipziger Kulturlandschaft, um in ehemaligen zonalen Klubhäusern ihre Veranstaltungen durchführen zu können. Doch stößt man dort nicht unbedingt auf Gegenliebe, können die alten FDJ-Kader doch mit Hardcore- und Punkkonzerten und dem illustren Publikum, das diese zudem noch erfolgreichen Konzerte zu Hauf anzieht, nicht viel anfangen. Als Anfang ‘91 das Gerücht aufkommt, das inzwischen als einziges Standbein verbliebene Kulturhaus „Eiskeller“ solle zwecks Umwandlung in eine Großraumdiskothek zum Verkauf ausgeschrieben werden, ist die Entscheidung gefallen: Nachdem man sich auf einem Reaktionskonzert verständigt hatte, zieht die „heimatlose“ Reaktionscrew und eine große Zahl an SympathisantInnen am 4. März ins Rathaus, um mit Nachdruck die selbstverwaltete Nutzung des Eiskellers als alternatives Jugendzentrum einzufordern.

Und der Plan geht auf. Wohl auch vor dem Hintergrund der Umwandlung der alten DDR-Kultureinrichtungen in soziokulturelle Zentren freier Trägerschaft nach West-Modell erhält man einen positiven Bescheid; ja Dezernent Müller tönt in einer Vorlage für die entscheidende Dienstberatung des Oberbürgermeisters sogar mit den Worten, die Zustimmung komme einer „kulturpolitischen Entscheidung“ gleich. Von hier an bedarf es nur noch weniger Formalitäten, um den „Traum vom eigenen Haus“ umzusetzen. Nach Gründung des formal notwendigen „Projekt Vereins“ – der Name ist Programm – und Unterzeichnung des vorerst auf fünf Jahre bestätigten Vertrages, geht das ehemalige Jugendklubhaus „Dr. Erich Zeigner“ am 1. Juli offiziell in die Hände der neuen – und zugegebenermaßen – euphorischen BetreiberInnen über. Dass auf das Gelände ein Restitutionsanspruch der Jewish Claims Conference besteht, wird nur insoweit wahrgenommen, als sich um den zukünftigen Bestand gesorgt wird. Was Ausgangspunkt für die notwendige Diskussion um die Verantwortung einer Linken in Post-NS-Deutschland hätte werden können, wird bis 1999 beharrlich ignoriert und auch heute nicht als Basis für die Ladenpolitik miteinbezogen. Als eine der ersten Amtshandlungen wird das Kind sogleich auf den Namen „Conne Island“ getauft – ob hier wirklich der gleichlautende Konzertort in New York Pate stand oder eher die Einzigartigkeit des neuen Projekts in Abgrenzung zum sich breitmachenden Kultureinerlei in Connewitz hervorgehoben werden sollte, lässt sich heute beim besten Willen nicht mehr klären.

Doch ein Vertrag macht noch keinen Staat. Bald schon kommt es zu Zwistigkeiten innerhalb der BetreiberInnengruppe, die sich vorrangig an den gesteckten Zielen, aber auch an Vorwürfen um die angebliche Veruntreuung von aus Konzerten erwirtschafteten Geldern entzünden und die jetzt, nachdem ein eigenes Domizil gefunden ist, in dem die Umsetzung neu definiert und „institutionalisiert“ werden muss, offen ausbrechen. Höhepunkt dieser Auseinandersetzung ist die Auflösung der alten Reaktionsgruppe: Die vorrangig politisch eingestellten Leute verlassen das Projekt, während die Kultur-„Fraktion“ am Laden bleibt.

Nach dieser Art Weichenstellung wendet man sich tagesaktuellen Aufgaben zu. Auf dem gesamten Gelände werden bauliche Veränderungen vorgenommen – ganz alte Hasen berichten noch heute gerne von den Entrümpelungsmaßnahmen, die viel Zeit und manchmal den ganzen Hof in Anspruch nahmen. Doch auch mit lebendigen „Altlasten“ hat man so seine Mühe: Noch bis Ende ‘92 wohnen im Obergeschoß des Vorderhauses zwei Hausmeisterfamilien.

Im Vordergrund jedoch steht die Füllung des kulturellen Angebots, hat man jetzt doch nicht mehr ein oder zwei Konzerte im Monat zur Verfügung, sondern kann die ganze Woche veranstalten, wozu man lustig ist. Das Hauptaugenmerk liegt klar auf Hardcorekonzerten, deren guter Ruf nicht nur Dank Schnipselschlachten über Europa hinaus zeitweilig bis Übersee dringt. Es steht wohl außer Zweifel, daß es niemals wieder Konzerte wie die von Gorilla Biscuits, Slapshot u.v.m. geben konnte, die derart übergreifend und identitätsstiftend ein neugewonnenes Zusammengehörigkeitsgefühl von BesucherInnen, Bands wie auch VeranstalterInnen ausdrückten. Allerdings überrascht entgegen der heute verbreiteten Meinung, wonach Hardcore das einzige Angebot war, die kulturelle Vielfalt, die von Anbeginn am Laden anzutreffen ist. Erinnert sei an die zahlreichen Wave-Veranstaltungen der Moonchildgruppe um den späteren Grufttreffenpleitier Brunner oder die des Musikfanzines persona non grata, die durch Tekkno, Hip Hop und Ska das musikalisch-kulturelle Dogma Hardcore bereits früh untergraben.

Das darauffolgende Jahr 1992 sollte die oftmals beklagte Entpolitisierung des Ladens geradezu zwangsläufig widerlegen. Ereignisfülle und personelle Neuzugänge führen in der Folge dazu, das Politikfeld am Laden neu füllen. Unfreiwilliger Auftakt für ein ereignisreiches Jahr ist die geplante Demonstration der Neonazi-Kaderorganisation Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) am 21. März vor dem ehemaligen Reichsgericht, die als Startschuß für die Nazibewegung unter dem Motto „Drogendealer ins Arbeitslager“ die „Säuberung“ des Ostens einleiten soll. Unter dem Eindruck der ausländerfeindlichen Pogrome von Hoyerswerda, der anhaltenden Bedrohung durch Naziübergriffe in Leipzig und der taktiererischen Haltung der Leipziger Stadtverwaltung beteiligen sich alle Teile der Connewitzer Szene an der bundesweiten Antifa-Demonstration, deren ca. 2500 TeilnehmerInnen schließlich auf dem Bayerischen Platz von Sondereinheiten und Wasserwerfern der Polizei angegriffen werden. Zentrum der Gegenaktivitäten ist u.a. das Conne Island, das mit dem „Rock gegen Rechts“-Konzerten von Articles of Faith und Born Against den Ansatz „Hardcore is more than Music“ zu dieser Zeit noch glaubhaft vermitteln kann.

Die Ereignisse vom 21. März sollten nur den Auftakt für ein weiteres Erstarken der bundesdeutschen Neonaziszene bilden, das sich in den folgenden Monaten Bahn bricht. Führen die Pogrome in Rostock-Lichtenhagen und die Morde von Mölln auch zu einem „Aufschrei“ in weiten Teilen der nun kerzentragenden Bevölkerung, den Nazis bescheren sie Publicity und einen Motivationsschub, der sich in Leipzig und Umgebung in zahlreichen Veranstaltungen und Übergriffen auf Flüchtlingsheime und linke Projekte niederschlägt. Es bewirkt jedoch auch ein Engerrücken der Connewitzer Szene, die sich auf Grund der Bedrohung wenigstens in der Abwehr von Naziübergriffen organisieren kann, so daß sich die Nazis ab Ende Leipzig brennt, 5.8k 1992 nur noch vereinzelt in das Szeneviertel trauen. Eine tiefergehende Sensibilisierung für die Tragweite der gesamtgesellschaftlichen Rechtsentwicklung bleibt jedoch aus.

Die „linksextremistische Gefahr“ bleibt dagegen Feindbild Nr. 1 bei den Verantwortlichen in Stadt und Land. Die Krawalle vom 27./28. November in Connewitz, die sich am unverhältnismäßigem Einsatz der Polizei gegenüber der HausbesetzerInnenszene entzünden, dienen als willkommener Anlaß für die Formulierung der sog. Leipziger Linie durch Oberbürgermeister Lehmann-Grube, die weitere Besetzungen in Leipzig kategorisch ausschließt.

Die Ermordung Thümis am 23. Dezember markiert schließlich den tragischen Höhepunkt des Jahres. Unter bis heute nicht genau geklärten Umständen von Möchtegern-Rambos mit einem Schnellfeuergewehr erschossen, als eine Gruppe von Leuten Jugendlichen, die sich zugunsten ihres privaten Vorteils der Verantwortung des szeneinternen Zusammenlebens entziehen, in der besetzten Leopoldstraße in der Abwehr eines vermeintlichen Faschoangriffes zu Hilfe eilen wollen, bedeutet der Tod Thümis bzw. die danach einsetzende Diskussion in Szenekreisen aus Ladensicht auch den Auslöser für den vorläufigen Bruch mit der Connewitzer Szene. Was sich bis dahin noch unter dem Deckmantel gemeinsamer Geschichte und Motivation hatte unter einen Hut bringen lassen, bricht sich jetzt in Vorwürfen von der fehlenden Sensibilisierung und damit einhergehender Arroganz bis zu Anklagen der Kommerzialisierung Bahn, so dass sich große Teile der Szene und das Conne Island in Zukunft kritisch bis ablehnend beäugen sollten.

Die CDU und die FDP reagieren auf den Rostock-Schock mit dem Asylkompromiß; Bundeskanzler Helmut Kohl mit den Worten, „die Leute Thümy-Schriftzug am Conne Island, 16.5k haben zuviel.“ Auch die SPD kippt und verhilft somit zur parlamentarischen Zwei-Drittel-Mehrheit für die Abschaffung des uneingeschränkten Rechts auf Asyl. Als Antwort wird im Westen „Etwas besseres als die Nation“ organisiert. Die sog. Wohlfahrtsausschüsse versuchen sich in der Verbindung von Kultur und Politik und touren durch Rostock, Dresden und Leipzig, um Verbündete gegen dieses neue Deutschland zu finden. In den drei Städten wird der lokalen Szene ein Programm von politischer Diskussion, Aktion und Konzerten mit Blumfeld, den Goldenen Zitronen sowie den Absoluten Beginners präsentiert, nicht ohne auf beiderseitiges Misstrauen zu stoßen. Gleichzeitig entsteht in Leipzig ein neues Antifa-Bewußtsein. Das Offene Antifaschistische Plenum (OAP) wird gegründet. Nach vielerlei Ansiedlungsversuchen in verschiedenen Projekten bleibt die Gruppe schließlich im Conne Island. Trotzdem sollte es ein szeneübergreifendes Agieren in den Vordergrund stellen.

In Leipzig wird weiter die „Leipziger Linie“ durchgesetzt. Zahlreiche Häuser, darunter die Ernestiestraße, werden ersatzlos geräumt. Die Einrichtung eines Ausweichprojektes – die spätere Braustraße – lässt vier Jahre auf sich warten. Auf eine bundesweite Betroffenheitsveranstaltung gegen die rechte Pogromwelle unter dem Motto „Gewalt ätzt“, die auf dem Leipziger Augustusplatz Zehntausende aufrechter BürgerInnen zu den Klängen von BAP und Konsorten versammelt, wird im Laden mit einer Gegenveranstaltung reagiert. Die Gegenparole „Gewalt fetzt – wenn damit Menschen geschützt werden“ stößt allerdings in weiten Teilen der Bevölkerung als auch der Szene auf Verwunderung.

Der Betrieb im Conne Island stagniert. Neue, v.a. jüngere Leute werden gesucht und auf der Veranstaltung „Wer oder was ist das Conne Island“ im neueröffneten, holzgetäfelten Café gezielt geworben. Viele, die schon vorher zum Umfeld zählten, bilden nun die neue Generation im Projekt Verein.

1993 findet mit Cock Sparrer das erste Oi!-Konzert im Conne Island statt, mit dem der Kontakt zu den Leipziger Skinheads wieder hergestellt werden sollte. Die Verbindung war wenige Jahre zuvor abgebrochen, nachdem u.a. die Antifa Jugendfront (AJF) den politischen Anspruch der Gruppe zur legendären 1. Mai Konfusion 1991 in Frage gestellt hatte. Darüber, den Glatzen Verantwortlichkeiten bei Oi!-Konzerten zu übertragen, sollte es zunehmend gelingen, dieses illustre Volk im beiderseitigen wohlwollenden Einvernehmen an den Laden zu binden.

Im Mai 1994 spielt Biohazard im Eiskeller. Das Konzert stellt einen entscheidenden Wendepunkt dar, tritt doch zum ersten Mal eine Band auf, die im Nightliner anreist, eigene (mürrische) Köche mitbringt und eine in dieser Höhe bis dato unbekannte Gage erhält. Das bringt dem Laden neben dem Kommerzvorwurf auch interne Diskussionen über die Aktualität von Hardcore, Sponsoring etc. ein. Schließlich sind auch erste Ergebnisse des frischen Winds, den die Dazugestoßenen dank ihres grenzenlos anmutenden Idealismus anfachen, am Laden zu spüren: Im Mai gibt es eine erste Neuauflage des CEE IEH Newsflyers, der zunehmend zum Sprachrohr der Insel am Fluß mutieren soll. Die Lesebude macht den Anfang der berühmten Conne Island-Freigelände, 11.4k Donnerstagfrühstücke, während der Little Sister Sk8 Shop sich an der Ausrichtung des ersten Skatecups versucht.
Und, die langjährige Personifikation des Ladens nach außen verläßt das Projekt ohne Worte – die erste Kündigung.

Ab 1993 kommt zu einer musikalischen Öffnung für andere Musikrichtungen. Die nächsten Jahre jagt ein Konzertknaller den nächsten. Neben den „Stammgästen“ aus New York wie Sick Of It All, Leeway und Warzone finden nun auch solche opulenten Neuzugänge wie Neurosis, Blumfeld, Die goldenen Zitronen, Quicksand, Notwist, Zion Train, Chumbawamba und Cunnie Williams den Weg in die Koburger Straße, um in der Regel begeistert die Kunde vom totgeglaubten Modell „modern anmutender funktionierender linker Laden“ wieder mit nach Hause zu tragen.

1995 ist das Jahr der antideutschen Politisierung. In Leipzig soll dem ehemaligen Bürgermeister und Antisemiten Goerdeler ein Denkmal gesetzt werden. In Dresden wird der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten 1945 gedacht, diese in aller Ruhe mit den deutschen Angriffen auf Rotterdamm und Coventry oder auch der aktuellen Situation in Exjugoslawien gleichgesetzt. Deutsche Täter werden zu Opfern. Mit der Parole „No Tears for Krauts“ stören einige Leipziger die offizielle Gedenkfeier in Dresden. Zur Vorbereitung dieser und anderer Aktivitäten um den 8. Mai gründet sich die Antinationale Gruppe Leipzig, die mit ihrer zielsicheren Polemik gegen Deutschland und seine Linke nicht nur FreundInnen in der Leipziger Szene findet. Jedoch ist die große Skepsis bzw. deren neue Qualität, die im Conne Island gegenüber der deutschen Bevölkerung, die sich nicht selten als rassistischer Mob geriert, vorherrscht, eindeutig Verdienst der ANG.

Durch die bevorstehende Schließung des allseits beliebten House- und Technoclubs Distillery kommt es im März nach einer nächtlichen Spontandemo zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die große Connewitzdemonstration gegen die „Leipziger Linie“ und der darauffolgende BesetzerInnenkongreß führt das Conne Island und den Rest der Szene das letzte Mal gemeinsam auf die Straße. Der eh schon schmale Konsens der Leipziger Linken kommt durch die unterschiedliche politische Prioritätensetzung immer mehr ins Wanken. Wo die einen mit der Parole „Fuck Chirac“ gegen französische Atomtests eifern und ihr ganzes Engagement für die Freilassung Mumia Abu Jamals einsetzen, kritisieren die anderen Szeneborniertheit, Gutmenschentum und Hippiedasein. Im Oktober kommt es nach einem Konzert der Oi!-Band Lokalmatadore zu einem heftigen Szenestreit, in dem nach dem Motto „Skinhead gleich Nazi“ dem Conne Island die Anbiederung an die Faschoszene unterstellt wird. Und wieder steht der eigene Kiez im Mittelpunkt des Interesses, wo der Bäcker von nebenan grundsätzlich irgendwie o.k. ist und alle nachts sicher nach Hause laufen wollen. Im Mai findet zum ersten Mal der Bike-Contest statt, der Jahrestag der deutschen Kapitulation wird unter dem Motto „Heute ist nicht alle Tage, heute ist die Niederlage, ich komm’ wieder, keine Frage!“ im Könich Heinz gefeiert, der Saal wird umgebaut, die Bierpreise erhöht und die dem Conne Island nahestehende Fußballmannschaft „Leipzig Losers“ gewinnt erstmals, nach jahrelangen Anstrengungen den in Szenekreisen heißbegehrten Zapcup.

Im Herbst spitzt sich die Situation in Wurzen und Umgebung zu. Die Nazis dominieren die Region, gedeckt bzw. toleriert von Behörden, Polizei und Bevölkerung. Das Offene Antifaschistische Plenum interveniert mit Flugblattaktionen und einer kleineren Demonstration. Das örtliche Alternativzentrum „Villa“, das Andersdenkenden und -aussehenden den einzigen Schutz gewährleistet, wird erfolgreich gegen Naziübergriffe verteidigt, auch wenn die spätere Schließung von städtischer Seite nicht verhindert werden kann. In Anbetracht des immer enger werdenden braunen Rings um Leipzig und dem verstärkten Auftreten von Faschos auch in Connewitz, wird der Antifaszene klar, daß sie sich zu lange auf ihrem guten (meint schlagkräftigen Ruf) ausgeruht hat. Alte Strategien scheinen an ihre Grenzen gelangt zu sein. Die Verbindung von militanten Nazis und der „normalen“ Bevölkerung ist mit herkömmlichen Mitteln nicht aufzubrechen. Aus dem OAP heraus gründet sich das Bündnis gegen Rechts (BgR), das, wie der Name schon sagt, verstärkt auf Bündnispolitik mit der verbliebenen demokratischen Öffentlichkeit setzt. Über eine zu schaffende breite Medienresonanz sollen am Beispiel Muldental die Verhältnisse in der Provinz thematisiert werden. „Das Ende faschistischer Zentren, wie wir sie kennen“, so das Kampagnenmotto, rückt den rassistischen Konsens der deutschen Bevölkerung in die Mitte der politischen Analyse. Ihren Höhepunkt findet die Aktion nach einer ausgedehnten Infotour durch deutsche Städte, wo der Rest der autonomen Linken aufgesammelt wird, am 19.11.96 in Wurzen. Dort demonstrieren 6000 Linke gegen den deutschen Normalzustand. Natürlich ist es dem BgR nicht gelungen, in Wurzen Kreuzberger Verhältnisse herzustellen, allerdings werden die Einschätzungen zur Faschosituation im Nachgang von linksradikalen bis bürgerlichen InterpretInnen übernommen. Im Juni 96 findet im Laden ein Benefiz mit Surrogat und Tocotronic für linksradikale Projekte statt. Mit „Freiheit macht arm – Ereignis für strategische Rohstoffe“ verbindet sich auch der Versuch des Conne Island, die Verquickung von Kultur und Politik dem eigenen Publikum transparent zu machen und sich dadurch von herkömmlichen Wohltätigkeitsveranstaltungen abzusetzen. In einem Redebeitrag heißt es dazu: „Das Verständnis von Kultur GEGEN die herrschende Kultur, sei es auf der Straße, im Wohnzimmer, im Äther, in der Schule, im Club, Feuilleton oder sonstwo ist eine der wichtigsten Grundlagen gegen den Zeitgeistscheiß. Nur dann läßt sich über Veränderung reden. Nicht über das Einrichten in den bestehenden Verhältnissen. Das ist die Qual der Wahl.“ Wie auch an den ab diesem Jahr regelmäßig im Newsflyer erscheinenden „Seiten der Wichtigsten“, in denen die jeweils attraktiven Musikrichtungen auf ihr identifikatorisches Potential befragt werden, abzulesen ist, gibt es, ausgenommen die Diskussionen um Biohazard und Hardcore, kaum Skepsis gegenüber dem Subversionsmodell Pop. Das ändert sich spätestens mit der Diskussionsveranstaltung „Mainstream der Minderheiten“, die ein wiederholtes Mal versucht, die Grenze von Mainstream und Subculture für obsolet, genaugenommen nicht existent zu erklären. Links oder Hipster, beides zusammen wird nicht mehr gehen. Wie um den Abschied zu erleichtern, rührt der Sänger Heinz-Rudolf Kunze eine Debatte um die Radioquotierung deutschsprachiger Musik an. Bands, die eben noch hier gespielt haben, sollen dafür herhalten, Deutschland vor dem „musikalischen Genozid“, wie das damals genannt wurde, zu bewahren. Bestätigung über die, wenn überhaupt, oftmals diffuse linke Politisierung und Selbstverortung des Publikums und dem sich daraus ergebenden Zwiespalt, als Konzertort auf eben dieses Klientel angewiesen zu sein, als politischer Laden sie aber nicht dort abholen zu wollen, verschafft man sich schließlich mit der auch heute noch lesenswerten BesucherInnenumfrage, die mittels eines semiwissenschaftlich anmutenden Fragebogens in Zeitgeist-Marktforschungs-Manier im Sommer 1996 durchgeführt wird.

Der Infoladen zieht vom Zoro in die Koburgerstraße, der Laden präsentiert sich samt Newsflyer auf der neuen Internetseite und die „Keeping ‘tha Island beautyful“-Gala Crew entdeckt, dass zum ansonsten landschaftsgestalterischen Hedonismus auch kulinarische Genüsse gehören.

Was 1996 in Wurzen sozusagen vor der eigenen Haustür deutlich wurde – die ungehemmte Ausbreitung einer dominanten Nazisszene, eingebettet in einen gesellschaftlichen rechten Konsens - sollte in den kommenden zwei Jahren erst seine volle Wirksamkeit entfalten. Als am 1. März 1997 5000 Nazis, soviel wie seit Ende des II. Weltkrieges nicht mehr, gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung durch die ehemalige „Hauptstadt der Bewegung“ NPD-Aufmarsch, 10.6k marschieren, wird nur von den wenigsten verstanden, dass es sich hier erst um den „Startschuß“ zu einer neuen Nazioffensive handelt. Doch spätestens seitdem bekannt wurde, daß die NPD und ihre Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) planen, am 1. Mai, dem Tag der „nationalen Arbeit“ in Leipzig aufzumarschieren, können vor dieser Entwicklung nicht mehr die Augen verschlossen werden. In der Folge häufen sich die Aufmärsche und Kundgebungen der Nazis, und es dauert eine Weile, bis es der Antifa-Bewegung gelingt, mit ihrem dezentralen Konzept wirksame Methoden zur Störung zu entwickeln. Bis dahin schlägt man sich in Bündnisgesprächen mit den wankelmütigen Genossen und Genossinnen vom DGB und Co. herum, bei denen immer klarer wird, wie sehr sie Wegbereiter und Vertreter der „Neuen Mitte“ und demzufolge nicht bereit sind, der Präsenz der Nazis etwas entgegenzuhalten. Die Wende gelingt schließlich am 1. Mai 1998 in Leipzig. Vor dem Völkerschlachtdenkmal müssen tausende frustrierte Kameraden im Polizeikessel mitansehen, wie die Autonome Antifa ihrer Wahnvorstellung von deutscher Arbeit, Disziplin und Ordnung mit einer Mischung aus Randale, Party und Chaos die Schau stehlen. Spätestens seit Leipzig ist es für die Nazis dann nicht mehr attraktiv, sich auf Kundgebungen die Beine in den Bauch zu stehen und gelegentlich noch eine vor den Hals zu bekommen. Ist damit zwar der braunen öffentlichkeitswirksamen Präsenz ein Riegel vorgeschoben, ändert sich natürlich nichts an der Realität „national befreiter Zonen“ in ganzen Landstrichen. Ladenintern bewegt ab Frühjahr 1998 ein ganz anderer Streit die Gemüter. Am geplanten Konzert der Oi!-Bands Lokalmatadore und Kassierer entbrennt eine Diskussion über sexistische Inhalte beider Combos, die sich schnell, da das Montagsplenum die Diskussion regelrecht abwürgt, zum Vorwurf sexistischer Verfahrensweisen am Laden selbst ausweitet. Unterstützt durch die Forderungen von Frauen, die sich aufgrund der Auseinandersetzungen als Antifaschistischer Frauenblock Leipzig (AFBL) organisiert haben, werden in der Folgezeit zwar ein Diskussionsdefizit konstatiert und die Ladenstruktur auf das Manko fehlender Gleichberechtigung hin abgeklopft, an sich aber bleibt der Konflikt ungelöst und zieht sich in Ausläufern bis in die Gegenwart hin. Das neue Jahr beginnt mit einer richtungsweisenden Forderung an das Konzertpublikum: Seit dem 1. Januar 1999 wird zur finanziellen Unterstützung des am Laden beheimateten Bündnis gegen Rechts auf jede Eintrittskarte, jedes Freiabo und jede noch so gewiefte Gästelistenplazierung eine „Antifa-Mark“ erhoben. Herrscht beim Plenum Einmütigkeit über die Notwendigkeit dieser Maßnahme – vom Publikum möchten wir hier lieber nicht reden – ist das Arbeitsklima am Laden schon seit längerer Zeit gespannt, ja sind zeitweilig sogar harsche Auseinandersetzungen zwischen Mitarbeitern der oberen Verwaltungsebene an der Tagesordnung. Ausgehend von der seit Herbst 1998 im Plenum geführten Strukturdebatte, die einerseits den politisch-kulturellen Anspruch, andererseits die strukturelle Funktionsfähigkeit – eben auch im Hinblick des Vorwurfs sexistischer Verfahrensweisen – einer Prüfung unterziehen soll, entschließt man sich deshalb nach langem Hin und Her zu einem Novum in der Ladengeschichte: die zeitliche Enge des Montagsplenums umgehend, führt man die Praxis eines alljährlichen gemeinsamen Arbeitswochenendes ein.

Ungeachtet der Tatsache, wie vergnüglich und zwischenmenschlich „bedeutsam“ sich so ein Betriebsausflug gestalten kann, da man ja endlich mal die Gelegenheit hat, die verschiedensten Leute „im Schlafanzug beim Zähneputzen“ erleben zu dürfen (so der Wunsch einer langjährigen Mitarbeiterin), stehen diese Ausfahrten natürlich vorrangig im Kontext des erkannten Diskussionsbedarfs. An Hand der persönlichen Einschätzungen zum Ist-Zustand, die immer wieder die über die Jahre sinkende Motivation zum Ausdruck bringen, bereitet man im ersten Jahr mittels einer Kurzdefinition der längst fälligen Neubestimmung des Conne Island-Selbstverständnisses den Weg: 1. Den Laden eint ein „Anti-Nazi-Konsens“ 2. Das Conne Island ist ein multipler und multifunktionaler Laden 3. Es ist ein sozialer Ort unter explizit kulturellen und politischen Prämissen, wobei 4. die Kultur vom Politischen abhängig ist. Bei der perspektivischen Diskussion der als Grundsäulen des Ladens verstandenen Arbeitsfelder Kultur und Politik wird festgehalten, dass das kulturelle Angebot über den Anti-Nazi-Konsens hinaus, der ja noch kein linkes Selbstverständnis einschließt, nach subkultureller Berechtigung und Aktualität, der spezifischen Situation in Leipzig und der Region und ihrer gesellschaftskritischen Ausrichtung an sich, hinterfragt werden muß. Bei der letztjährigen Diskussion verstärkt sich hingegen der Eindruck, dass sich die einstmalige Vorreiterrolle des Ladens mit der Entpolitisierung der gesamten Popkultur verliert, ja sich das Conne Island als eine Art Relikt vergangener Zeit präsentiert, was unserer Selbsteinschätzung natürlich keinen Abbruch tut, dass wir, wenn schon der letzte linke Laden dieser Größenordnung, dann auch der beste sind. Wenn die inhaltlichen Positionen auch auseinander gehen und oftmals mehr Fragen gestellt als beantwortet werden, der Ladenfrieden jedenfalls wird so jedes Jahr aufs Neue gerettet. Ein fulminanteres Äquivalent zu den auch am Laden geführten Diskussionen stellte der im Herbst 1999 in Leipzig abgehaltene „Verstärkerkongreß“ dar. Gemeinsam mit bundesdeutschen Antifagruppen und Einzelpersonen werden hier die Nazidominanz in öffentlichen Räumen, kulturelle Hegemonie und Möglichkeiten linksradikaler und antifaschistischer Strategien thematisiert, nicht ohne sich einzugestehen, dass die Kongresspraxis dem schwächelnden Ist-Zustand der Linken nicht viel mehr als den Raum bietet, verbleibende Interventionsmöglichkeiten perspektivisch im bundesweiten Rahmen zu diskutieren. Szene-Veteran Moses „Zap“ ist es vorbehalten, die angesichts allgegenwärtiger kapitalistischer Vermarktungstendenzen grassierende Beliebigkeit von Jugendsubkultur mit den Worten, „von daher entsichere ich bei dem Wort ‘Subkultur’ 1999 zunächst einmal meine Waffe“, zu beschreiben.

Daß gesellschaftskritisches Engagement nicht unbedingt belohnt wird, zumindest wenn es sich indirekt gegen die eigenen Mäzene richtet, dem sah sich der Laden bereits ein paar Monate früher ausgesetzt. Gemeint ist die hier auf dem Vorwurf, der Verein rufe zur Gewalt gegen die städtische Ehrung des ehemaligen OBM’s Goerdeler auf, basierende vorübergehende Stornierung der kommunalen Fördermittel durch den Oberbürgermeister Leipzigs, Wolfgang Tiefensee, Mitte 1999. Die dadurch hervorgerufenen Unstimmigkeiten mit der Stadt können zwar aus dem Weg geräumt werden, die Vorgehensweise macht aber auch deutlich, in welchem Maße die Stadtverwaltung bereit ist, Einmischungen seitens eines von ihr geförderten Projekts hinzunehmen. Begrüßenswerte Unterstützung erfolgt durch personelle Auffrischung seitens jüngerer Jahrgänge, allen voran durch die Anbindung des Fußball-Kreisklassenschrecks Roter Stern samt seines großen Freundeskreises, so dass inzwischen, je nach Zählung, von der vierten Generation am Laden berichtet werden kann. Auf der Suche nach Räumlichkeiten stößt auch das Antifaschistische Schulnetz (ASN) auf den Laden, aus deren Umfeld sich mit der Zeit eigene Inhalte und Gruppierungen entwickeln.

Die Beziehungen zur Connewitzer Szene werden hingegen im Sommer 2000 wieder einmal auf eine harte Probe gestellt. Anlaß ist die im Werk II veranstaltete Popkulturmesse „Neue Beiträge zur Deutschen Popkultur“. Die Kritik, die vom Conne Island mit gewerkschaftsmäßig anmutender Nonchalance am Ort des Geschehens vorgetragen wird, entzündet sich vorrangig daran, dass sich die Festivalveranstalter nicht entblöden, im gesamtgesellschaftlichen Kontext neuen alten deutschen Großmachtstrebens und rassistischer Alltagskultur das scheinbar unscheinbare Wörtchen „deutsch“ mit in den Festivaltitel aufzunehmen und somit fleißig an der nationalen Ummantelung des Pop zu werkeln. Daß die Suppe dann doch nicht so heiß gegessen wurde, wie es die Rezeptur eigentlich versprach, verdeutlicht die Teilnahme des Ladens an der diesjährigen Ausrichtung der Messe, auch wenn einmal mehr deutlich wird, wo in Sachen Kritikfähigkeit und kulturpolitischer Anspruch in Connewitz die Grenzen verlaufen. Kritik wird auch geübt, als es im Herbst 2000 heißt: „Save the Resistance! Gegen Überwachungsgesellschaft und Sicherheitswahn!“ Der Demo Save the Resistance, 10.1k bundesweiten Demonstration in Leipzig geht die Law- and Ordermentalität der Stadt Leipzig voraus, die nicht nur in Connewitz versucht, mittels Kameraüberwachung, Polizeikontrollen und weiteren Schikanen, die Szene zu kriminalisieren und ihrer sicherheitspolitischen bundesweiten Vorreiterrolle gerecht zu werden. Eine Woche voller Demonstrationen am Connewitzer Kreuz und in der Innenstadt kann zwar den partiellen Abbau der Kameras als Erfolg verbuchen, der zügig voranschreitenden Entwicklung hin zur Überwachungsgesellschaft sieht man sich jedoch weiterhin ausgesetzt.

Womit wir beim heute angelangt wären. Wie an anderer Stelle angedeutet, ist es nicht in unserem Sinne, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums in Manier des örtlichen Anglerverbands in Freudentaumel auszubrechen, wenn auch aus rückblickender Perspektive in vielen Punkten berechtigter Grund zur Freude besteht. Neben der Bestandsaufnahme von eingelösten und verspielten Erwartungen, von Fehlern und richtungsweisenden Entscheidungen und so vielem mehr, sollten vielmehr die Herausforderungen der Zukunft im Vordergrund der Feierlichkeiten stehen, deren Bewältigung zu gewährleisten, die Aufgabe der nächsten zehn Jahre darstellt. In diesem Sinne.

Danke.


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last modified: 28.3.2007