Worum es uns geht
Keine Atempause, Geschichte wird gemacht - Es geht voran
sangen FEHLFARBEN in den Achtzigern. Sechs Jahre nach der Auferstehung des
neuen Super-Deutschland gilt dies natürlich immer noch.
Die Geschichte jedoch wird von einer Linken maximal als Treppenwitz bestimmt.
Das konstruktive Mitgestalten der Einheit zog so
manchen einstigen radikalen Kritiker in den Bann des Aufschwung
Deutschland. Woher dies rührt, gibt uns im einzelnen immer wieder
Rätsel auf. Durchgesetzt hat sich schließlich das sog-hafte
sozialpartnerschaftliche Miteinander, das nicht mehr fragt
warum, sondern nur noch wie.
Deshalb stellen wir die Frage: Warum das, wer braucht eine radikale Kritik der
Verhältnisse? Und merken an, daß man vor der Antwort den Standort
wählen muß.
Diese Wahl fällt uns nicht schwer. Geschichte, die vorangeht, lehrt uns
die Kritik der Verhältnisse vom Rande her. Dort suchen wir die Position,
die sich nicht vereinnahmen läßt, weil sie nicht zur Mitte (der
Gesellschaft) will.
Zum Begriff linksradikal
Der explizite Bezug auf die West-Linke gilt uns als hausgemacht. Dabei stellen
wir uns bewußt in die Tradition von 68 an, um zu ergründen, ob
mit dieser Vergangenheit zu brechen ist oder auf ihr aufgebaut werden kann. Der
Begriff der Neuen Linken verlangt zurecht nach der Neu-Belebung
eines außerparlamentarischen Politikverständnisses, das weder den
Marsch durch die Institutionen, noch eine Wende nach rechts
ermöglicht. Diese Fehler der Vergangenheit gilt es zu ergründen und
zu vermeiden.
Bewußt benutzen wir deshalb den Begriff radikale Linke. Nicht
um eines klaren Weltbildes wegen, sondern aus der Widersprüchlichkeit des
Antagonismus von Kapital und Arbeit und unser eigenen Faulheit, acht Stunden am
Tag arbeiten zu gehen. Wir gelten also als nur bedingt reproduzierfähig,
was sich natürlich auf unsere materielle Situation auswirkt. Alle drei
Projekte, die durch dieses Benefiz unterstützt werden sollen, brauchen
dringend Geld.
Dabei gilt uns ein Konzert nicht ausschließlich als simpelste Variante,
um an Geld zu kommen (oder gar, um Kulturidioten zu
schröpfen). Entscheidend ist ebenso die Vermittlung unseres
Grundverständnisses, daß sich Politik und Kultur nicht
ausschließen dürfen und im Gleichklang funktionieren müssen.
Die Ästhetik des Widerstandes hat viele Facetten. Sie aus
Überfrachtung des eigenen Politikstils zu vernachlässigen, ist ein
Manko, auf das die Linke - seit ihrer Existenz - in Deutschland nicht unbedingt
stolz sein sollte.
Warum ein Benefiz für linksradikale Projekte in
Leipzig?
Die Projekte, die durch das Benefiz unterstützt werden sollen, sind der
Infoladen, das Antifa-Presse-Archiv Leipzig und das Kgb
(Koordinierungsgruppenbüro, entspricht einem Ermittlungsausschuß).
Alle drei spielen eine wichtige Rolle innerhalb von Leipzig für die linke
Szene. Teilweise schon seit Jahren werden die Projekte von der leidigen
Geldfrage geplagt. Die finanzielle Absicherung geschieht mehr schlecht als
recht und behindert die inhaltliche Arbeit. Deshalb haben sich die drei
Projekte gemeinsam mit dem Conne Island überlegt, ein Benefizkonzert zu
veranstalten, um den Projekten wenigsten für einige Zeit finanziell unter
die Arme zu greifen.
Die Situation in Leipzig & Umgebung
In Leipzig und z. Zt. vor allem in der Umgebung (Wurzen, Delitzsch, Altenburg
u.ä) sind die Faschos sehr aktiv und es bilden sich neue Zentren und
Strukturen. Informationen darüber treten in der Öffentlichkeit kaum
zutage. Daher werden gerade Projekte, die solche Informationen sammeln,
aufarbeiten und öffentlich machen, immer wichtiger.
Geprägt wird die politische Arbeit jedoch auch durch die restriktive
Innenpolitik des Freistaates Sachsens, die u.a. bei der
Flüchtlingspolitik offensichtlich wird. Verschärft wird die Situation
durch das sächsische Polizeigesetz, welches der Polizei im bundesweiten
Vergleich weitgehende Befugnisse zusichert.
Die besetzten Häuser in Leipzig befinden sich im Spannungsfeld der
städtischen Politik, die bestehende Häuser legalisieren und befrieden
will und der Landespolitik, der selbst dies zu weit geht und die möglichst
alles räumen möchte. Einigkeit herrscht jedoch zwischen beiden:
Neubesetzungen darf es seit Ende 1992 nicht mehr geben. Alle späteren
Versuche sind dementsprechend auch gescheitert und bescherten lediglich dem Kgb
Arbeit wegen anstehenden Prozessen.
Diese Entwicklungen bedrohen alternative Projekte und Strukturen auch in
Leipzig.
Die Arbeit der drei Projekte richtet sich gegen diese Entwicklungen und soll
faschistische Strukturen, staatlichen Rassismus und Repression aufdecken und
betroffenen Menschen helfen.
Leider ist die Zukunft der drei Projekte ungewiß, weil sie sich
größtenteils durch private Gelder der MitarbeiterInnen finanzieren
und dies auf Dauer nicht zu tragen ist, zumal bei steigenden Ausgaben.
Spendenaufrufe sind nicht von Erfolg gekrönt; nur wenns mal
brennt, sind mehr Menschen bereit, mitzuarbeiten und auch mal was
zu bezahlen. Die Arbeit der Projekte kann und darf aber davon nicht
abhängig sein. Sie macht nur Sinn, wenn sie kontinuierlich stattfindet.
Auch wäre nach unserer Ansicht eine Erweiterung der Arbeit wichtig, dies
würde durch finanzielle Unterstützung auch möglich sein.
Antifa-Presse-Archiv
Das Antifa-Presse-Archiv Leipzig ist momentan noch im Aufbau begriffen. Es
müssen zur Zeit viele grundlegende Sachen angeschafft werden, damit in ein
paar Wochen das Archiv arbeitsfähig und für die Öffentlichkeit
zugänglich ist.
Die MitarbeiterInnen beschäftigen sich hauptsächlich mit
Sachsen-betreffenden Faschoaktivitäten, ohne den überregionalen Bezug
zu verlieren. Informationen laufen dabei durch die Zusammenarbeit mit Gruppen
aus anderen Städten zusammen. Ein wesentlicher Inhalt der Arbeit ist aber
auch die Sammlung von Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und
Büchern zu diesem Gebiet. Die Anschaffung all dieser Materialien ist
natürlich sehr kostenintensiv, jedoch wichtigste Grundlage für eine
gute Archivarbeit.
Die Nutzung des Archivs wird wichtig für die theoretische und praktische
Arbeit vieler Menschen und Gruppen sein. Zum Beispiel wird die Arbeit von
Antifa-Zeitungen und -gruppen durch das Antifa-Archiv erleichtert.
Das Archiv ist eng an den Infoladen angebunden und arbeitet mit ihm zusammen.
Postadresse: Antifa-Presse-Archiv, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
Infoladen
Im Infoladen sind die Themen, zu denen archiviert und gearbeitet wird, breiter
gefächert (Rassismus, links-radikaler Widerstand, Repression, Trikont,
Feminismus, Hausbesetzungen, Religion & Sekten, Antimilitarismus,
Gentechnologie, Tierrechte). Ca. 30 Zeitschriften werden im Abo bezogen,
Tageszeitungen regelmäßig für das Archiv ausgewertet, in der
Bibliothek befinden sich im Moment etwa 1.200 Bücher. Die gesamten
Bestände (Artikel, Zeitschriften und Bücher) werden nach und nach im
Computer erfaßt und sind für alle BesucherInnen frei
zugänglich. Bücher werden ausgeliehen.
Die Räumlichkeiten des Infoladens stehen verschiedenen Gruppen offen. So
findet jeden Montag die (totale) Kriegsdienstverweigerungsberatung der
Leipziger Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär statt. Die
antirassistische gruppe trifft sich ebenfalls im Infoladen.
Außerdem nutzen andere Gruppen die Räume des Infoladens sporadisch.
Der Infoladen arbeitet eng mit verschiedenen Gruppen in Leipzig zusammen, z.B.
bei der Organisierung von Veranstaltungen, Recherchen oder beim Schreiben von
Artikeln.
Der Infoladen würde gern den Bücherbestand auf dem aktuellen Stand
halten, sowie die Zeitschriften weiterhin beziehen. Da inzwischen eine
größere Geldspende von vor 2 Jahren verbraucht ist und die laufenden
Kosten die privaten Geldbörsen bei weitem überfordern,
ist der Infoladen auf Geld von außen dringend angewiesen.
Adresse: Infoladen im Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig, Tel+Fax:
0341-311044, Donnerstag & Sonntag 15-20 Uhr
KGB
Das Kgb ist eine Gruppe von Leuten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Opfern
von staatlicher Repression juristisch beizustehen. Das Kgb gibt es seit 1992.
Damals schoß die Polizei bei dem Versuch, zwei minderjährige
Autodiebe festzunehmen, einem unbeteiligten Hausbesetzer durch die Hüfte
und verschwand vorerst, ohne ärztliche Hilfe zu holen. Um den
Schußwaffengebrauch zu rechtfertigen, starteten sie kurze Zeit
später einen Großangriff auf Connewitz, wo meisten besetzten
Häuser standen. 41 Leute wurden festgenommen, manche saßen ein
halbes Jahr oder länger hinter Gittern, die Staatsanwaltschaft sprach im
Vorfeld von Haftstrafen zwischen 8 und 10 Jahren. Damals enstand das
Koordinierungsgruppenbüro, welches u.a. Kontakt zu RechtsanwältInnen
aufnahm und ein Spendenkonto einrichtete.
Inzwischen bietet das Kgb regelmäßig Beratung zu juristischen Fragen
an und unterstützt finanziell Opfer staatlicher Repression, die nicht in
der Lage sind, die Kosten selber zu tragen. Das Geld wird ausschließlich
für Anwalts- und Gerichtskosten verwendet, jedoch nicht für
Geldstrafen und nicht für die Büromiete bzw. -kosten. Bei
Demonstrationen und Aktionen kann das Kgb als Ermittlungsausschuß genutzt
werden. Außerdem organisiert das Kgb Veranstaltungen zur staatlichen
Repression gegen linke Politik.
Da die finanziellen Reserven von 1992 zu Ende gehen und mittlerweile wieder
viele Prozesse in Leipzig anstehen, die jedoch keine Spendengeldern einbringen,
weil viele sie für unbedeutend halten oder gar nicht erst wahrnehmen,
benötigt das Kgb Geld, um die Arbeit fortsetzen zu können.
Adresse: KgB, c/o Infobüro, Peterssteinweg 13, 04107 Leipzig, Tel: 0341-2119312,
Dienstag 14-18 Uhr |