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Aufruf zu Gegenaktivitäten zum Naziaufmarsch am 1. Mai in Leipzig!Die Generalprobe in Passau ist den Nazis gelungen. Ca. 5.000 Faschisten
übten fleißig im Sitzen, was sie am 1. Mai auch wieder auf der
Straße demonstrieren wollen - einen Naziaufmarsch. Nicht irgendeinen, wie
wir ihn in der letzten Zeit schon zu oft erleben mußten, sondern den
größten seit Bestehen der Bundesrepublik. Zwischen 10.000 und 15.000
Teilnehmer werden von der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und
ihrer Jugendorganisation den Jungen Nationaldemokraten (JN) in Leipzig erwartet.
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Es ist nicht geplant, in sicherer Entfernung von den Faschos eine Demonstration
durchzuführen, denn wir wollen den Faschoaufmarsch verhindern! Das geht
natürlich nur dort, wo die Faschos sind. Kommt deshalb alle zu den Treffpunkten: 1. Völkerschlachtdenkmal, ab 8.00 Uhr (11.00 Uhr soll der Faschoaufmarsch dort beginnen) 2. Sachsenplatz, 9.00 Uhr 3. Weißeplatz, 9.00 Uhr Nähere Informationen unter: 0341-9405407 (Infoschleife) und 0177-335114700: Mo. 20.00-22.00 Uhr; Do. 16.00-20.00 Uhr, ansonstenAnrufbeantworter. |
Die NPD/JN in Sachsen
Die NPD und JN gelten ja schon seit längerem als Auffangbecken für
sowohl militante als auch nicht-militante Faschisten. Aber spätestens seit
dem Naziaufmarsch in München ist sie auch wieder die aktivste und
erfolgreichste Organisation im Nazispektrum geworden. Und nirgendwo wird dies
deutlicher als in dem braunen Landstrich im Osten des Landes. Das Konzept der
"befreiten Zonen" ist hier großteils umgesetzt. Dies bedeutet: Akzeptanz
der Naziaktivitäten in der Bevölkerung dank des rechten Konsens;
nicht-akzeptierte Menschen, vor allem MigrantInnen, vertrieben; jede Woche eine
Party oder ein Konzert mit zum Teil über 1.000 Teilnehmern und zu guter
Letzt aller Vierteljahre ein Naziaufmarsch allein in Sachsen (1. Mai 97 in
Grimma - 200 Nazis, 5. Juli 97 in Zittau - 500 Nazis, 29. November 97 in
Görlitz - 300 Nazis, 24. Januar 98 in Dresden - 1.200 Nazis).
Schon seit der Wende 1989 legen die Nazis besonders große Bemühungen
auf den Freistaat Sachsen und die sogenannte "Heldenstadt" der "friedlichen
Revolution" - Leipzig. Der Wille, nach der Niederlage im Vorjahr erneut in
Leipzig demonstrieren zu wollen, verdeutlicht nochmals nachhaltig das besondere
Interesse des NPD-Bundesvorstandes an der organisierten und noch zu
organisierenden Naziszene in Sachsen. Schließlich verfügt die NPD
hier mit ihren 19 Kreisverbänden über ein nahezu
flächendeckendes Netz und auch über das Mitgliederpotential: 1.000
der bundesweit ca. 5.000 Mitglieder. Allein in Leipzig, wo auch der
stellvertretende Bundesvorsitzende der NPD, Jürgen Schön, wohnt, hat
die NPD über 200 Mitglieder und damit den größten Kreisverband
überhaupt. Im Dresden befindet sich seit dem Zuzug von Oliver Händel
(JN-Bundesvorstand) und Katharina Handschuh (Bundesmädelbeauftragte der
JN) seit Oktober 1997 die Bundesgeschäftsstelle der Jungen
Nationaldemokraten. Daß mit Oliver Händel einer der Organisatoren
des Münchener Aufmarsches nach Sachsen gezogen ist, dürfte dabei kein Zufall sein.
Laut Verfassungsschutz will die NPD ab jetzt ihre ganze Kraft darauf
konzentrieren, bei den sächsischen Landtagswahlen 1999 einen
"Prestigeerfolg" zu erzielen. Bis zu den Kommunalwahlen will die NPD deshalb
versuchen, in allen Kreisen Verbände zu gründen, die ihre Kandidaten
aufstellen. Selbst die berüchtigte Wurzener Kameradschaft will sich nach
Eigenaussage am Wahlkampf der NPD beteiligen.
Aber auch bei bundesweiten und internationalen Parteiaktionen spielen die
"Kameraden" aus Sachsen eine wichtige Rolle. So fuhren nach München und
Passau jeweils mehrere Reisebusse aus Leipzig, Wurzen, Dresden und
Weißwasser ab. In Passau war der sächsische LV mit 600 Abgeordneten
der stärkste und die Leipziger Kameraden durften sogar den Saalschutz
übernehmen. Zu den Franco-Gedenktagen nach Spanien fuhr der Bus mit den 60
deutschen Delegierten der NPD ebenfalls aus Sachsen ab.
Neben dieser strukturellen Organisation und der Parteiarbeit spielt für
die NPD/JN in Sachsen aber auch die Integration von militanten Neonazis eine
große Rolle. Mehrere "autonome Kameradschaften" finden den Weg in die
parteilichen Strukturen, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufgeben zu
müssen. So verwundert es auch nicht, daß der bekannte Wurzener
Kameradschaftsführer Marcus Müller seit über einem Jahr den KV
Muldentalkreis führt. Eben jener Markus Müller, der auch bei dem
Nazi-Überfall auf den Zug nach Dresden am 24.01.98 beteiligt war - neben
anderen bundesweiten Kadern, wie Sascha Wagner oder Ulli Diehl. Als weiteres
Beispiel ist die Aufnahme der "Nationalen" zu nennen, welche in Sachsen nach
ihrer Selbstauflösung teilweise komplett in die NPD eintraten.
Guten Morgen, Antifa
"Antifa heißt Ausschlafen" haben wir vor einem Jahr ironisch
konstatiert. Aber angesichts der Entwicklung der Naziaktivitäten und den
Reaktionen der Antifa, die in letzter Zeit diesen Spruch wohl etwas zu
wörtlich genommen hat, heißt es am 1. Mai, den Naziaufmarsch
unbedingt und mit allen Mitteln zu verhindern. Nach Stavenhagen, Dresden und
Passau, wo die Aktivitäten der Nazis nicht verhindert werden konnten, gilt
es ihnen jetzt in Leipzig, oder wo immer am 1. Mai die Faschos auch
aufmarschieren wollen, eine herbe Niederlage zu bereiten.
Mit einem Verbot des Aufmarsches ist dieses Jahr nicht zu rechnen, da die NPD
ihn als Wahlkampfveranstaltung deklariert hat. Außerdem umgeht sie mit
ihrer frühzeitigen Anmeldung - knapp ein Jahr im Voraus - einer
Verbotsverfügung, die mit dem Polizeinotstand begründet wird. Wir
gehen davon aus, daß die Faschos dieses Jahr auf alle Fälle unter
dem Schutz der Staatsgewalt marschieren dürfen.
Auch die Zahlen von 10.000 - 15.000 Nazis halten wir für realistisch, da
die Mobilisierung schon seit fast einem Jahr läuft und die Nazis in der
Zone schon längst das Zahlenverhältnis zu ihren Gunsten gekippt
haben. Auch der Aufmarsch in München und der "Kongreß" in Passau
haben gezeigt, daß der überwiegende Teil der Nazis aus dem Osten
kommt. Und genau für diese Ossis muß nun die NPD ein symbolisches
Zeichen - in Form eines Aufmarsches im Osten - setzen, um sie weiterhin an sich binden zu können.
Anfang 1998 hat sich vor Ort ein Bündnis linker und liberaler Gruppen
zusammengefunden, um den Naziaufmarsch am 1. Mai zu verhindern. Das
Bündnis könnte in der Lage sein, durch entsprechende Arbeit im
Vorfeld eine Öffentlichkeit gegen den Aufmarsch zu schaffen; das und die
dadurch mobilisierten Menschen werden den Aufmarsch aber nicht allein
verhindern können. Fakt ist, daß es im Osten keine linksliberale
Öffentlichkeit gibt, die sich - wie in München am 1.3.97 - massenhaft
den Faschos entgegenstellt. Um so wichtiger ist es, daß sich alle
autonomen AntifaschistInnen an dem Tag selbst Ernst nehmen und sich nicht auf
einer traditionellen 1.Mai-Demo anhören, wie "schlecht" es um die soziale
Lage im Lande bestellt ist. Statt dessen sollte mit aller Kraft versucht
werden, den vermutlich größten Faschoaufmarsch der letzten Jahrzehnte zu verhindern.
Wer beim 1. Mai an die Revolution denkt, muß sich zuerst den
völkischen Revolutionären entgegenzustellen. Denn angesichts der
gesellschaftlichen Situation müssen wir konstatieren, daß es kaum
noch möglich ist, das Thema der sozialen Frage mit Erfolg von links zu thematisieren.
Bündnis gegen Rechts (Leipzig)
Kontakt: Bündnis gegen Rechts, c/o VL, PF 54, 04251 Leipzig
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