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Ein neuer Sammelband stört die Geruhsamkeit der Pop-Diskussion. Mainstream der Minderheiten. Pop in der Kontrollgesellschaft wird am Dienstag, den 26. November, 19.00 Uhr von den Herausgebern Mark Terkessides und Tom Holert im Conne Island präsentiert und zur Diskussion gestellt. |
Die Beziehung von Underground und Mainstream in ihrem
veränderten Verhältnis zu begreifen, läßt sich recht
schnell mit der Konstatierung verschwommener Grenzziehungen fassen. Ausgespart
bleibt dabei jedoch die Beantwortung, warum diese mutmaßliche
Dualität in sich verschmolzen ist. Und völlig außen vor ist gar
die Suche nach dem notwendigen Entwurf, der diese Entwicklung zurück in
die Arena der Gesellschaftskritik führen könnte. Motiv für das Erscheinen dieses Sammelbandes ist für die Herausgeber Mark Terkessides und Tom Holert der Vollzug des endgültigen Übertrittes von der starren Disziplinargesellschaft in die flexible Kontrollgesellschaft. Dieser meint das Aufgeben der minoritären Underground-Definition in den Mainstream. Dabei ist die gemeinhin zu verzeichnende Konsequenz des Marktes zwar die faktische Abschaffung der Ursprünglichkeit des Untergrundes, nicht aber die der Aneignung der Funktionsmultiplikatoren als, wie Terkessides und Holert es nennen, permanente Minderheitenveranstaltung vor großer Kulisse. Zu berücksichtigen bleibt in diesem Zusammenhang die langjährige Bindung der Underground-Defintionen an die jeweiligen Protagonisten, deren Sozialisationsstatus fast ausschließlich an den eines durchschnittlichen westlichen Metropolen-Mittelschichts-Jugendlichen gekoppelt ist. Allem Anschein nach begreifen die Herausgeber auch in einem solchen Kontext die historisierte progressive Repäsentationsfunktion von Pop, obgleich sie wahrscheinlich genau deshalb einräumen, daß die schon immer problematisch war. Auch Terkessides/Holert geben sich nicht der Illusion hin, im Pop mehr zu sehen, als, ein Medium symbolischer Auseinandersetzungen. Näher zu bestimmen ist aber ihr Begriff von Symbolismus. Meint er die seismografische Wiedergabe gesellschaftlicher Realitäten, oder die Funktion eines Stellvertreterkrieges auf ästhetischer Ebene? Die Herausgeber plädieren dafür, die vielfältigen Kontrollen und versteckten Homogenisierungen des Differenzkapitalismus zu analysieren. Vorausgesetzt ist dabei die oben erwähnte Existenz der Kontrollgesellschaft, die allen Pop-Aspekten ihre letzte gesellschaftsverändernde Durchschlagskraft genommen hat. Pop sollte nach ihrer Meinung nicht nur das Objekt, sondern auch das Subjekt der Analyse sein, was klarstellt, daß sie wohl keineswegs bereit sind, auf Pop zu verzichten. Ralf Die Diskussionsveranstaltung ist eingebettet in die nachfolgenden Konzerte von Need A New Drug und die Monster Party mit Jad Fair und Gilles-V. Rieder. |
Folgende Autoren kommen zu Wort: Christoph Gurk Wem gehört die Popmusik? Annette Weber Miniaturstaat Rave-Nation Christian Höller Widerstandsrituale und Pop-Plateaus Uli Hufen Rock in der Sowjetunion Feridun Zaimoglu sigarim süppkültürünüze, züppeler Diedrich Diederichsen Stimmbänder und Abstimmungen Mark Terkessides Die Eingeborenen von Schizonesien Dietmar Dath Das Jahrhundert der Jugend als Echokammer Ruth Mayer Schmutzige Fakten Tom Holert Bad Brains |