Zu Beginn mal wieder eine kleine Anekdote die so deutsch
und authentisch ist, daß ich sie, gestern erlebt, gleich heute
kolportieren will:
Handlungsort eine beliebige Cafe/Kneipe/Bar/Bistro in Leipzigs Süden.
Unterhalten sich zwei über die Bombenangriffe auf Afghanistan. Stellt doch
einer fest, daß nach Meinungsumfragen mittlerweile 80% der Deutschen
gegen die Bombardements seien. Sagt der andere, das habe den Vorteil, daß
man jetzt beruhigt auch offen dagegen sein könne. Meint ersterer wiederum,
er habe sich erst kürzlich mit dem Inhaber des
Soundso-Döner unterhalten, der verwundert war, warum die
Deutschen bisher so zaghaft gegen den Krieg waren...
Auch ich verzehre hin und wieder gerne diese vorder-asiatische oder
nah-östliche Speise. Nur vergeht mir nach solchen Äußerungen
der Appetit und mich ziehts zu BAGEL BROTHERS.
Den USA wird geraten, sie werden sogar gewarnt,
ja nicht alttestamentarisch zu reagieren. Nicht Auge um Auge,
Zahn um Zahn, sei die Parole, sondern die
Verhältnismäßigkeit von Verbrechen und Strafe. Jene
Warnung ist im Kern eine Warnung vor den Juden, denn das Alte
Testament, die hebräische Bibel, ist das A und B und C von Juden und
Judentum. Ganz abgesehen davon besagt Auge um Auge, Zahn um Zahn
nichts anderes als die Verhältnismäßigkeit von Verbrechen
und Strafe. Auch wenn jüdische Museen wie Pilze aus dem Boden
sprießen, die Unkenntnis über uns Juden und das Judentum ist
geblieben und auch die Bereitschaft, uns als Ruhestörer und
Sündenböcke anzusehen.
(Michael Wolfsohn, Allgemeine Jüdische Wochenzeitung 26. September 2001)
Montag für Montag ziehen sie wieder um Leipzig und die Ecken anderer
deutscher Städte, vornehmlich um die der innerstädtischen Kirchen,
nur ein Indiz für den zutiefst religiösen Ansatz ihrer
Friedensbewegtheit. In Deutschlands HAUPTSTADT sollen es am 23. September sogar
4000 Menschen gewesen sein, die, als Postulat ihres fundamentalen
Friedenswillens, den noch während des Kosovo-Krieges beschimpften
Außenamts-Fischer samt seinem ministralen Bau anbeteten. Daß es
... vierzehn linke Gruppen ... gewesen sein sollen, welche jene
Demonstration durchführten, war sogar dem sächsisch-anheimelnden
Sender für zu enge Blue-Jeans tragende Dreißigjährige, Oldie
FM, eine eigene Meldung im radikal kurzen Nachrichtenblock wert.
Schaffte es die (radikale) deutsche Linke unmittelbar nach den barbarischen
Akten vom 11. September, nur mühsam ihre klammheimliche Freude
über die Zerstörung der Symbole des Kapitalismus zu
verbergen, und letztlich die Täter und sich selbst zu Opfern zu
stilisieren. Schließlich konnte noch jeder auf seine persönliche
historische Verletztheit durch das Schweinesystem (Droste)
verweisen. Und wenn nicht, so wußte man, wie schon immer Linke es
wußten, von vielen anderen Verletzten, die man aber wie so oft gar nicht
gefragt hatte, ob sie der Fürsprache bedürfen, sie wollen. Erst
einmal die deutsche Opferrolle vorwärts begonnen, wie seit 19945 eifrig
trainiert, folgt konsequent die pathische, weil durch Ausfall jeglicher
Reflexion gekennzeichnete, Projektion auf die Anderen als die eigentlichen
Täter. Wie das geht beschreibt Wiglaf Droste in einer Satire auf das
alljährliche Gedenkenszenario um den 20. Juli wie folgt:
Ob Militaristen, Sozialisten, Kommunisten, Christen, Seifenkisten ...
jede Lobby hat ihre (... ) Toten. Das ist gut fürs Selbstverständnis,
fürs Gefühl und fürs Image. Wer die Leichen von gestern
hätschelt, braucht sich um die von heute nicht zu scheren. Die Deutschen,
die ein Drittes Reich ebensowenig verhindert haben, wie sie es bei
einem eventuellen Vierten tun werden, sind durch den posthumen
Zugriff auf eine Handvoll Widerstandskämpfer in den Genuß der
Kolllektivunschuld gelangt (und) dürfen heutzutage reklamieren, zur
Erbengemeinschaft Widerstand e.V. zu gehören.
(Wiglaf Droste; War Hitler Antifaschist?)
Sie stellen sich mit ihrem: ... kein Krieg ...-geschrei in den
Backround-Chor der politisch-repräsentativen Charaktermasken aus Kanzler-,
Außen- und sonstigen Ämtern der postfaschistischen (?) deutschen
Demokratie, die da wohl eher ergänzen würden: ... ohne
Deutschland ..., obschon ihnen der Sabber des Kriegsappetites als fast
animalischer Reflex aus den Mundwinkeln zu laufen scheint, nur noch nicht
wissend, oder es sich nicht wagend, wen als potentiellen Kriegsgegner zu
benennen. Daß im Zuge aktuell beanspruchter, internationale
Vermittlungsaufgaben, gerade im Nahen Osten, vorallem Israel, als, über
friedliche Politikgestaltung von Deutschland zu belehrendes Staatswesen,
gewissermaßen Platz eins auf der deutschen Friedens-Indexierung einnimmt,
bemerkt wieder mal niemand. Es ist sowieso erstaunlich, daß, obwohl
keiner der bekannten Attentäter des 11. September ein sogenannter
Palästinenser war, sofort links-deutsches Interesse auf israelische
Re-Aktionen focussiert war. Als wäre dortzulande der palästinensische
Terror nicht fast normal weitergegangen und bedurfte unmittelbaren
Gegenhandelns. Israel fand sich sofort wieder, wie einst beim 6-Tage Krieg
1967, in der Rolle als Speerspitze der USA. Von den an die Adresse des Staates
der Holocaust-Überlebenden existenzgefährdenden Drohungen
gerade jetzt Vernunft walten zu lassen ganz zu schweigen. Daß
das Attentat Teil eines Glaubenskrieges war und ist, der den USA, Israel
und allen Juden der Welt (Bin Laden) galt, hat wieder mal niemand
gehört. Das erinnert schon an jene Einwohner von Weimar, die
erschrocken waren, als sie von der US-Army, in einem
autoritären Akt, durch das fast in Sichtweite der Stadt liegende KZ
Buchenwald geschickt wurden, und schon damals nichts gewußt und
gehört hatten.
Die deutsche Linke hat ihr Verständnis von Links-Sein auf die
Weigerung gestützt, dem Volk der Täterinnen und Täter
tatsächlich ins Gesicht zu sehen. Die Singularität von Auschwitz
ausblendend, hat sie den dogmatischen Schlummertraum, die ganz normale Linke
eines ganz normalen Landes sein zu können, zu ihrem Selbstverständnis
gemacht.
(Goldhagen und die deutsche Linke AutorInnenkollektiv; ELEFANTEN
PRESS 1997; S. 8)
Doch wem wird hier was anempfohlen?
Wohl ahnend, daß es keine auf irgendeiner Moral, dem Recht der
bürgerlichen Gesellschaft, fußende, adäquate Sanktion für
den antisemitischen Vernichtungsakt vom 11. September geben kann, und im an
wahlweise drei Kapiteln oder drei Bänden des Marxschen
Kapital gebildeten Wissen, daß jenes sowieso ein
falsches Ganzes sei und daher nur FALSCHES zu vollbringen im Stande
sei, wird die verstehbare Re-Aktion der Mitbetroffenen zur apokalyptischen
Utopie gemalt, woraus dann wieder die Ableitung eines aggressiven Triebes zum
Krieg, zum Tod, projiziert wird. Das Denkmodell dazu ist recht simpel,
nämlich eines aus krudem Gedankenmüll, diverser Logiken und
Kausalitäten, resultierend vielleicht gar als dialektisch denunziert,
demgegenüber dann ein möglichst radikales Antibild gezeichnet wird.
Es ist letztlich das Dilemma der links-radikalen Bewegungen, daß die von
ihnen als Kapital-ismus definierte gesellschaftliche Totalität von Ware
und Wert, scheinbar beliebig in der Lage ist, radikale Kritiken nicht nur
auszuhalten, sondern sie utilitaristisch zu modifizieren.
Aber wir haben es nicht nur mit Menschen zu tun, die wir bilden oder
verändern können, sondern auch mit solchen, bei denen die Würfel
bereits ausgespielt sind, vielfach solchen, für deren besondere
Persönlichkeitsstruktur es charakteristisch ist, daß sie in einem
gewissen Sinn verhärtet, nicht eigentlich der Erfahrung offen sind, nicht
recht flexibel, kurz: unansprechbar. Diesen Menschen gegenüber, die im
Prinzip selber lieber auf Autorität ansprechen und sich in ihrem
Autoritätsglauben auch nur schwer erschüttern lassen, darf auf
Autorität auch nicht verzichtet werden. Wo sie sich ernsthaft vorwagen bei
antisemitischen Manifestationen, müssen die wirklich zur Verfügung
stehenden Machtmittel ohne Sentimentalität angewendet werden, gar nicht
aus Strafbedürfnis oder um sich an diesen Menschen zu rächen, sondern
um ihnen zu zeigen, daß das einzige, was ihnen imponiert, nämlich
wirklich gesellschaftliche Autorität, einstweilen denn doch noch gegen sie
steht.
(T. W. Adorno Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute in
KLEINE SCHRIFTEN ZUR GESELLSCHAFT; Frankfurt/Main 1973; S. 110)
Fast sechstausend unschuldige Opfer unter den Trümmern des WTC reichen
nicht zum Erschrecken. Man solle nicht so überempfindlich sein
(Idiosynkrasie), wird Menschen abgesprochen, die es aus verschiedenen
Sozialisierungen heraus eben doch noch sind, und sei es, daß sie sich
einfacherweise noch ihrer Einbindung in die erste Natur gewahr sind und den
spannenden Widerspruch am Bewußtseinslimes des ICH zur zweiten Natur, der
Gesellschaft, ausfechten, statt sich in menschenverachtende Radikalität zu
flüchten. Nein, das halluzinierte, apokalyptische Szenario des
Krieges der Zivilisation gegen den Terror wird aus akribischer
Auflistung US-amerikanischer militärischer Interventionen, als einzige
Handlungsoption abgeleitet um daran radikal-kritisch sich abzuarbeiten.
Und sollte es nicht, den zum Beleg der eigenen projektiven Kritik, notwendigen
Weltenkrieg geben, der nur die traditionelle völkische Solidarität
aller Deutschen untereinander und mit den üblich verdächtigen
Hilfsvölkern im alten und neuen deutschen Osten und Nahen Osten herstellt,
dann ist es, wenn schon denn schon das arme und unterdrückte
Volk Afghanistans, welches so gar nichts für seine Beherrschung durch die
islamistischen Taliban kann, so vorab dem vereinnahmenden Mitgefühl
deutscher Linker anheim fällt. So als wären es nur die
Koran-Schüler (Taliban), welche die an sich progressiven afghanischen
Massen an ihrer gesellschaftlichen Emanzipation hinderten, oder als würde
ein, vielleicht auch herbeigesehnter Krieg, jener Emanzipation auch nur einen
Bremsklotz in den Weg stellen. Wer jene Zustände verteidigen will, kann
sich gleich zu Imam Omars islamistisch-internationalistischen Brigaden melden
oder mit pakistanischen militanten Moslems auf die afghanische Grenze
marschieren. Und, wers vergessen haben sollte, auch die pakistanische
Militärdiktatur verfügt über Atomwaffen!!!
Zwischenzeitlich wird getreu der Volksweisheit des Judenhassers Luther, vom:
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht ..., nicht nur zur
ewigen Wahrheit gefunden, sondern diese auf die USA projiziert, spekulativ
voraussetzend, daß die Ankündigung man wolle ... die
Schuldigen (an den Attentaten) jagen und zur Strecke bringen ... (George
W. Bush in seiner allerersten öffentlichen Rede), eben gelogen sei, weil
man sich von der Person Bush jene antisemitische Karikatur des hakennasigen,
mit Stars and Stripes verzierten Zylinderträgers, nur diesmal noch in
Cowboystiefeln mit Colt an der Hüfte, malt, nur weil man die ins eigene
Weltbild selektiv aufgenommenen historischen Taten der USA locker
aufzählen kann. Dabei nur die eine vergessend, die den eigenen
Vorgenerationen einst, beim barbarischen Vernichtungsakt gegen die
europäischen Juden, machtvoll Einhalt gebot, und zwar solch einen, der
noch über fünfzig Jahre ihre Gelüste weitestgehend latent hielt.
Die Welt von 2001 ist nicht die von 1945, aber die Deutschen scheinen geblieben
zu sein.
Sie sang das alte Entsagungslied, Das Eiapopeia vom Himmel, Womit man
einlullt wenn es greint, Das Volk, den großen Lümmel
Woran wohl mag der assimilierte Jude Heinrich Heine gedacht haben, als er seine
Liebe zu Deutschland in sein Wintermärchen
einschrieb.
Hatte sich die (radikale) deutsche Linke 1999 noch über den als
scheinheilig dahergekommenen Aufstand der Anständigen
echauffiert, und dabei vor lauter anti-zivilgesellschaftlichem
Verbalradikalismus nicht nur nichts mehr gegen den manifesten Antisemitismus
durch im Heimatländle ansässige Nazis unternommen, sondern sich
letztlich gegen die, zuerst Überwachungs-, und aktuell
Anspruchs-Zivilgesellschaft benannte gestellt, um ihr dann noch ... den
Krieg (zu) erklären ..., ruft man schon wenige Tage später, im
Gleichklang mit jenen, denen man die eigen richtige Identität zur
Alternative bietet, ohne zu merken, daß jene mittlerweile
eigenständige Kriegspolitik in Mazedonien betreiben; die friedliebende
Volksgemeinschaft konstituiert sich nun aus fast allen Deutschen, nur mit der
geringfügigen Differenz, daß einige schreien, sie seien Deutsche und
Amerikaner, einige, sie seien nichts von beiden und einige, sie seien nur
Deutsche.
Möglicherweise haben, weil sie den deutschen Mob der friedensbewegten 80er
nicht zu jenem heterogenen völkischen Monolithen machen konnten, als der
er sich aktuell darstellt, Petra Kelly und Gert Bastian sich Anfang der 90er
selber die Kugel gegeben. Für das, was, nach den Attentaten vom 11.
September, zur neuen deutschen Friedensbewegung anwuchs und wächst, wurde:
Krieg, zum ontologisch gesetzten Seins-Begriff, zum Ding an sich. Krieg sei
schlecht, weil er Krieg ist. Die (radikale) deutsche Linke setzt sich damit
besinnungslos in die Kontinuität deutscher, ideologischer
Rationalisierung, weil sie wie einst der philosophische Stichwortgeber des NS,
Martin Heidegger, aus gleichen Begriffen gleichen Sinn (gleiches Sein)
halluziniert.
Das ist die Funktion der Heideggerschen Version der Lehre vom Primat
der Sprache. Daß der Sinn des Wortes Sein unmittelbar der Sinn von Sein
sei, ist schlechte Äquivokation (Doppelsinn; Gleichklang). Wohl sind
Äquivokationen nicht nur unpräziser Ausdruck. Durchweg verweist der
Gleichklang der Worte auf ein Gleiches. Beide Bedeutungen von Sinn sind
verflochten. Begriffe, Instrumente menschlichen Denkens, können keinen
Sinn haben, wenn Sinn selber negiert, wenn aus ihnen jegliches Gedächtnis
an einen objektiven jenseits der Mechanismen der Begriffsbildung vertrieben
ward.
(T. W. Adorno Negative Dialektik; suhrkamp taschenbuch wissenschaft
1997; S. 93/94)
Aber wäre dem nur so, ist es schon böse, doch wenn die aktuell zu
verifizierende Vehemenz der Anti-Kriegsentäußerungen auch nur
annähernd reflektiert würde, könnte man leicht feststellen,
daß ein Gleiches, nämlich Protest zur gleichen Zeit, gegenüber
allem, was der alltägliche Wahn des Kapitalverhältnisses produziert,
ausgespart bleibt. In ihrer vorgeblichen Absolutheit der Kriegsablehnung, bei
gleichzeitig postulierter, ergo absichtsvoller Ausklammerung der
antisemitischen Tätermotivation, man erinnere sich, Sharons Tempelberg
Besuch ist als Beleidigung hinreichender Grund für eine
über einjährige, antisemitische Führung eines barbarisch
anmutenden Terrorkrieges des palästinensischen Islamismus gegen Israel,
von der besinnungslosen Solidaritätslobby immer noch nicht geschnallt,
produziert, bzw. reproduziert die (radikale) deutsche Linke massenhaft
antisemitische Codes. Deren ideelle Grundlage hofiert die Täter und
tötet die Opfer nochmals, weil als Absolutum geltender Pazifismus die
Möglichkeit des Heraushaltens, der Position fern von Tätern und
Opfern, von der kritischen dritten Position, an die Hochzeiten linken
Existentialismus erinnert, heute aber zur autonomen Aus dem Bauch
Politik verkommen ist. Freischwebende Kritik heftet sich ans radikal
Beliebige und sei es, daß im Sinne lutherisch-limitierten Dogmatismus,
aus dem göttlichen Sittengesetz der Thora, vom: Du sollst nicht
töten, das Verbot wird. Somit wird jegliche Reaktion abgesprochen, in
deren Resultat die Option der Tötung von Menschen auch nur aufscheinen
könnte.
Überall auf dieser Welt laufen bewaffnete Idioten umher und
beschießen andere bewaffnete Idioten. Neben der ganz simpel, empirisch zu
gewinnenden, differenzierten Sicht auf die unmittelbaren Motive der als
Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (Clausewitz,
preußischer Militärtheoretiker) geführten Kriege denn
bei der Auflistung US-amerikanischer Militärinterventionen in die
zweifellos auch, s.o. kategorisierte autoritäre Charaktertypen involviert
waren käme man auch, wir sprachen bereits über 1945, darauf,
daß über die alte Frage allen Rechtes, seit dem alten Rom: Qui bono?
(Wem nützt es?) nicht nur die Notwendigkeit einer Motivation zur Tat
hergeleitet wurde, sondern der Charakter jener Motivation determinierte stets
auch die Sanktion. Bei wiederum absichtsvoll erscheinender Ausklammerung der
Umstände, die auch andere national-staatlich organisierte
Kapitalfraktionen zu militärischen Handlungen motiviert, macht sich das
Fehlen radikaler Kritik am kriegerischen Handeln jener Anderen höchst
verdächtig, als vermutet selektive Wahrnahme.
Dabei ist die (radikale) deutsche Linke gegenüber ihrer eigenen Bewegung
besinnungslos. Ihr Zeithorizont gleicht dem eines Kleinkindes. Schienen beim
Kosovo-Krieg, obschon auch hier die Absicht der Schaffung eines islamistisch
determinierten Großalbanien als Begleitung des menschenrechtelnden
Kriegsgeschreis der UCK-Kombattatanten nicht registriert wurde, Teile der
(radikalen) Linken sinnvoll, vor allem gegen die als Relativierung der Shoa
daherkommenden deutschen Kriegsbegründungsformeln sich zu artikulieren
nicht zuletzt eine Konsequenz aus dem ideellen Versagen während des
Golfkrieges von 1991 , so werden aktuell jene anti-amerikanischen
Ressentiments wieder hervorgeholt, die seit 1945 den Kritizismus der
besseren Deutschen an den USA begleiten und letztlich in der
Kontinuität jener antisemitischen NS-Propaganda von den
amerikanisch-jüdischen Plutokraten oder wie auch immer die
Codes heißen, stehen. Mit dem über diverse
Kriegsablehnungsgründe codierten Anti-Amerikanismus, projiziert die
(radikale) deutsche Linke die Protokolle der Weisen von Zion, jene
antisemitische Verschwörungsideologie, die längst als Schöpfung
zaristisch-russischer Geheimpolizei entlarvt ist, direkt auf die allböse
Supermacht. Wie bei vielen ihrer Mitdeutschblütigen wird
demnach aus dem, von der Anti-Hitler-Koalition machtvoll und autoritär
erwirkten, Ende des von den Deutschen durchgeführten Judenmordes, eine Art
Wettbewerb um bloße Kriegsgewinnerei, den man halt verloren hat, und
wegen der gesellschaftlichen Gesamtdimension sogar als Opfer hervorgegangen zu
sein scheint. Der deutsche Humanismus ist derzeit nur beängstigend. Er
kann sogar jene alliierten Soldaten noch verurteilen, die beim Erleben der nur
noch skeletthaft existenten KZ-Insassen und der Leichen ihrer
Mithäftlinge, deren sadistische deutsche Aufseher-Bestien schlicht und
einfach erschlugen. Hier nur ein Zahn für viele und ein Auge für
viele Millionen Opfer. Man sollte sich auch als (radikaler) deutscher Linker
stets gewärtig sein, daß, wenn die Alliierten der
Anti-Hitler-Koalition jenes, jetzt den USA als Rachegelüste codierte
Verhalten praktiziert hätten, heute weder deutsche Rechte und deutsche
Mitte, aber auch nicht deutsche Linke existieren würden. Sie würden
allerhöchstens ein Dasein als Kuhhirten fristen.
Oder wie seht ihr das?
Andreas
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