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Teleprisma 25/2000, 16.8k Teleprisma 26/2000, 17.3k
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Was umfasst Popkultur?

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Ausser Musik und Lebensstil verbirgt sich hinter dem Begriff Popkultur noch mehr – man kann sich daraus ganze Theoriegebäude basteln, sofern man interessiert und willig ist.
Hier nun einige Facetten dieses in der Praxis recht schwammigen Begriffs. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben.

„Popkultur ist nicht Volkskunst im Gegensatz zu höfischer Kunst, sondern Massenkultur im Gegensatz zur Kultur überschaubarer Einheiten. Und Popkultur ist nicht Volkskunst im Sinne eines ethnisch definierten Volkes, sondern die Massenkultur von mehr oder minder zufällig ein Staatsvolk bildenden Leuten.“
Diedrich Diederichsen
Pop ist zuallerst einmal Ware. Eine Ware mit recht seltsamen Eigenschaften, Gebrauchswert gleich null. Was Pop verkauft, ist das uneingelöste Versprechen der Dissidenz, der Freiheit, der Abgrenzung, der Distinkion. Entertainment, Unterhaltung im besten Sinne ist Pop. Pop verkauft eine ganze Reihe Mythen und ist selbst Mythos.

Pop kann zum einen Ausdrucksmittel marginalisierter Gruppen (Hip Hop in allen Prägungen, Reggae) sowie Ausdrucksmittel von Gruppen, die in der Mitte der Gesellschaft (Rock in allen Formen) stehen, sein. Das Interressante daran ist die Art der Rezeption: werden Musikstile in der Zeit und an dem Ort, in dem sie entstanden, tatsächlich als Sprachrohr einer marginalisierten Gruppe rezipiert und später auch als Chance, einer misslichen Lebensumwelt zu entkommen, begriffen, so sieht die Art der Rezeption in Europa anders aus.

Pop ist aber auch zu einer allgemeingültigen Verständnissformel geworden, die ohne regionale Unterschiede fast global wirkt. Für diese Entwicklung steht MTV exemplarisch. Die Ikonographie des Pop ist zwar ständigen Veränderungen unterworfen, die gesellschaftliche Entwicklungen zwangsläufig widerspiegelt, die Grundtypen bleiben jedoch gleich: der langhaarige, weisse, mittelständige, männliche, heterosexuelle Rebell, dessen Vorherrschaft lediglich in den 70er durch androgyn wirkende Stars unterbrochen wurde, der schwarze, männliche Unterschichtentyp, der es mit Musik zu Reichtum bringt, aber trotzdem das Gangsterimage nicht ablegen kann, und ihre weiblichen Pendants: der weisse Vamp und das schwarze Gegenstück dazu: die Bitch oder Sista

Popkultur bietet ein ganzes System von Bezügen und Verweisen, Wertesystemen und Abgrenzungsmechanismen zur weiteren Verwertung an. Subkulturen via Musikstil, Lebensweise und Kleidungsstil.
kay

Topthema der Tele-Prisma 25/2000 und 26/2000 (Fernsehzeitschrift der Leipziger Volkszeitung):
Es steht schlecht mit der Popmusik, wenn sich schon die Tele-Prisma Sorgen machen muß, daß die Musiker nicht mehr revolutionär sind und sogar die Oma mit zu den großen Events kommen kann...

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last modified: 28.3.2007