THE NOTWIST »The Devil, You + Me«-Tour 2008
+ Saroos
+ afterdance w/ map.ache & feinrausmarcel /djs (kann-conne island-klos)
Ein guter Freund erzählte mir vor einiger Zeit eine Geschichte von einer Autofahrt. Im CD-Deck seines Kleinwagens lief »Neon Golden«, das 2002er-Album von The Notwist. Manch einer wird das Gefühl kennen: im Auto sitzen, herbstliche Temperatur, leicht dunkel; man steht an der Ampel, Markus Acher singt »In your world my feet are out of step« und weiß sich gut aufgehoben bei all der elektronischen Wärme, die die Dialektik von Scheitern und und trotzigem, widerspenstigem Lächeln in musikalisches Beiwerk packt.
Vielleicht summt man die Melodie, dreht den Verstärker lauter – so, dass der Beat nach außen dringt. Konserviert, andeutend, aber irgendwie gut hörbar. Plötzlich bemerkt man eine Person in einem anderen Auto, links auf der Nebenspur. Sie wirft einen fragenden Blick hinüber, man erwidert dies mit dem Herunterkurbeln der Scheibe. »Was ist das für tolle Musik?« fragt die Person. Die Worte fehlten dem guten Freund, um zu beschreiben, den Namen zu nennen. Man hält kurz inne, versucht trotz des überrumpelten Zustandes klar zu antworten, aber es fällt schwer. Man überlegt und drückt kurzerhand auf den Eject-Knopf, nimmt die CD und reicht sie der Person links neben sich ins Auto. Die Ampel wird grün, die Fahrt geht weiter, gerade aus. Niemals anhalten!
Vielleicht beschreibt das am Besten, was The Notwist ausmacht – auch auf dem neuen Album, das den alten Meisterwerken in nichts nach steht: Empfindsamkeit, Wärme, Zerbrechlichkeit, Melancholie und doch ein leidenschaftliches Nichteinverstandensein, rebellischer Trotz, Punk, Perspektive, Positivität. Kein Abklatsch sind die neuen Stücke, es gibt keine neuen Wendungen, kein Dementieren der eigenen Standards, die die vier Herren nun schon seit geraumer Zeit im europäischen, internationalen Indietronic gesetzt haben, sondern »nur« die konsequente Fortsetzung des Weges, den sie sich selbst ebneten. Es wird schwer, noch 2008 dieses Stück Popkultur zu toppen. »The devil, you and me« ist meine Platte des Jahres.
Chris
Mit Freundlicher Genehmigung von www.beatpunk.org
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