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Veranstaltungsreihe
„Kritik und Krise“.

Vortragsreihe zur aktuellen globalen Finanzkrise

Angesichts der jüngsten Entwicklungen stand man, zwar häufig um der Worte nicht verlegen, wohl aber ohne Begriff vor dem sich auftürmenden Scherbenhaufen geplatzter Spekulationsgeschäfte.
Sowenig aber die Krise in Deutschland bisher als reale in den unteren Schichten, mithin den Massen angekommen ist, sowenig lässt sich vorhersagen, in welcher Form und Intensität die Angst in handelnden Wahn umschlagen wird. Die Diskussionen der letzten Tage sind als Barometer der künftigen politischen Großwetterlage deshalb umso aufmerksamer zu analysieren.
Die geplante Vortragsreihe ist ein Versuch, eine begriffliche Ordnung in das durch die katalysierten Ereignisse hervorgerufene politische wie ökonomische Durcheinander zu bringen. Hierbei wird deutlich, dass dem Versuch, den Schleier um die jüngsten Ereignisse zu lichten, nichts bleibt als die wieder und wieder vorgebrachte Kritik der politischen Ökonomie und ihrer ideologischen Begleiterscheinungen. Ein Versuch, der auf das Allgemeine hinter den aktuellen Ereignissen zu beharren hat, und erst im zweiten Schritt die besondere Form, somit die Genese und die unmittelbar spürbaren Konsequenzen darstellen kann.

Organisiert vom Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig (BGA)
in Zusammenarbeit mit dem Stura der Uni Leipzig, dem Stura der HGB und dem Conne Island e.V.

 

Kalkül und Wahn,
Vertrauen und Gewalt –
Vor dem Ausnahmezustand des Kapital

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Gleichwohl: Die Gesellschaft der totalen Konkurrenz ist in heller Panik. Sie wird sich zersetzen und zerstören.
In der Panik wird sich die falsche Gesellschaft ihres eigenen Widersinns inne, allerdings in einer nur noch verrückteren Form, einer Form, die das bankrotte Kalkül der Ökonomie vermittels des Wahns der Politik zu therapieren verspricht, tatsächlich zu überbieten sucht: der Form eines paranoiden Souveräns, der den Triumph des Willens über den kapitalen Sachzwang beschwört und so gerade die Angst vor dem Chaos schürt, darin die Flucht nach vorn anpeitscht und so den autoritären Staat provoziert, den Ausnahmezustand, d.h. die ursprünglich faschistische Situation. Denn nichts anderes ist der „Preis des Marktes“ als das politisch, vermittels des Gewaltmonopols auf Leben und Tod erzwungene Opfer der Individuen.

Vortrag und Diskussion mit Joachim Bruhn
(Initiative Sozialistisches Forum, Freiburg)

25.11.08, 19.30 Uhr, Städtisches Kaufhaus,
Universitätsstraße 16


Weltmarktbeben –
Vortrag und Diskussion
zur aktuellen Krisenentwicklung

Die internationale Finanzmarktkrise wird von den meisten Beobachtern auf die „entfesselte Spekulation“ zurückgeführt, die von „gierigen Heuschrecken“ angefacht worden sei. Tatsächlich jedoch ist die Aufblähung des Finanzüberbaus nicht Ursache, sondern Folgewirkung und Verlaufsform einer strukturellen Krise des Kapitalismus, die seit gut dreißig Jahren durch Kredit und Spekulation immer wieder aufgeschoben wurde. Diese Methode des Krisenaufschubs stößt nun an ihre Grenzen – mit dramatischen Folgen für die gesamte Gesellschaft. Nicht die „Spekulanten“ sind das Problem, sondern der Widersinn einer Produktionsweise, die Reichtum nur als Abfallprodukt von Warenproduktion und Kapitalverwertung produziert.

Vortrag und Diskussion mit Norbert Trenkle (Redaktion der Zeitschrift krisis)
09.12.08, 19.30 Uhr, Conne Island,
Koburger Str. 3


Im Zeichen der Krise –
Massenwahn und gewaltförmige
Vergleichung in der Warengesellschaft

Die aktuelle Finanzkrise wird entweder hinsichtlich ihrer ideologischen Verarbeitung oder den zugrunde liegenden realökonomischen „hard facts“ betrachtet.
Vor dem Hintergrund der Marxschen Wert- und Fetischkritik soll diese, auch in den meisten links-theoretischen Analysen enthaltene Aufspaltung, problematisiert werden, was eine Kritik alltagsreligiöser, somit fetischistischer Verschleierungen des „Finanzüberbaus“ unabdingbar macht. Die uns um die Ohren fliegende Warengesellschaft trägt das Moment der Krise wie das der Ideologie, die sich in der Krise bis zum Massenmord zuspitzen kann, von Anbeginn in sich. Materialistische Gesellschaftskritik muss, um ihrer Wirksamkeit willen, diese Zuspitzung als die schlimmste denkbare Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft begreifen. Nicht der Kommunismus, sondern die nationalsozialistische mörderische Krisenlösung ist in der Logik der Warengesellschaft angelegt. Befreiung vom Zwang ist nur über einen Bruch mit den grundlegenden Kategorien der bestehenden Gesellschaft denkbar.

Vortrag und Diskussion mit Martin Dornis (Bündnis gegen Antisemitismus, Leipzig)
16.12.09, 19.30 Uhr, HGB Festsaal,
Wächterstr. 11

 

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last modified: 25.11.2008