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Tja, das Jahr 2004 ist endlich abgehakt und man kann nur hoffen, dass sich
in Sachen Popkultur nicht noch mehr und noch schlimmere Geschichten ereignen,
wie die erneut aufflammende Diskussion um eine Radioquote oder Mia und ihr
trendy Nationalgefühlsgedusel. Vielleicht passt es daher ganz gut, dass
uns zu Beginn des neuen Jahres die Sterne besuchen. Denn die Sterne mit ihrem
funky-rocky Diskurspop gehören nach wie vor zur guten Seite, was Musik aus
Deutschland angeht. Haben sie doch schon vor Jahren auf deutsche Texte
geschissen und wusste Frank Spilker schon bei einem der ersten Alben, was es
bedeutet, einen deutschen Pass mit nem Adler zu besitzen.
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Das Weltall ist zu weit (und der Rest ist schon verteilt) heißt
die aktuelle Veröffentlichung der Hamburg-St.Paulianer. Betrachtet man die
Zeitspanne, welche zwischen dem Erscheinen des letzten Albums (Irres
Licht) und dem Erscheinen der aktuellen Platte liegt, dann könnte man
meinen, dass diesmal nicht soviel rumproduziert wurde. So wars dann auch.
Aufgenommen binnen weniger Tage im eigenen Studio- und fertig.
Musikalisch kann man trotzdem keine Abstriche verzeichnen. Ist die Platte
vielleicht minimalistischer, als die Vorhergehenden, bedeutet dies nicht, dass
sie nicht schön anzuhören ist.
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Ob es wohl am gesellschaftlichen Labsus liegt, dass hier so schnell gearbeitet
wurde, dass man ganz viel zum Auskotzen hatte, was einem dazu treibt, sich so
schnell wie möglich zu übergeben? Es lässt vermuten. Denn
textlich ist alles eindeutig und doch auch wieder nicht.
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Es ist eine Art Revolterethorik, eine Art Standpunktsetzen, welche die Platte
zu einer der politischsten Platte macht, die es von den Sternen bisher zu
hören gab. So findet der Hörer im Stück Hau drauf und hau
ab eine gute Anleitung, wie man sich richtig auf einer Demonstration
verhalten sollte. Oder das Lied Wir rühren uns nicht vom Fleck, in
welchem sich die Sterne einige GastsängerInnen eingeladen haben.
Verschiedene Stimmen, in verschiedenen Tonlagen singen, dass sie dort bleiben,
wo sie jetzt sind egal wer was dagegen hat. Und das macht stark
so schön gemeinsam. Wogegen man hier steht, oder wer denn die Angeklagten
sind, bleibt offen. Es ist in diesem Sinn wohl der altbekannte,
allgemeingültige Diskurspop. Die Form bestimmt den Charakter, der Inhalt
ist fassbar, aber unkonkret. Sind es nun Anti-Hartz-Fear-Demonstrationen, oder
doch der Antikriegsprotest, eventuell auch die Bambule-Demos zur Erhaltung
alternativer Lebensräume in Hamurg? Mensch weiß es nicht, Mensch
weiß eben nur, dass irgendwas nicht stimmt. Das Konkrete bleibt
verschwommen. In diesem Sinn schwimmen wir also der Kaltfront entgegen und
freuen uns auf ein schönes Konzert mit den Sternen und Jens Friebe mit
Band.
Domestos
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