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Wie schon die letzten Jahre veröffentlichen wir den Jahresbericht des Projekt Verein e.V., dem Trägerverein des Conne Island. Wir wollen so inhaltliche Diskussionen transparent machen. Form und Inhalt bestimmen sich auch über seinen Zweck – der Repräsentanz nach außen.
dokumentation, 1.1k

Sachbericht 2005

Conne Island, Projekt Verein e.V., Soziokulturelles Zentrum

Rückblick und Perspektivisches

Gemessen am Selbstverständnis – „Das Conne Island ist ein Zentrum von und für Linke, Jugend-, Pop- und Subkulturen.“ – und der geleisteten Arbeit war das Jahr 2005 für das Conne Island ein erfolgreiches.
Strittige Fragen bezüglich der kulturpolitischen Grundkonzeption (vgl. Konzeptionelles und Inhaltliches im Conne Island) wurden konstruktiv geklärt, neue kulturelle Felder beschritten und mit der Etablierung eines wöchentlichen Bildungsangebotes (vgl. Veranstaltungsspektrum) speziell für Schülerinnen und Schüler eine Lücke im Veranstaltungsspektrum des Conne Island geschlossen.
Die monatliche Internetradiosendung „Radio Island“ ist zum festen Bestandteil des Leipziger Bürgerradios „Radio Blau“ und verschiedener Fußball, 26.0k anderer freier Radiostationen (z.B. in Halle, Hamburg, Köln) geworden.
Das Engagement im Bereich Jugendmedienarbeit wurde mit dem Gewinn des 1. Preises beim „Klick'05“ Wettbewerb honoriert. Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen unterstützte das Bestreben des Vereins bei der Etablierung neuer Kultursparten durch finanzielle Unterstützung des Projektes „Visual Island“.
Wie bereits im Jahr zuvor bot der anhaltende Trend zu Preissteigerungen für Veranstaltungen, Gastronomie, sowie die Unterhaltung des Zentrums Anlass zur Sorge. Einem Anstieg der Eintrittspreise konnte 2005 leider kein Einhalt geboten werden. Der Eintrittspreis für eine Konzert- oder Tanzveranstaltung lag bei durchschnittlich 11 Euro. Dies erschwert zunehmend die Etablierung neuer Strömungen in den verschiedenen Musiksparten. Selbstkritisch muss an diesem Punkt eingeräumt werden, dass Projekte wie „Kleine Bühne“ oder spezielle kulturelle Angebote für die Altersgruppe 14-18 Jahre nicht im vollen potentiell möglichen Maße umgesetzt wurden, wenngleich zu betonen ist, dass eine notwendige Subventionierung zunehmend von Conne Island selbst getragen werden musste, da die öffentliche Förderung dieses Veranstaltungssegments stetig rückläufig war. Eine Anpassung an reale Eintrittspreise in diesem Bereich würde zwangsläufig zum Fernbleiben des Publikums führen.
Basis der Arbeit des Vereins war auch 2005 die hohe Anzahl der kontinuierlich am Conne Island ehrenamtlich tätigen Personen. Zudem konnte die Anzahl der Mitglieder des Projekt Verein e.V. auf 145 (111 in 2004) erhöht werden. Dies ist ein Beleg für erfolgreiche Integration und die grundsätzlich offene Struktur des soziokulturellen Zentrums. Diese ist jedoch nicht als selbstverständlich anzusehen. Vielmehr ist sie das Resultat einer beständigen Vermittlungsarbeit zwischen den verschiedenen Szenen und Subkulturen. Das Funktionieren dieses Prinzips war und ist von essentieller Bedeutung für das Conne Island.
Insbesondere an der Beteiligung bei der Durchführung von Konzert- und Tanzveranstaltungen, sowie dem Betrieb des offenen Kinder- und Jugendtreffs fiel dabei ein Generationswechsel ins Gewicht; ein Aufrücken Jüngerer in strukturelle Verantwortungsbereiche der Vereinsarbeit wie etwa dem Booking, Öffentlichkeitsarbeit oder Unterstützung in der Lohn- und Finanzbuchhaltung konnten jedoch entgegen der eigenen Vorhaben in 2005 nur partiell vorangebracht werden.

Veranstaltungsspektrum

Der Arbeit des Vereins liegt der Begriff der Soziokultur zugrunde, der jene als Mittel und Werkzeug der geistigen Reflektion und Artikulation des individuell erfahrenen Alltags begreift. Insofern repräsentieren die jugend-, pop- und subkulturellen Szenen am Conne Island den unmittelbaren kulturellen Umgang mit gesellschaftlichen Tendenzen im Leben von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wie sozialer Isolation, Vereinzelung, Konkurrenzdruck und Perspektivlosigkeit.
Über die spezifischen Identifikations- und Integrationsangebote kann den beschriebenen Phänomenen entgegengewirkt werden. Denn über die Zugehörigkeit zu einer Kulturszene vermitteln sich vielfältige Möglichkeiten zum gemeinsamen, selbstbestimmten und innovativen Agieren. Dieses Prinzip ist die Basis für die Arbeit des Vereins. Somit ist das Conne Island Infrastruktur, Kristallisationspunkt und Austragungsort der verschiedenen Facetten von Jugendpopkultur. Dabei bedingen sich kulturelle, soziale, jugendarbeiterische und politische Prämissen gegenseitig. Ziel ist die Integration von Kindern und Jugendlichen und die Herausbildung verantwortungsvoller, selbstständiger und kritischer Persönlichkeiten. Voraussetzung für das Funktionieren ist dabei das gleichberechtigte Nebeneinander der verschiedenen Subkulturen und Szenen und die gegenseitige Vermittlung der jeweiligen Ansprüche durch den Verein.
Neben der Etablierung neuer Musik- und Kultursparten waren es auch in 2005 vor allem die überregional bis international bekannten Künstlerinnen und Künstler, die das Programm des Conne Island prägten. Dabei liegt der Fokus des Vereins auf der Präsentation authentischer, innovativer, westlich geprägter, urbaner Metropolenkulturen. Auftritte des US-amerikanischen HipHop Pioniers De la Soul, von DJ Goldie – Mastermind des legendären Londoner Labels „Metalheadz“ – oder von Dawn Penn, sind dabei szeneübergreifend unbestrittene Highlights. Das Skinhead Festival „Oi the meeting“ – angelehnt an die britischen Wurzeln in antirassistischer Tradition – verhalf dem Conne Island szeneintern gar zu international hervorragendem Ruf. Die von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen geförderte Veranstaltung „Visual Island“ schuf ein vielbeachtetes Forum für live Visuals und Projektionskunst, einer jungen, innovativen Kunstform, wie sie bislang lediglich in Metropolen etabliert ist. Mit der Präsentation des Popmusiksamplers „I can`t relax in Deutschland“ im Rahmen der Leipziger „PopUp Messe“ konnte das Conne Island 2005 an seine langjährige Tradition der kritischen Reflektion von Popkultur eindrucksvoll anknüpfen und gab den Startschuss zu einer bundesweit sehr intensiv geführten Debatte um nationalistische Töne in Popkultur. Auftritte, Veranstaltungen und Festivals dieser Reichweite sind dabei Ausdruck eines langjährigen Bemühens um die verschiedenen Musik- und Kultursparten und zugleich Beleg für die Attraktivität des Zentrums für Künstlerinnen und Künstler. Der Großteil der 131 Konzert- und Tanzveranstaltungen im vergangenem Jahr stand im Dienst der ausgewogenen Weiterführung etablierter Kultursparten, ohne dabei die Einführung innovativer, jüngerer Jugendkulturen aus dem Auge zu verlieren.
Als etabliert gelten dem Verein die Musiksparten, die in kontinuierlichen Veranstaltungsreihen im Conne Island präsent sind. Neben den sehr populären Jugendkulturen wie HipHop, Drum&Bass oder Hardcore gehören dazu auch folgende Sparten: Punk, Oi!, Ska/Rocksteady, Rock'n'Roll, Northern Soul, Reggae/DanceHall, Jungle, Dub, House/ Techno sowie Elektro- und Gitarren-Pop. Wenngleich nicht in Form von kontinuierlichen Veranstaltungsreihen, aber dennoch im Conne Island präsent sind Sparten wie 60ies Beatmusik, Garage, Psychobilly, Neo-Country, Electro, Postrock und weitere Subsparten.
Als Aufbauprojekt ist an dieser Stelle zudem die Veranstaltungsreihe Electric Island zu nennen. Deren Konzept ist es, die verschiedenen Subgenres elektronischer Musik zu einer Tanzveranstaltung zusammenzuführen und einem szeneübergreifenden Publikum zugänglich zu machen.
Mit diesem breitgefächerten kulturellen Angebot kann das Conne Island auch 2005 als das Zentrum für populäre Jugend-, Pop- und Subkulturen in Leipzig mit starker regionaler und überregionaler Ausstrahlung gelten. Wie in den Jahren zuvor haben daran auch die traditionellen jährlichen Veranstaltungen wie die „Easter Ska Jam“ zu Ostern, die „Claus Ska Jam“ zu Weihnachten, die „Say What HipHop Jam“ im Juli oder die große „Sunshower“ Open Air Sommerparty großen Anteil.
Kennzeichnend für das Conne Island ist auch die übergreifende Verbindung von kulturellen und sportlichen Events, sowie die bewusste Unterstützung der jugendkulturellen Dimension der Sportarten, z.B. Skateboarding, Breakdance, Basketball und Beachsoccer. Um deren ungebremsten Popularität zu entsprechen, fanden 2005 Skateboardworkshops und der traditionelle „Little Sista Skatecontest“ statt. Darüber hinaus veranstaltete der Verein die alljährlichen Volleyball-, Beachsoccer- und Tischtennisturniere.
Wie Eingangs bereits angeführt, ist es im Jahr 2005 gelungen ein kontinuierliches Bildungsangebot speziell für Schülerinnen und Schüler anzubieten. Als „Eiscafé“ (eine Anspielung auf das Synonym „Eiskeller“) fanden wöchentlich Informations- und Bildungsveranstaltungen von Workshops über Lesungen bis hin zu Diskussionsveranstaltungen zu kulturpolitischen und gesellschaftlichen Themen statt. Eine perspektivische Weiterführung findet dieses Engagement im Projekt „Jugendbildungsinitiative. Darüber hinaus fanden in Koproduktion mit verschiedenen Initiativen eine Vielzahl von Diskussions- und Informationsveranstaltung zu verschiedenen kulturellen, kulturpolitischen und politischen Themen statt (vgl. Konzeptionelles und Inhaltliches).
Zusammengefasst fanden im 2005 159 öffentliche und 4 geschlossene Veranstaltungen statt. Damit wird der Trend der letzten Jahre fortgeschrieben. Dem steht jedoch ein leichter, durchschnittlicher Rückgang der Publikumszahlen bei Kulturveranstaltungen gegenüber. Ein Grund dafür war sicher der durchschnittliche Anstieg der Eintrittspreise für Konzert- und Tanzveranstaltungen. Dem gegenüber steht die außergewöhnlich hohe Resonanz auf das niedrigpreisliche Angebot z.B. einer sparten- und genreübergreifenden Diskothek oder auf Theater- und Unterhaltungsshows in Zusammenarbeit mit dem Roten Stern Leipzig e.V.. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kleine Bühne“ zur Förderung wenig populärer Kulturprojekte fanden im vergangenen Jahr lediglich 5 Veranstaltungen statt. Weitere Gründe, als die bereits genannten, sind hierfür die mangelnden Möglichkeiten zur Co-Finanzierung. Ebenso gilt es in Zukunft, die Abstimmung zwischen den Verantwortlichen und den Ansprüchen neuer Leute mit Ambitionen im Bereich Booking zu verbessern.
Eine Stütze für den Verein stellten auch im vergangenen Jahr die kulturellen Koproduktionen – beispielsweise mit den Skinheads Leipzig (www.skinheads-leipzig.de), dem Künstlerinnenzusammenschluss Propellas (www.propellas.de), dem Musiklabel Velocitysounds (www.velocitysounds.de), dem Fußballverein Roter Stern Leipzig (www.roter-stern-leipzig.de) oder dem Vorbereitungskreis der PopUp Leipzig u.v.m. – dar.
Es entspricht der konzeptionellen Grundidee des Conne Island, dass sich aktive (Konzert-, Sport-, Bildungsveranstaltungen) und niedrigschwellig passive Angebote (Spielhölle, Infoladen, Computerpool, offener Kinder und Jugendtreff mit zahlreichen Sportmöglichkeiten) gegenseitig ergänzen. Aktiv bezeichnet in diesem Zusammenhang all jene Angebote, die durch interessierte und engagierte Leute selber gestaltet werden können. Dies schafft eine hohe Attraktivität und bündelt die vorhandenen Mittel, indem sich beide Säulen personell und logistisch stützen. Auf die passiven Angebote soll im Folgenden näher eingegangen werden.

Die offenen Angebote im Conne Island

Zu den passiven Angeboten die vom Verein zur Verfügung gestellt werden, zählen Möglichkeiten für Sport, Freizeitgestaltung, Kommunikation und Weiterbildung; im Wesentlichen also die offenen Angebote der Jugendhilfe. Diese gelten insbesondere Jugendcliquen und Angehörigen der verschiedenen Szenen aus dem Viertel und dem gesamten Stadtgebiet Leipzigs.
Zu den niedrigschwelligen Angeboten des offenen Kinder- und Jugendtreffs zählen die 6 Tage in der Woche geöffneten Räume der Spielhölle mit Kicker und Billardplatte, der Infoladen, der Computerpool in der Lesebude, der Multimedia-Schnittplatz des Internetradios, das Café, sowie die sportlichen Anlagen (Volleyballplatz, Streetballanlage). Der Infoladen ist Standort einer weitreichenden Bibliothek und eines umfangreichen Zeitschriftenangebotes. Einer – die Kapazität der Angebote übersteigenden – großen Nachfrage erfreut sich der in den vergangenen zwei Jahren etablierte Schnittplatz für Musik und die Produktion von Radiobeiträgen. Im Zusammenhang mit weiteren Möglichkeiten für multimediale Arbeit (Computerkurse, Layoutarbeitsplatz, Recherchemöglichkeiten) gewann das Conne Island den 1. Preis des Wettbewerbes Klick'05 der Bundesinitiative „Jugend ans Netz“ im Bundesland Sachsen (www.klick05.de/preistraeger/sachsen).
Die wichtigsten sportlichen Elemente im Conne Island sind ohne Frage der open air Skatepark sowie die indoor Minirampen. Als bundesweit bekannter „Spot“ entwickelte der open air Skatepark in den letzten Jahren, insbesondere in den Sommermonaten, eine eindrucksvolle Anziehungskraft auf immer breitere Nutzerschichten. Das Altersspektrum der NutzerInnen hat sich inzwischen deutlich erweitert (6-35 Jahre). Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, fanden 2005 eine Erneuerung der Skateboardanlagen und zusätzlich Anfängerkurse in Zusammenarbeit mit dem Skateboardverein Urban Souls e.V. statt. Fokussiert wurde dabei vor allem auf die Integration von Mädchen und jungen Frauen. Darüber hinaus wurde ein Trainingsraum im Jahr 2005 weiter ausgebaut und werden selbstorganisierte, regelmäßige Kurse zur Selbstverteidigung durchgeführt.
Im Jahr 2005 nutzten ca. 100.900 Personen die Angebote des Projekt Verein e.V., hinzu kommen eine Vielzahl vom Verein unabhängiger, regelmäßiger Treffen verschiedener Initiativen und Projekte aus Bereichen der Antifa-, Antira-, Sport- und Kulturarbeit.
Wie bereits in den Jahren zuvor ist eine erhöhte Auslastung der offenen Angebote des Vereins insbesondere in den Sommermonaten zu verzeichnen. Dabei spielt sicher die sich zuspitzende soziale Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Rolle.
Der Verein hat darauf mit der Akquise von Fördermitteln für die unmittelbare kulturelle Arbeit – weniger für Nebenprojekte (z.B. Bildungsangebote, Internetradio) – reagiert und baut zugleich seine weiterhin sozialverträgliche Preisgestaltung auf das ungebrochen hohe ehrenamtliche Engagement. Des weiteren wurde eine Erweiterung des kulturellen Spektrums und die damit verbundenen Identifikations- und Integrationsmöglichkeiten auf dem jährlichen Arbeitswochenende des Vereins ausführlich diskutiert.

Konzeptionelles und Inhaltliches im Conne Island

Wie in der Zuarbeit zum neuen Kulturentwicklungsplan der Stadt Leipzig bereits festgehalten, gibt es keinen kulturellen Ort in Leipzig, der einem jungen Publikum jeglicher Couleur so bekannt ist wie das Conne Island. Das Zentrum ist damit der Anlaufpunkt für subkulturell und an Szenen gebundene Jugendliche und junge Erwachsene (HipHopper/innen, Punks, Skinheads, Popper/innen, Technokids, Sprayer/innen, Skateboarder/innen, Alternative, Fußballfans, Hardcorer etc.). Es besteht jederzeit die gleichberechtigte Möglichkeit zur Partizipation und Mitgestaltung. Die Transparenz der Entscheidungen und der hohe Grad der Mitbestimmungs- und Mitarbeitsmöglichkeiten sind dafür wichtige Voraussetzungen. Auf dem Feld der Jugend-, Pop- und Subkulturen ist das Conne Island mit Abstand der kompetenteste Partner des Kulturamtes. Durch seine Verbundenheit mit der spezifischen Connewitzer Alternativ- und Kulturszene erachtet es der Verein als wichtige Aufgabe, in Streitfällen als verlässlicher Mittler und Ansprechpartner aufzutreten und eine stabilisierende Rolle einzunehmen.
Entgegen dem Schema eines „normalen“ Kulturbetriebes und der „bloßen“ Konzertveranstaltertätigkeit sieht das Conne Island es als seine Aufgabe an, stets auch die soziale und zuweilen politische Dimension von Jugend- und Popkultur zu reflektieren. Demnach wird eine transparente Auseinandersetzung um künstlerische wie inhaltlich politische Belange eines Angebots ausdrücklich durch den Verein befördert. So ermöglicht es die Verankerung sowohl in popkulturellen als auch politischen Szenen dem Conne Island, die gesellschaftliche Dimension von Popkultur kritisch zu thematisieren. Mit anspruchvollen Veranstaltungen und öffentlichen kulturpolitischen Interventionen um das Thema Popkultur hat sich das Conne Island lokal bis bundesweit einen zuweilen streitbaren und dennoch guten Namen gemacht. Kulturell und logistisch ist dieses gleichberechtigte Miteinander im Conne Island hoch rentabel und die kulturellen wie strukturellen Synergien sind nicht zu unterschätzen.
Die unter dem Stichwort „Generationswechsel“ zu fassende Diskussion um die personelle Struktur der Vereinsarbeit dominierte das traditionelle Arbeitswochenende in 2005. Insbesondere die Möglichkeiten der Integration von „neuen“ Leuten, ohne die „alten“ dabei herauszudrängen, standen dabei auf dem Prüfstand. Galt es in den vergangenen Jahren als Usus langjährige, professionelle Routine mittelfristig mit jung-revoltierenden Übermut in Einklang zu bringen und im Zweifel auszutauschen, hatte diese Position nun nur noch bedingt Bestand. Als Zwischenstand der zum Teil sehr emotional geführten Debatte wurde konstatiert, dass das Conne Island in seiner täglichen Arbeit von einem sich zunehmend verbreiternden Kreis von Jugendlichen getragen wird. Hingegen die verbindliche Übernahme von Verantwortlichkeiten hängt diesem Fakt hinterher. Um dem vorzubeugen, ist diese Diskussion auch in den wöchentlichen, öffentlichen Treffen des Vereins Thema.
Der Beginn des Jahres 2005 wurde geprägt durch die kulturpolitische Diskussion um den Umgang mit Straight Edge Hardcore und der von Teilen dieser Szene vertretene Idealisierung und Übertragung der natürlichen Ordnung auf den Menschen. Daran anschließen wurde sich aktuellen Phänomenen wie z.B. der die Shoa relativierenden Tierrechtskampagne „Gegen den Holocaust auf deinem Teller“ der Organisation PETA zugewandt.
Die zentrale Debatte um die theoretischen Hintergründe und gesellschaftlichen Gegebenheiten von Jugend-, Pop- und Subkultur wurde 2005 zum Thema „Nationalismus in Popkultur“ parallel zur Veröffentlichung des Popmusiksamplers „I can't relax in Deutschland“ geführt. Im Kern ging es hierbei um die Stärkung der universalistischen Wurzeln von Popkultur und gegen eine nationale Vereinnahmung von Musik, Film und darstellender Kunst aktiv zu werden. Für diese Bemühung konnten Bands, Musikerinnen und Musiker wie Mouse on Mars, Tocotronic, Stella, Kettcar u.v.m. gewonnen werden. Die Release-Veranstaltung des genannten Samplers im Rahmen der Leipziger PopUp Messe stellte einen eindrucksvollen Auftakt für eine bundesweit sehr intensiv geführte Debatte dar. Vertreter des Conne Island fanden dabei auf zahlreichen Podien, sowie in Feuilletons und Kulturmagazinen Gehör.
Für den Verein wichtige kulturpolitische Auseinandersetzungen waren weiterhin die Problematisierung des Geschlechterverhältnisses in der Hardcoreszene mit dem Aufruf „It's not just boys fun“, die Kritik sexistischer Verhaltensweisen im HipHop und der Auftritt der schwedischen Oi-Punk Band Perkele. Die Vorwürfe gegen letztere, offen für rechte Parolen oder ein neonazistisches Publikum zu sein, erwiesen sich nach Recherchen, Gesprächen und einem Interview als unbegründet.
Der bereits seit einigen Jahren zu beobachtenden allgemeinen pop- und subkulturellen Beliebigkeit – darunter ist u.a. die Trennung subkultureller Codes von sozialer und politischer Bedeutung zu verstehen – entgegenzuwirken, haben sich die kulturpolitischen Interventionen des Vereins als recht wirksam erwiesen. Die bundesweite Resonanz – wenngleich zuweilen auch recht kritisch – bestätigt diese Einschätzung. Sie haben somit deutlich zu Profilierung des soziokulturellen Zentrums beigetragen.
Des weiteren bot das Conne Island den Raum für Initiativen und Gruppen zur Durchführung von Veranstaltungen zu Themen wie: Sozialproteste und die deutsche Linke, Aktivitäten von Neonazis, Kritik des linken Antizionismus u.v.m.
Dafür konnte auch 2005 der Conne Island Newsflyer genutzt werden. In dem monatlich erscheinenden Heft räumt das Conne Island neben der Bewerbung der eigenen Kulturveranstaltungen, Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen die Möglichkeit ein, Beiträge zu politischen Debatten zu veröffentlichen. Diese repräsentieren dabei nur selten die Positionen des Conne Island, dennoch gehört es zum Verständnis des Vereins politische Positionen wahrnehm- und verhandelbar zu machen, so sie in Form und Inhalt den Satzungsprinzipien des Conne Island – u.a. „Eintreten für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander, Förderung und Verwirklichung humanistischer, sozialer und demokratischer Denk- und Verhaltensweisen, Gegen Faschismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Sexismus, Für soziale und politische Emanzipation“ – nicht entgegenstehen.

Personalsituation/Projektmittel/Förderung

Im Haushaltsjahr 2005 wurde erneut ein Eigenanteil gegenüber der kommunalen Förderung von mehr als 80% erwirtschaftet. Dennoch war die kommunale Förderung ein wichtiges finanzielles Standbein für den Verein, denn Akquise und Eigenerwirtschaftung waren nur auf Basis von Anteilsfinanzierung in die personelle und bauliche Struktur des Conne Island möglich.
Neben der Sockelfinanzierung des Kulturamtes förderte das Jugendamt der Stadt Leipzig sowohl die bauliche Überholung des Skateparkes im Conne Island als auch Anfängerinnenkurse für Skateboarding. Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen förderte ein Projekt zu Durchführung eines Festivals für live Visuals und Projektionskunst im 2. Halbjahr 2005. Dieses Projekt fand in den Medien und beim Publikum einen großen Anklang und wird über 2005 hinaus kontinuierlich weitergeführt. Als Bestätigung der Arbeit des Vereins ist ebenso der Gewinn des 1. Preises des Klick`05 der Bundesinitiative Jugend ans Netz im Bundesland Sachsen zu verstehen.
Der Förderbetrag des Kulturamtes für kulturelle Arbeit, die „freie Spitze“ wurde 2005 zur Unterstützung der Veranstaltungsreihe „Kleine Bühne“ verwendet. Der tatsächliche finanzielle Nutzen für die einzelnen Veranstaltungen entsprach jedoch lediglich einem „Tropfen auf den heißen Stein“, denn die „ freie Spitze“ ist bereits seit Jahren immer wieder Kürzungen unterzogen worden.
Wie in den Jahren zuvor wurde der von der Stadt Leipzig gewährte Personalkostenzuschuss für zwei Stellen auf 4 Angestellte verteilt. Darüber hinaus werden zwei Vollstellen, eine halbe Stelle und zwei Anstellungen als geringfügige Beschäftigte über den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb des Vereins selbst finanziert. Eine unbefristete Vollstelle ging dabei aus der Fortführung einer in 2004 ausgelaufenen Fördermaßnahme zur Eingliederung für Schwerbehinderte durch das Arbeitsamt hervor. Darüber hinaus existiert am Conne Island eine Zivildienststelle.

Baulicher Zustand

Das Conne Island gliedert sich in den Veranstaltungssaal und das Vorderhaus. Vor allem letzteres befindet sich in einem unverändert kritischen baulichen Zustand. Es ist der aufopferungsvollen ehrenamtlichen Tätigkeit und Improvisationsgabe der Vereinsmitglieder zu verdanken, dass die Arbeit des Vereins im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten so erfolgreich verlief. Jedoch war der Arbeitsalltag auch 2005 oft durch beständige Behelfsreparaturen bestimmt, welchen nur durch grundsätzliche Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen beizukommen wäre. Dies läge durchaus im Interesse der Stadt Leipzig, ließen sich laufende Unterhaltskosten deutlich senken, die bei Beibehaltung der jetzigen Zustände unüberschaubar zu steigen drohen.

Um also die langfristige, kontinuierliche Arbeit abzusichern sowie bestehende Bauauflagen auch zukünftig zu erfüllen, ist es nach Ansicht des Vereins notwendig folgende Arbeiten durchzuführen:
  • Trockenlegung des Vorderhauses und des Saalgebäudes, um eine regelmäßige Komplettsanierung des Parterre zu verhindern bzw. die Bausubstanz zu sichern.
  • Grundlegende Sanierung des Zufahrtsweges und des Parkplatzes, denn dieser weist trotz Ausbesserungsarbeiten tiefe Löcher auf. Die Zufahrt ist gekennzeichnet durch bedrohliche Unebenheiten, sodass Zulieferer, Entsorgungsfahrzeuge und Nightliner-Busse Gefahr laufen anzuecken. Ebenso mehren sich die Beschwerden der Zuschauer, die ernsthafte Schäden an ihren Fahrzeugen befürchten.
  • Die Dämmung des Vorderhauses würde die Energiekosten deutlich senken.
  • Das Parkett im Saalgebäude, einst als Tanzparkett gedacht, gleicht nach jahrelangem Konzertbetrieb einem Flickenteppich, ausgebrochene Dielen sind notdürftig durch Holzbretter ersetzt.
  • Eine grundsätzliche Überholung eines Großteils der Fußböden im Vorderhaus und insbesondere im Café ist für 2006 geplant.
Dingend notwendig ist darüber hinaus die grundlegende Überholung der sanitären Anlagen im Vorderhaus und im Veranstaltungssaal, sowie die Überholung des Treppenhauses.
Über kleine Reparaturen hinaus wurden im vergangenen Jahr vom Verein das Getränkelager im Vorderhaus und ein Nebenraum des Backstages komplett saniert (inkl. Fußboden, Decken, Wände). Auch die sog. Lesebude und Teile der obersten Etage des Vorderhauses konnten durch das Engagement des Vereins vorgerichtet werden.

Kontakt zu den Ämtern der Stadt Leipzig

Das Verhältnis zum Kulturamt schätzt der Verein als vertrauensvoll und produktiv ein, dies haben die Rahmenvertragsverhandlungen im Jahr 2003 bestätigt.
Ebenso konnte das gute Verhältnis zum Jugendamt fortgesetzt werden, welches sich in der Gewährung von Fördermitteln für 2005 und 2006 wiederspiegelt.
Der im Herbst aufscheinende Konflikt zwischen ordnungspolitischen und jugendkulturellen Prämissen der Stadt Leipzig – das Ordnungsamt hatte einen Großteil der langjährigen Plakatflächen des Vereins entfernen lassen – konnte zumindest vorübergehend beigelegt werden.

Christian Schneider (Geschäftsführung)


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last modified: 28.3.2007