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Wie schon die letzten Jahre veröffentlichen wir den Jahresbericht des Projekt Verein e.V., dem Trägerverein des Conne Island. Wir wollen so inhaltliche Diskussionen transparent machen.
dokumentation, 1.1k

Jahresbericht 2002.


Veranstaltungskonzeption/ konzeptionelle Ausrichtung

Das vergangene Jahr 2002 war fün der Verein ein erfolgreiches, gemessen an der Grundkonzeption und den inhaltlichen Grundprämissen des Projekt Verein e.V.
Das einzigartig hohe, stetige ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder hat den größten Anteil an diesem Ergebnis. Dem Verein gehören gleichbleibend 111 Mitglieder an, wobei sich der Kreis kontinuierlich am Conne Island beteiligter Personen deutlich erhöhte. So konnten viele junge Leute neu an die Strukturen des Vereins gebunden werden. Damit setzte sich der positive Trend des Generationswechsels fort, ohne jedoch auf ein Herausdrängen der "Älteren" hinauszulaufen.
Beeinflusst durch die 2001 begonnenen Gespräche mit nahezu allen Vertreterinnen und Vertretern der freien Kulturszene Leipzigs und dem "Weißen Januar" im vergangenen Jahr, wurden perspektivische, interne Diskussionen weitergeführt bzw. eine Bestandsaufnahme des Status Quo vorgenommen, ebenso wie die theoretischen Diskussionen um die Hintergründe und gesellschaftlichen Gegebenheiten von Jugend-, Pop-, bzw. Subkultur.

Am 01.01.2002 vollzog sich offiziell der Wechsel des Geschäftsführers des Projekt Verein e.V., jedoch nicht ohne die langjährigen Erfolge des Vorgängers Sören Pünjer entsprechend zu würdigen. Zwischen den verschiedenen Fraktionen im Projekt Verein e.V. zu vermitteln und das Conne Island in öffentlichen Fragen und Auseinandersetzungen zu vertreten, also eine Art doppelte Scharnierfunktion zu übernehmen, wird neben den verwalterischen Tätigkeiten die größte Herausforderung und wichtigste Aufgabe des Neuen sein.
Dank der bereits im Jahr 2001 neugestalteten Preispolitik, unter Abwägung der sozialen Verantwortung auf der einen und betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten auf der anderen Seite, gestaltete sich der Währungswechsel als größtenteils unproblematisch. Dennoch macht sich ein schwieriger Trend bemerkbar. Aufgrund der hohen Unkostenbelastung und der damit erhöhten Eintrittspreise leidet die Attraktivität der Veranstaltungen deutlich. Dadurch ist die vom Conne Island bisher betriebene Aufbauarbeit weniger populärer Projekte im bisherigen Umfang stark gefährdet.
Der Projekt Verein e.V., als Mitglied der Initiative Leipzig plus Kultur, beteiligte sich aktiv an der Aktion "Weißer Januar". Diese hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Missverhältnis der Bedeutung der freien Kulturszene in Leipzig gegenüber ihrer mangelnden Verankerung in der Kulturpolitik der Stadt zu thematisieren. Mit dem Ziel, auf die fortschreitende Misere des ständigen Improvisierens, Selbstausbeutens und Kaschierens fehlender Mittel der freien Kulturszene in Leipzig symbolisch hinzuweisen und die drohenden Kürzungen im Kulturhaushalt der Stadt Leipzig abzuwenden, wurden im Januar keine Veranstaltungen angeboten. Vielmehr wurde die Kraft in öffentlichen Protest, Aktionen, Gespräche und Diskussionen gesteckt.
Dem Projekt Verein e.V. war und ist dabei natürlich klar, dass auch die öffentliche Hand mit immer weniger Mitteln auskommen muss und dies nicht als Schlappe der Politik zu verstehen, sondern vielmehr dem objektiven Zwang einer weltweiten kapitalistischen Standortlogik geschuldet, ist. Vor diesem Hintergrund und der als Lösung propagierten unsichtbaren Hand des Marktes gerät öffentliche Kulturförderung in die Legitimitätskrise. Dabei wird jedoch eklatant verkannt, dass der soziale Gehalt von Kultur nur noch zum Nebenprodukt der Kulturindustrie verkommt und sich Kreativität und künstlerische Ästhetik in erster Linie nach der Verkaufbarkeit richten müssen. Die wichtige Bedeutung von Kultur, Gegenpol und Reflektionsraum gegenüber der Realität zu sein, Konzepte des toleranten, demokratischen Miteinanders zu entwickeln, sozialen Rückhalt zu bieten, wird dem Zwang des Sparens geopfert. In der Auseinandersetzung um die Leipziger Kulturförderung waren dies zunächst auch die Koordinaten der Diskussion. Leider rückte die "Initiative Leipzig plus Kultur" zu schnell davon ab und begab sich in die Standortlogik hinein. An dem Punkt, an dem die Initiative den aktiven Part der zukünftigen Verteilung kommunaler Fördergelder in der Stadt Leipzig zum Ziel erhoben hatte, beendete der Projekt Verein e.V. die Zusammenarbeit bis auf Weiteres. Denn konsequent gedacht, liefe ein solcher Vorschlag auf die interne Hackordnung des monetären Fressens und Gefressen Werdens hinaus, ohne dabei die Bedeutung der öffentlichen Hand im Sinne der Kulturförderung zu betonen. Dennoch ist mit der Aktion "Weißer Januar" ein großes Ziel erreicht worden: zumindest auf der ideellen Ebene spiegelte sich, durch die Protestaktionen angestoßen, die große Bedeutung der freien Kultur für Leipzig in kulturpolitischen Überlegungen wieder. Die Vorstellungen der strukturellen Umsetzung waren und sind weiter Thema des im Januar verabredeten, regelmäßigen Gesprächskreises zwischen der freien Kulturszene, der Politik und der Verwaltung der Stadt Leipzig.
Perspektivisch ist es das Ansinnen des Projekt Vereins e.V., das bereits in der Struktur des Conne Island angelegte Potential an Flexibilität, Kreativität und Kooperation zu nutzen und auszubauen. In internen Diskussionen wurde das langjährige Konzept der Verbindung jugendarbeiterischer, sozialer, politischer und kultureller Prämissen zwar auf den Prüfstand, jedoch nie in Frage, gestellt. Denn gegenseitige Durchdringung jener Prämissen ist Voraussetzung für das Conne Island im speziellen und soziokultureller Zentren im allgemeinen. Gerade auf dem Feld der Integration von Kindern und Jugendlichen, auf dem Feld der Kinder- und Jugendbildung, der Herausbildung verantwortungsvoller, selbstständiger, kritischer Persönlichkeiten und der ausgewogenen Gleichzeitigkeit von Aktion und niedrigschwellig Passivem liegt der Wert des übergreifenden Ansatzes des Conne Island und macht jeden einzelnen Aspekt zum attraktiven Angebot.

Wie bereits in den Jahren zuvor wurde auch 2002 eine intensive Diskussion um den kulturell-politischen Ansatz des Conne Island geführt, welcher noch immer im Selbstverständnis: "Das Conne Island ist ein Zentrum von und für Linke, Jugend-, Pop- und Subkulturen." seine Entsprechung findet. So ist die zu konstatierende Verflachung in pop- und subkulturellen Kreisen weiterhin deutlich zu spüren. Der Projekt Verein e.V. muss selbstkritisch eingestehen, bei der im Mai stattgefundenen PopUp Messe wenig über das Conne Island hinausreichende inhaltliche Diskussionen angestoßen zu haben. Dennoch gestaltet sich eine Mitarbeit an der Vorbereitung der nächsten Pop-Messe für problematisch. So wird vom größten Teil der Vorbereitungsgruppe die theoretisch reflexive Ebene im Bezug auf die Rolle von Popkultur in unserer Gesellschaft vernachlässigt und Kultur scheinbar zum Selbstzweck betrieben. Dem Projekt Verein e.V. käme, ein erhöhtes Engagement vorausgesetzt, offensichtlich die Rolle der inhaltlichen Vermittlung zu, ohne dass diese wirklich auf die Struktur bzw. das Selbstverständnis der Messe rückwirken würde.
Um eine erhöhte Außenwirkung zu erzielen und kulturpolitische Diskussionen nachvollziehbar und offen anzubieten, hat sich im Rahmen des vom Regierungspräsidium geförderten Projektes "Facetten der Soziokultur" ein fester Arbeitskreis zusammengefunden, welcher sich der Schnittstelle von kritischer Popkultur und den gesellschaftlichen Umständen, in denen sie stattfindet, auf theoretischer Ebene nähert. Dieser Arbeitskreis ist grundsätzlich offenen Charakters, um Jedem und Jeder die Möglichkeit der Teilnahme am Kreis zu ermöglichen und nicht Diskussionen am Großteil des Zielpublikums vorbei zu führen und schlussendlich fertige Positionen zu präsentieren, welche nur für einen kleinen Kreis schlüssig sind.
Für den Verein wichtige geführte kulturpolitische Debatten betrafen das Verhältnis von populärer Jugend- und Subkultur zum sog. Mainstream, Frauen in der Popkultur und das Hinterfragen des subversiven Konzeptes Subkultur. Grundlage, wenngleich er nicht mehr in dem Maße als Integrationsfläche dient, ist natürlich immer noch ein gemeinsamer Konsens gegen Faschismus und Rassismus.
Anschließend an die bereits 2001 begonnenen, sehr emotional geladenen Auseinandersetzungen um die Bewertung des 11.09.2001 und die Reproduktion von strukturell antisemitischen Mustern in alternativen und subkulturellen Kreisen, stellte der Ausbruch der zweiten Intifada und die Eskalation der Gewalt im Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern den Verein auf eine harte interne Probe. Vor dem Hintergrund geschichtsrevisionistischer, offen antizionistischer, antiisraelischer und antisemitischer Demonstrationen in Deutschland im Sommer 2002, an denen sich auch ein großer Teil der alternativen und linken Szene beteiligte und unter anderem israelische Fahnen mit Hakenkreuzen beschmiert und "Juden raus"-Sprechchöre skandiert wurden, veröffentlichte das Conne Island, wenngleich nach langer Diskussion, eine Stellungnahme. Darin wird eine klare Absage an eine unreflektierte, völkisch, antiisraelisch und strukturell antisemitisch argumentierende linke Solidarität mit den Palästinensern bzw. an den positiven Bezug auf die Selbstmordattentate in Israel erteilt. Um dieser Position Nachdruck zu verleihen, werden seit dem Sommer 2002 alle Besucherinnen und Besucher gebeten, die sogenannte "Palästinensertücher" beim Besuch des Conne Island abzulegen.

Die perspektivische Ausrichtung und Erweiterung des Veranstaltungsangebotes, welche sowohl beim jährlichen Arbeitswochenende als auch in den wöchentlichen Vereinstreffen besprochen wurden, erfolgten mit dem Wissen um die anhaltende pop- und subkulturelle Beliebigkeit. Beliebigkeit meint den Bedeutungswandel von Pop- und Subkultur weg von einer Strategie der sozialen Auseinandersetzungen hin zum bloßen besonderen Segment der Kulturindustrie. Diesem Prozess entgegenzuwirken ist der erklärte Anspruch und gängige Praxis des Vereins. Die ursprünglichen Motivationen des popkulturellen Ausdrucks zu unterstützen, sowie wenig populäre Nischen aufzubauen, ist der bereits beschrittene Weg des Vereins. So erfahren Rockabilly- bzw. Psychobillykonzerte einserseits wachsenden Rückhalt im Conne Island. Es finden andererseits stark auf die ursprünglichen Bezüge gerichtete Veranstaltungen statt, wie z.B. übergreifend angelegte HipHop-, Graffiti-, Breakdanceveranstaltungen.

Der Verein sucht dabei ein übergreifendes, aber ausgewogenes Verhältnis zwischen Anspruch, niedrigschwelligen Angeboten und sozialen Faktoren, wie Eventcharakter bzw. Veranstaltungen mit hohem kommunikativen und kollektiven Unterhaltungswert. Letztere fanden insbesondere in Kooperationsveranstaltungen mit Antifa-, Antiragruppen, dem Szenesportverein "Roter Stern Leipzig", dem Künstlerkollektiv S.U.F.F., bzw. Jugendgruppen ihre Umsetzung etwa als Karaoke Shows, Filmnächte, Revival Abende, Spieleshows oder aber der ersten Connewitzer Schlagernacht – bei der Leipziger Punkbands Schlager neu interpretierten – thematischen Diskos und Parties als Events.
Dem gegenüber steht die Mehrzahl der vom Verein durchgeführten Konzerte und Tanzveranstaltungen mit hohem inhaltlich-kulturellen Wert für die jeweiligen Szenen. Etwa die auf den lokalen Rahmen fokussierte Drum&Bass Reihe "breaks.org" oder zahlreiche subkulturell spezifische Veranstaltungen. Diese umfassten 2002 folgende spartenspezifische Angebote: Hardcore, Punk, Rock’n’Roll, Psychobilly, Rockabilly, Oi!, Postrock, House, Breakbeat, EBM, Drum&Bass, Reggae/Dancehall, Dub, Jungle, Gitarren-Pop, New Elektronika, HipHop, Jazz, NewJazz, Ska/Rocksteady, Soul’n’Funk, R’n’B. Der im Sommer konstatierten weitgehende Verflachung im deutschsprachigen HipHop wurde durch eine Reihe US-amerikanischer, britischer und französischer Acts ihr positives Pendant entgegengesetzt. Insgesamt konnte das Conne Island seinem Ruf als das Zentrum für populäre Jugend- und Subkultur in Leipzig, der Region und Sachsen jederzeit gerecht werden.

Zu erwähnen ist die Etablierung einer kontinuierlichen Veranstaltungsreihe. So finden unter maßgeblicher und steigender Beteiligung Skaterparties statt, welche die ideale Verbindung zwischen Sport und Kultur darstellen. In Verbindung mit Konzerten oder Tanzveranstaltungen wird jeweils ein Minirampkontest ausgerichtet. Diese Erweiterung – statt einem Indoor-Minirampcontest im Jahr kontinuierliche Veranstaltungen – sind Abbild des stetigen überdurchschnittlich hohen Zulaufes die Skatebordanlagen des Conne Island betreffend. Der Zuspruch gerade in den Sommermonaten liegt oft über den zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Dementsprechend wurden im vergangenen Jahr zwei große Outdoor Skatecontests ausgerichtet: der "Brettkampf" im Frühjahr und der traditionelle "Little Sista" Skate-Cup im September. Sportlisches Highlight 2002 war jedoch das Fußballturnier, das im Rahmen des bundesweiten "Oi the meeting" Wochenendes stattfand und zu dem bundesweit Teams angereist sind. Traditionell fanden der Volleyballcup im Sommer und die Tischtennisturniere an den Weihnachtsfeiertagen statt, deren Zuspruch ungebrochen hoch ist. Diese Sportevents, ausgerichtet durch den Verein, sind jedoch nur Ergänzung zum alltäglichen Sportangebot wie Streetball, Streetsoccer, Volleyball, Tischtennis, den indoor Miniramps bzw. dem outdoor Skatepark, der von Skatern, Inlinern, und BMX’ern aller Altersgruppen genutzt wird. Die Kooperation mit dem Szenesportverein Roter Stern Leipzig zeigte sich auch in diesem Jahr auf verschiedenen Ebenen, ob bei der Ausrichtung sportlicher, sportpolitischer oder kultureller Veranstaltungen. So sitzt die Geschäftsstelle des Vereins weiterhin im Conne Island, wenngleich der Fanladen aufgrund von Kapazitätsproblemen in andere Räumlichkeiten umgezogen ist. Erwähnt sei an dieser Stelle die hohe Nachfrage nach der Übertragung der Fußball Weltmeisterschaft, die zum Teil mehr als 100 Leute ins Conne Island führte und zu einem weiteren gemeinsamen und sportlichen Highlight im Jahr 2002 wurde.

Nicht anders als in den Jahren zuvor bot der Verein eine Vielzahl an öffentlichen Bildungs- und Informationsveranstaltungen zu übergreifenden Themen an, ob zur Bedeutung von (Lohn)Arbeit in unserer Gesellschaft oder mehrere Veranstaltungen zum Thema Antisemitismus und Antizionismus bzw. zur Einschätzung des Afghanistankrieges. Im Anschluss an Veröffentlichungen bezüglich der Kritik an der Antifabewegung kam es zu zum Teil sehr kontroversen Diskussionsveranstaltungen. Eine erfrischend sarkastisch kritische Auseinandersetzung mit tagesaktuellen politischen Themen bot die Lesung mit dem Autorenduo Rainer Trampert und Thomas Ebermann. Gegenstand weiterer Veranstaltungen waren: die Auflösung des Szeneblattes Klarofix, die Krisenhaftigkeit unserer kapitalistischen Gesellschaft und Veranstaltungen zu den zahlreichen Nazidemonstrationen der freien Kameradschaften. Die Mitarbeit am DJ- und Club-Netzwerk "IT’S YOURS", ein Projekt im Rahmen von D.A.S.H., sei an dieser Stelle erwähnt. Ebenso beteiligt sich der Verein seit November an den Vorbereitungen einer bundesweiten Konferenz zum Thema linke Bildungsarbeit in Zusammenarbeit mit der Rosa Luxemburg Stiftung, der Bildungsoffensive Berlin/Brandenburg und zahlreichen freien Jugendbildungsträgern. Ebenso sind auch die, nicht im Sinne von Veranstaltungen zu verstehenden, aber dennoch offenen Treffen zum Begriff der Kultur als Angebote im Sinne von Bildungsarbeit zu betrachten.

Als Plattform für politische Initiativen dient der CEE IEH Newsflyer dazu, Debatten und Positionen zu veröffentlichen. Im davon getrennten Teil des Heftes bewirbt der Verein die Veranstaltungen des Conne Island. Dabei wird der CEE IEH Newsflyer als kritische Begleitung des Conne Island verstanden und kann Positionen des Vereins entgegenstehen. Dieses Verhältnis klar zu transportieren, ist als Vermittlungsproblem erkannt worden.

Die Auslastung der offenen Angebote des Vereins unterstreicht die gelungene Verbindung zwischen aktiven und offenen Angeboten, wie die Sportangebote, die Lesebude mit umfangreicher Literatur, das betreute Internetangebot, der Infoladen, Proberäume, Tonstudio, die sog. "Spielhölle" mit Kicker und Billard oder das Vereinscafé und der Freisitz. Damit bietet das Conne Island stark frequentierte Angebote und ist somit ein beliebter Ort zum Kommunizieren und Abhängen, ebenso bieten sie Raum für umfangreiche Recherchen, Organisationsarbeiten, Treffen, oder eben auch nur zum Internet checken oder einen Schulaufsatz schreiben.
Insgesamt nutzten mehr als 104.800 Personen die Angebote des Vereins, hinzu kommen eine Vielzahl regelmäßiger Treffen verschiedener Initiativen und Projekte aus Bereichen dem Antifa-, Antira-, Sport- und Kulturarbeit (unabhängig vom Verein). Damit ist ein leichter Zuwachs zu verzeichnen, der vor allem auf die erhöhte Auslastung der offenen Angebote des Vereins insbesondere in den Sommermonaten zurückzuführen ist. Im Veranstaltungsbereich ist im Jahr 2002 ein Rückgang zu konstatieren, fehlt doch der gesamte Januar auf diesem Gebiet.
Alles in allem fanden 128 öffentliche Veranstaltungen und 9 im geschlossenen Rahmen statt. Das besondere Highlight waren ohne Zweifel das "Oi the meeting" Wochenende, vom 31. Mai bis zum 2. Juni, zu dem mehr als 2500 Skinheads, Rudeboys, Punks und Skingirls anreisten. Dieses Meeting zeichnete sich durch die bundesweite, ja sogar darüberhinaus weisende Bedeutung für die Szene aus und machte deutlich, dass Nazis in dieser Szene nichts zu suchen haben. Mit der übergreifenden Veranstaltung zur HipHop, Skate und Graffitikultur "Kopflast" in Zusammenarbeit mit Kopflast und transit2base unterstrich das Conne Island seinen Willen im lokalen Rahmen wieder stärker aktiv zu werden. Benannt sei ebenso die schon fast traditionelle Stay Sick Night mit der Psycho-Band "Demented Are Go". Als besondere Referenz der Attraktivität des Conne Island sei an dieser Stelle auf das Clubkonzert vom "Ärzte-Sänger" Farin Urlaub im Oktober verwiesen, ein großes Sommer Open Air "Sunshower" am 03. August, die große Schul-Party "Tanz den Antifa" am 31. August sowie die traditionelle Easter Ska Jam an Ostern und das Claus Ska Festival im Dezember, ebenso die über Jahre das Conne Island begleitende Band Tocotronic und zahlreiche Protagonisten der britischen Drum&Bass Szene machten das Conne Island zum Ort unvergesslicher Konzertereignisse für einen Großteil der Besucherinnen und Besucher.
Leider konnte das kulturelle Hoffnungsprojekt "kleine Bühne" vor dem Hintergrund zu hoher Kostenbelastung nicht im gewünschten Maße wiederbelebt werden. Dies spiegelt sich in der Diskrepanz von geplanten 10 gegenüber 3 stattgefundenen Veranstaltungen wieder.

Dass der Verein auch im Jahr 2002 seinem Charakter nach nicht neutral agieren konnte, zeigte sich nicht zuletzt auch am 03.10.03, als im Anschluss an eine der zahlreichen Nazidemonstrationen die Connewitzer Alternativ- und Kulturszene durch einen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz pauschal kriminalisiert wurde. Ohne den geringsten Anlass und ohne Erläuterung der Beweggründe kam es auch an der Einfahrt zum Conne Island zu einem Einsatz. Entgegen der gängigen Praxis des konstruktiven Dialoges wurden Besucherinnen und Besucher des Vereins – an dem Tag fand ein Punkkonzert der Gruppe "Trashcan Darlings" statt – pauschal und zum Teil mit Gewalt genötigt, ihre Personalien zu Protokoll zu geben. Erst nach Einschalten eines Anwaltes, der Anwesenheit eines Landtagsabgeordneten und dem beständigen Beharren seitens des Vereins auf eine konstruktive, gewaltfreie Lösung der Situation gaben die Polizeikräfte an, dass das Conne Island sowie Connewitz und andere Orte in der Südvorstadt von der Stadt Leipzig pauschal, wegen zu erwartender Proteste gegen den Naziaufmarsch, als "verrufene Orte" klassifiziert worden seien und daher ein solches Vorgehen legitimiert wäre. Die Existenz einer solch skandalösen Verordnung wurde im anschließenden Kontakt mit dem Einsatzleiter der Polizei klar verneint. Noch in Unkenntnis dessen gab der Verein eine Pressemitteilung heraus, in welcher diese Polizeipraxis in Connewitz und der Südvorstadt – fand doch der Naziaufmarsch weit ab in Stötteritz statt – angeprangert wurde. Bedeutet die verdachtsunabhängige Kontrolle von Personen in der Praxis die pauschale Kriminalisierung von Menschen, sind insbesondere die Angehörigen der linken Alternativ- und Kulturszene davon betroffen. Die Klärung solcher Konflikte auf dem Weg des produktiven Gespräches versteht der Verein als eine wichtige Aufgabe und sieht sich als parteiischer, die spezifische Connewitzer Szene stabilisierender, konstruktiver Partner der Stadt Leipzig. Transparenz in allen Belangen ist dabei oberstes Prinzip und Garant, um eine vertrauensvolle Kooperation mit der Stadt Leipzig gerade in Situationen des Disputes zu ermöglichen.

Personalsituation/Projektmittel/Förderung

Der von der Stadt gewährte Personalkostenzuschuss für zwei Stellen wurde halbiert. Darüber hinaus existierten im Jahr 2002 zwei halbe Stellen über die Gastronomie selbstfinanziert. Eine Vollstelle wurde im Rahmen des Eingliederungszuschusses für Schwerbehinderte gewährt. Darüber hinaus existiert eine Zivildienststelle.
Die beim Jugendamt beantragten Mittel auf Honorarkosten für die Betreuung der Skateboardanlage wurden nicht gewährt. Der Antrag beim Regierungspräsidium auf Förderung aus Landesmitteln, für das Projekt "Facetten der Soziokultur" über € 10.000 wurde positiv beschieden. Infolge dessen konnte das Projekt "Facetten der Soziokultur" vom 01.01.02 - 30.06.02 erfolgreich durchgeführt werden und neue Akzente in den kulturpolitischen Erwägungen des Vereins setzen.

Baulicher Zustand

Der bauliche Zustand ist unverändert kritisch. Es ist der aufopferungsvollen ehrenamtlichen Tätigkeit und Improvisationsgabe der Vereinsmitglieder zu verdanken, dass die Arbeit des Verein im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten so erfolgreich verlief. Dennoch ist positiv zu bemerken, dass der Großteil der Fenster im Conne Island nach langem Warten im Sommer 2002 durch neue ersetzt wurden. Damit wurde die Einbruchsgefahr im Vereinscafé deutlich vermindert.
Dennoch ist der Arbeitsalltag oft durch sog. "Sysiphosarbeiten" bestimmt, welchen nur durch grundsätzliche Reparatur- bzw. Baumaßnahmen beizukommen wäre. Dies läge durchaus im Interesse der Stadt Leipzig, ließen sich doch laufende Unterhaltskosten deutlich senken, die bei Beibehaltung der jetzigen Zustände unüberschaubar zu steigen drohen. Um also die langfristige, kontinuierliche Arbeit abzusichern, sowie bestehende Bauauflagen zu erfüllen, ist es notwendig folgende Arbeiten durchzuführen: die Trockenlegung des Vorderhauses sowie des Saalgebäudes, um eine regelmäßige Komplettsanierung des Parterre zu verhindern bzw. die Bausubstanz zu sichern. Die Sanierung der nahezu unbenutzbaren Zufahrt zum gesamten Komplex und der Parkplatz. Insbesondere Zulieferer, Entsorgungsfahrzeuge und Nightliner-Busse auftretender Künstler laufen Gefahr, stecken zu bleiben oder anzuecken. Ebenso mehren sich die Beschwerden der Zuschauer und Zuschauerinnen, die ernsthafte Schäden an Ihren Fahrzeugen befürchten. Eine dringende Sanierung ist unumgänglich. Die Dämmung des Vorderhauses würde die Energiekosten deutlich senken. Das Parkett im Saalgebäude, einst als Tanzparkett gedacht, gleicht nach jahrelangem Konzertbetrieb einem Flickenteppich, ausgebrochene Dielen sind notdürftig durch Holzbretter ersetzt. Ebenso muss eine Grunderneuerung des unteren Bühnenrückraumes vorgenommen werden, um die Schäden der verheerenden Niederschläge im Sommer 2002, welche schließlich auch zum Hochwasser geführt haben, zu beseitigen. Dafür wurden € 1500 von der Kulturstiftung des Bundes in Aussicht gestellt.

Kontakt zu den Ämtern der Stadt Leipzig

Der Verein schätzt das Verhältnis zum Kulturamt als vertrauensvoll und produktiv ein. Hinsichtlich des Kontaktes zum Jugendamt sind Defizite zu beklagen. Trotz gegenseitiger Bestätigung und dem Besuch des Herrn Steb kam 2002 leider keine Arbeitsebene zustand. Diesen Misstand zu beseitigen, hat sich der Verein für 2003 zum Ziel gesetzt.

Projekt-Verein e.V.


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last modified: 28.3.2007