Am Anfang war eine Kreuzung, inmitten von
Baumwollfeldern, irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten. Dort steht
nachts ein junger Schwarzer, er hat seine Seele mitgebracht, um sie mit dem
Teufel gegen eine musikalische Begabung zu tauschen. Dem Blues, den er
später spielt, wird dieser Tausch eingeschrieben sein, im
feelin blue schwingt ein wenig jenseitiges mit. Das ist der
Ursprungsmythos schwarzer Musik.
Auf dem Weg zur nächsten Kreuzung bringt der Protagonist einigen
weißen Hillbillies das Gitarrespielen bei. Unweit befindet sich eine
Radiostation; während die men of constant sorrow ihren Song
live präsentieren, wird er nebenher auf Vinyl gepresst. In der
nächsten Stadt dient dergleichen Musik zur Publikumserbauung beim
Gouverneurswahlkampf. Das wiederum ist die Geschichte des Country wie sie der
Film der Brüder Coen O Brother, where art thou? erzählt.
Alles andere, Rockabilly, RocknRoll etc. kommt danach und ist ohne
diesen Ausgang nicht denkbar.
Heute, 60 bis 80 Jahre später, schreibt ein Andrian Kreye in der Süd-
deutschen Zeitung unter dem Titel Die Rebellion vergisst ihre
Kinder, daß die Impulse amerikanischer Populärkultur von
rechts, bzw. aus dem konservativen Lager kämen. Als Beleg dient ihm zum
einen die angeblich große Countryrenaissance mit den Comebacks von
Emmylou Harris, Willie Nelson und Johnny Cash, Kultfigur aller rechten
Outlaw Rebels. Daß keiner der drei für einen rechten
Redneckcountry steht und gerade diese Musik in den einschlägigen Fernseh-
und Radiostationen, die dem dumpfbackigen Countyrock schon immer den Vorzug
gaben, höchst selten gespielt wird, zeigt nur, wie wenig der Autor das
Objekt seiner Kritik zu kennen scheint. Doch nicht genug. Nicht nur Madonna
muß mit dem Cowgirldesign ihrer letzten Platte Musik als
Beleg für den Niedergang linker Dominanz in der Popkultur herhalten (das
Logo des Albums zitiert das Signet der PRCA, der Professional Rodeo Cowboy
Association, die laut Kreye mit ihrem Cowboyimage alle Tugenden in sich
vereinen, auf die die amerikanischen Konservativen und die Rechten so stolz
sind: ... die Fähigkeit, sich die Natur Untertan zu machen), auch
Hip Hop, explizit Public Enemy, würden Rassismus und mit ihren Shows
Militanz von Wehrübungen propagieren. Wenn die Fähigkeit,
Wirklichkeit und popkulturelle Repräsentation zu unterscheiden, abhanden
gekommen ist, bleibt kein Auge trocken.
Nur was hat das alles mit Blood on the Honky Tonk Floor zu tun? Nichts
weiter. Deren Musik allerdings bezieht sich auf eine positive, wenn auch nicht
unkritische Rezeption von Country und RnB. Oder in ihren eigenen
Worten: White Trash: angenehmes Label-geschmackvolle Arrangements, gute
Melodieführung. Die Melodie soll nicht unterdrückt werden. Wir
spielen sie gleich vorneweg.
Den Abend werden Blood on the Honhy Tonk Floor, DJ Grape und
Bonanza 5 mit Soul- und Countryperlen zu einem unvergesslichen Erlebnis
machen.
Ansonsten gilt das gleiche wie letztes Jahr: Country, no Hippyshit, dont
miss it!
paul
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