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Was passiert eigentlich, wenn man eine Countryplatte rückwärts
abspielt?
Der Held kriegt sein Auto und seine Freundin wieder. Damit ist eigentlich alles
gesagt, was im Hardcountry so gesagt wird. Die Inszenierung des Burlesken, des
schönen Scheiterns trat erst mit Hank Williams in den 40ern auf den Plan,
davor war Country schnarchige Landeimucke, von cleveren Produzenten entdeckt
und an die Hörer (Es gibt unter der arbeitenden Bevölkerung
einen recht bizarren Hang zur Country Musik, konkret 12/95 ) gebracht. In
Nashville lebt heute eine ganze Musikindustrie davon. Gut daran ist, daß
Country immer schon kommerziell war und sich deshalb die Postpunks nicht endlos
rechtfertigen müssen, wenn sie die Musik heute als das beste aus dem
weißen Trashbereich feiern. Doch kurz zurück zum Anfang: Manche
Menschen wie zum Beispiel Elke Wittich in der Jungle World behaupten ja,
Country sei nichts weiter als vertonte Provinz, wie der Name schon sage etc.
etc.. Das stimmt, ist aber nicht weiter schlimm, denn die Abgründe der
Ränder sind allemal spannender als die der Metropolen. Im too
dump for New York and too ugly for L.A. (Waylon Jennnings, 1992): der
Hardcountry verteidigt den schlechten Geschmack der hillbillies, das
Unansehnliche seiner Protagonisten gegen gesellschaftlich besser gestellte, die
ihre Position auch der kulturellen Abgrenzung nach unten, dem Mehrwert aus
Distinktionsgewinnen verdanken. Wenn die Regeln dieser Kultiviertheit
missachtet, die Grenzen des guten Geschmacks überrannt werden, bekommt das
Provinzielle durchaus subversive Züge.
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