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Die folgenden Redebeiträge von der Grünau-AG im Bündnis gegen Rechts Leipzig, von der Roten Antifaschistischen Aktion Leipzig und von André (PDS) wurden auf der antifaschistischen Demonstration Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung sein am 17.06.2000 durch Leipzig-Grünau gehalten. An der Demonstration beteiligten sich ca. 1.200 AntifaschistInnen. Die Redebeiträge von der Grünauer Antifa-Gruppe, dem Antifaschistischen Schulnetz und den Flüchtlingen aus dem Grünauer Heim sind im Klarofix (07/2000) dokumentiert. |
Antifaschistischer Widerstand ist notwendig! |
Solange es Nazis und Faschisten gibt, solange die Möglickeit besteht, dass
sich Faschismus zum realen Gesellschaftsmodell entwickelt, solange muss es
antifaschistischen Widerstand geben. Antifaschismus, ein Begriff, der von vielen heutzutage nicht mehr verwendet, abgelehnt oder gar bekämpft wird, hat nichts an Notwendigkeit verloren. Denn Antifaschismus ist keine Worthülse, sondern der Kampf für eine bessere und gerechtere Gesellschaft. Eine Gesellschaft, deren Grundwerte auf Emanzipation ohne Ausbeutung und Unterdrückung beruhen. Gerade aber weil der Antifaschismus kein Selbstzweck ist, sondern die heutige kapitalistische Gesellschaft wegen deren menschenverachtender unbedingter Profitlogik grundlegend in Frage stellt, wird er überall verteufelt. In den Medien und über die gesellschaftlichen Institutionen will man uns glauben machen, dass der Kapitalismus das real existierende Paradies auf Erden sei, das vielleicht nur an der einen oder anderen Ecke noch ein wenig zivilisiert und menschlicher gestaltet werden müßte: Nichts geht mehr, ausser Kapitalismus!, so lautet die Botschaft. Auf der Strecke bleiben dabei zivilisatorische Grundwerte, die über Jahrhunderte dem Kapitalismus abgerungen wurden, die ihn aber blöderweise auch immer attraktiver für die Menschen gemacht haben und die sich so in seinen Bann haben ziehen lassen. Wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass im Mittelpunkt des Kapitalismus nicht der Mensch, sondern das Kapital und seine Vermehrung stehen. Kapital aber kann niemals sozial sein! Denn im Zweifelsfall muss es immer Profit abwerfen und das auf Kosten derer, die weniger oder wenig besitzen. Der Kapitalismus, das hat die Geschichte bewiesen, führt in vermeintlichen Krisensituationen nicht automatisch in den Faschismus. Als Option aber hält die kapitalistische Gesellschaft den Faschismus immer präsent, um in bestimmten spezifischen Situationen doch auf ihn setzen zu können. Dass der Faschismus jedoch eher die Ausnahme denn die Regel ist, macht den Kapitalismus keinen Deut besser. Alleine die Grauzone zwischen bürgerlichem und völkischem - also dem offen nazistisch-faschistischem Lager - ist gerade in Deutschland und, wie sich an Haider deutlich gezeigt hat, Österreich besonders groß. Die Betonung von Nation und imperialistisch-militärischer Grossmacht vergrößert diese besser als Braunzone titulierte Sphäre noch mehr. Die heutige Nazibewegung ist so stark wie nie zuvor seit 1945. Und diese Nazibeweung entstand und entsteht nicht am Rande dieser Gesellschaft, sondern direkt in ihrer Mitte. Wenn wir uns also nach gesellschaftlichen Ursachen fragen, so müssen wir immer auch fragen, was in dieser Gesellschaft historisch wie gegenwärtig schief gelaufen ist bzw. schief läuft. Insbesondere seit der Wiedervereinigung ist Deutschland wieder zu einer imperialistischen Grossmacht geworden. Parallel dazu wird die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus zu einem Instrument der Wiedergutwerdung Deutschlands. Wenn heute im Kosovo wieder ein deutsche Protektorat existiert und viele osteuropäische und süd-osteuropäische Staaten direkt ökonomisch von Deutschland abhängig sind, dann sind dies Fakten, die an uns Antifaschistinnen und Antifaschisten nicht spurlos vorüber gehen, sondern auf unsere Ablehnung treffen. Wir wissen genau, wer die Abschottung Europas gegen Flüchtlinge, manifestiert im sogenannten Schengener Abkommen, vorangetrieben hat und wer den Krieg in Jugoslawien kräftig anheizte - es war das wiedervereinigte Deutschland! Antifaschismus darf nicht beim Kampf gegen Nazis verharren. Er muss viel weiter reichen. Schon deshalb, weil Nazis nicht vom Himmel fallen und auch nicht im Vakuum agieren. Die gesellschaftliche Realität stellt sich für uns so dar, dass zwar die Nazis sich aus der Mitte der Gesellschaft rekrutieren. Der Widerstand dagegen aber in starkem Maße nur von ihren linken Rändern her getragen wird. Das jedoch erhöht nach unserem Verständnis nur die Notwendikgeit antifaschistischen Widerstandes. Grünau-Demo-AG im Bündnis gegen Rechts Leipzig, c/o VL, PF 54, 04251 Leipzig Fax: 0341 - 3013269, e-Mail: bgr@mail.nadir.org |
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