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Kein Klischee war zu platt, als es darum ging, konkret beim Verreißen des Grenzcamps nachzu(g)eifern. Eine Erwiderung auf Ralfs Artikel zum Camp im CEE IEH #59 |
Dissen wie die Großen. | ||||
Eins ist klar für die Avantgarde: Nur wer das
Grenzcamp 99 bei Zittau komplett Scheiße findet und auch in
bilderreichen Worten dissen kann, darf sich zur Elite der wirklich
linksradikalen, überhaupt noch relevanten politischen Strukturen in
Zugegeben: Das war schwer. Wer sollte dieses hohe Niveau erreichen oder gar überbieten? Doch andererseits: Kann sich Leipzig leisten zurückzustehen, wenn das publizistische Flaggschiff aus Hamburg diese Steilvorlage in den blauen Diskurshimmel schmettert? Nein, es kann nicht bei Strafe des Ausschlusses aus allen relevanten Strukturen. Und glücklicherweise fand sich im CEE IEH #59 Ralf bereit, die Ehre der Leipziger Gruppen zu retten und den lokalen Aborigines, die noch nicht konkret, aber schon CEE IEH lesen, klarzumachen, was IN und was OUT ist. IN ist wahrscheinlich erstmal alles, was mit roten Fahnen und klaren Hierarchien zu tun hat. Und OUT ist prinzipiell das, was die anderen machen, klar. Die anderen sind in propagandistisch gut gestylten Feindbildern gut beschrieben: Zum Beispiel Die Antiras, die sich alle auf dem Feld karitativer Tätigkeit mit Begleitmusik zusammengefunden haben, um ihre Folklore abzuspulen, veganen Fraß zu sich zu nehmen, Frauen/Lesben-Areas einzurichten und im allgemeinen zu versuchen, durch Sozialarbeit mit Flüchtlingen ihr schlechtes bürgerliches Gewissen zu beruhigen. Der wild zusammengeworfene Haufen Vorurteile, der da breitgetreten wird, ist nur noch einen Zungenschlag davon entfernt, zum
Absatzende. So wie bis zu dieser Stelle könnte die Antwort auf den Artikel von Ralf aussehen, wenn sie sich auf dessen ressentimentgeladene Ebene begeben und ähnlich mit bösartigen Unterstellungen um sich werfen würde. Doch: Wir können auch anders. Am meisten aufgeregt hat wohl alle das Motto Keine Grenze ist für immer, das sich einige Leute der Berliner Vorbereitungsgruppe ausgedacht haben. Und für Aufregung hat es zuallererst einmal innerhalb der Campvorbereitung und auf dem Camp selbst gesorgt. Daß sich der Streit zwischen den (wenigen) verbissenen Verfechtern dieser Parole und ihren KritikerInnen (wohlgemerkt innerhalb antirassistischer Strukturen) bis heute hinzieht, läßt schwerlich auf eine völkisch-expansionistische Ausrichtung des Camps schließen. Abgesehen davon war der Slogan keineswegs das Motto des Camps, sondern eben nur einer von vielen Vorschlägen. Ralfs Hauptkritik an antirassistischer Arbeit und speziell am Grenzcamp richtet sich auf deren Standpunkt im Spannungsfeld zwischen Sozialarbeit mit Flüchtlingen und politischer Wirkungslosigkeit. Nur leider rennt er damit offene Türen ein. Denn erstens ist das keine wirklich neue Erkenntnis und zweitens ist gerade das Camp ein Ansatz, von dieser Kritik ausgehend weiterzukommen. Die symbolhafte Solidarisierung war durchaus nicht nur vermeintlich und die Antifas und Antiras vor Ort sind durchaus nicht imaginär, auch wenn das auf dem Suppenteller der Metropole vielleicht so aussieht, wenn man nicht mehr
Doch in dem Text geht es ja nicht um irgendeine Art konstruktive Auseinandersetzung, sondern ums Dissen. Deshalb darf beim Grenzcamp auch nichts rauskommen, deshalb wird zur Charakterisierung des Pappenheimers auch so willkürlich zusammengeworfen, was sich an Klischees auftreiben ließ: Vom veganen Fraß bis hin zu antisexistischen Grundsätzen (Hallo Feindbild?). Da nützt auch die Bemühung von Autoritätsargumenten nichts: Andreas Fanizadeh, der Chef vom ID-Verlag und der Halbjahresschrift Die Beute, hätte auch gesagt.... Die Argumentation wird dadurch auch bloß nicht besser. Im Gegenteil. Anleihen bei einem wie Fanizadeh zu nehmen, der die einzige Alternative linker Politik in deren Hinwendung zur Sozialdemokratie, in Form der regierendenden SPD sieht, kann entweder nur auf Naivität oder auf dem bewußten Aufgeben autonomer, nichtstaatlicher linker Politik beruhen. (siehe Die Beute Nr. 3/99) Wenn den CampteilnehmerInnen Nischendasein bescheinigt wird: was solls. Bietet doch gerade das Grenzcamp eine Chance, aus den Nischen der Großstädte und der abgeschlossenen Szenen mit ihren gegenseitigen Abgrenzungsbeschlüssen herauszukommen. Nicht zuletzt ist das Camp eine der wenigen Gelegenheiten, bei der antifaschistische und antirassistische Politik zusammen gebracht werden können. Aber anscheinend
Die Behauptung schließlich, im Grenzcamp wäre u.a. Technikfeindlichkeit und zivilisatorisches Low-Level-Organisationstalent zusammengekommen, ist eigentlich zu lächerlich, um etwas darauf zu entgegnen. Doch um der Information willen und damit solche Denunziationen eines Unbeteiligten nicht unwidersprochen im Raum stehenbleiben, sei hier richtiggestellt: auch ohne Partei ist es gelungen, funktionierende Strukturen für insgesamt mehr als 1.000 Leute aufzubauen, die Handyrate war mindestens genauso hoch wie auf einer durchschnittlichen Antifademo, die ganze Zeit über existierte ein laufend aktualisiertes Webjournal, es gab einen Camp-Piratenradiosender und: Antiras fahren tatsächlich auch Auto! Lukas, Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe Leipzig |
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