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Saalfeld.
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Folglich hatte die Spontandemonstration in Leipzig das passende Motto. |
Daß diese, in ihrer Gesamtheit bis zum heutigen Zeitpunkt einmaligen Kriterien zum Verbot einer antifaschistischen Demonstration, im Gegenzug von den AnmelderInnen nicht angefochten wurden, darin liegt wohl der einzige Fehler der ansonsten guten Vorbereitung. Gleichzeitig bedeutet dies eine große Gefahr für die Zukunft. Sollte das Verbot nicht im Nachhinein revidiert werden, könnte es als Präzedenzfall für sämtliche vergleichbare Vorhaben herangezogen werden. Faktisch ist so jede Demonstration würde sie z. B. von einer Gegenanmeldung der Nazis begleitet zu verbieten. Wie bekannt ist, wurde die Demonstration maßgeblich von Gewerkschaftskreisen organisiert. Neben der Tatsache, daß das Verbot somit ein Novum in der bundesdeutschen Geschichte darstellt, ist der Bestand dieser, für die derzeitige antifaschistische Arbeit immens wichtigen Konstellation, umso bedeutender. Es ist demzufolge notwendig, der durch die staatlichen Institutionen beabsichtigten Spaltung wirksam entgegenzutreten. Unter anderem wird an einer Demonstration festgehalten. Der erneute Versuch beabsichtigt, mit noch größerer TeilnehmerInnenzahl, unter Einbeziehung aller antifaschistisch und demokratisch gesinnten Kräfte die ursprünglichen Inhalte zu thematisieren und machtvoll unseren Protest gegen das Verbot und die allgemeine gesellschaftliche Diskreditierung von Antifaschismus zum Ausdruck zu bringen.
Extremistenaufmärsche, Chaostage, etc. ...
Anmerkungen: (1)Eine Chronologie neonazistischer Aktivitäten ist u.a. im CEE IEH # 37 nachzulesen. (2)Ein weiteres Beispiel für die Einstellung der Abgeordneten liefert folgende Passage aus dem genannten Schreiben: Die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, die unsägliches Leid nicht nur über das deutsche Volk [sic!], sondern über die gesamte Menschheit gebracht haben, implizieren und erfordern geradezu diese konsequente Haltung gegen Gewalt, Rechtsmißbrauch und politische Ignoranz. |
Von wem hier welche Gefahr ausgeht, zeigt sich in der abschließenden Betrachtung der Nazis. In den frühen Morgenstunden des 11. Oktober stürmte die Polizei eine Gaststätte in Heilsberg bei Rudolstadt, die schon länger als bedeutender überregionaler Treffpunkt der Nazis dient. 56 Faschos wurden festgenommen. Beschlagnahmt wurden dort eine komplette angriffsfähige Ausstattung; darunter 60 Schlagstöcke, 300 Feuerwerkskörper, 60 Hieb- und Stichwaffen, sechs Äxte, Stacheldraht, mehrere Schreckschußpistolen und Helme, desweiteren eine Funkausrüstung. Außerdem ist bekannt geworden, daß sich Nazis in einem Saalfelder US-Army Shop nach Kaufmöglichkeiten für Helme und Trikots mit dem Aufdruck Polizei erkundigt sowie mehrfach Waffen mit dem Hinweis auf den 11. Oktober gekauft hatten.
Soweit eine Zusammenfassung der Ereignisse. Schon die nächste Demonstration im sächsischen Freiberg am 1. November auch hier ist ein Verbot im Gespräch sowie die Entwicklung in Saalfeld werden zeigen, ob das skandalöse Verbot vom 11.10. als ein weiteres Stück deutscher Normalität an Kontinuität gewinnt. Unsere Forderung ist demnach wichtiger denn je:
Alexander
Dokumentation: | ||
Leipzig, den 11. Oktober 1997 Pressemitteilung
Am 11.10.1997 fanden in Thüringen und Sachsen
mehrere Demonstrationen und Aktionen statt, die sich gegen das Verbot der
für den gleichen Tag angemeldeten antifaschistischen Demonstration in
Saalfeld richteten. Insgesamt nahmen mehr als 1.500 Antifaschistinnen und
Antifaschisten daran teil. Weitere 500 Menschen versuchten, an den
Veranstaltungen teilzunehmen, wurden aber von der Polizei daran gehindert.
Für die ursprünglich angemeldete Demonstration wurde zuletzt mit 3.500 Teilnehmenden gerechnet.Im Anschluß an eine Autobahnblockade verhaftete die Polizei ca. 400 Menschen. An der Blockade nahmen ca. 600 Personen teil. Die Polizeiaktion war in keiner Weise gerechtfertigt, da die Demonstrierenden während der Verhandlungen mit der Polizei die Bereitschaft zum Verlassen der Autobahn deutlich machten. In Leipzig demonstrierten 500 Menschen gegen die Verbote. In Erfurt fanden sich 300 und in Jena 100 Menschen spontan zusammen, um gegen die Kriminalisierung von antifaschistischen Demonstrationen zu protestieren. Alle Versammlungen verliefen friedlich. Das Verbot der antifaschistischen Demonstration Den rechten Konsens durchbrechen in Saalfeld sorgte bundesweit für Empörung. Erstmals wurde in der Bundesrepublik Deutschland eine antifaschistische Bündnisdemonstration, die maßgeblich von Gewerkschaften, Parteien und unabhängigen Gruppen organisiert wurde, verboten. Der Anmelder, Angelo Lucifero, wurde exemplarisch dafür gemaßregelt, sich gesellschaftskritisch eingemischt zu haben. Die Verbotsverfügung beruft sich hauptsächlich auf angeblich fehlende Kompetenz der Anmelder und auf den Entwurf linksextremistischer Horrorszenarien. Zur Untermauerung dienen Ereignisse und mehrere Jahre alte Zitate, die in keinem Bezug zu der geplanten Demonstration stehen. In dieser Art und Weise läßt sich jede größere antifaschistische Demonstration pauschal kriminalisieren. Die Bestätigung des Verbotes durch das Verwaltungsgericht Gera zeigt, daß Antifaschismus politisch diskreditiert werden soll. Dies zeigt sich auch in der unerträglichen Gleichsetzung der antifaschistischen Demonstration mit neonazistischen Gegenaktivitäten. Wir protestieren auf das Schärfste gegen die im Verbot enthaltene Tendenz, jeden öffentlichen Ausdruck von Antifaschismus zu unterdrücken. Die Erfahrungen mit antifaschistischen Großdemonstrationen, wie im November 1996 in Wurzen, widerlegen eindrucksvoll die konstruierten Sicherheitsrisiken der Saalfelder Verbotsverfügung. Wir sind auch in Zukunft nicht bereit, uns dem Entzug der Grundrechte durch Verwaltung, Gerichte und Polizei zu beugen. Wir fordern die sofortige Freilassung aller im Rahmen der heutigen Polizeiaktionen gegen Antifaschistinnen und Antifaschisten Festgenommenen. Ziel der Demonstration in Saalfeld sollte die Thematisierung der lokalen Neonaziumtriebe und das billigende Verhalten von örtlichen Behörden und Bevölkerung sein. Während sich im Sommer diesen Jahres ein NPD-Kreisverband gründete, kann Bürgermeister Beetz (CDU) keine Rechtsextremisten in seinem Zuständigkeitsbereich finden. Polizeidirektor Günther Kick geht sogar soweit, die Gefährlichkeit der örtlichen Neonaziszene zu leugnen. Diese hatte sich im Vorfeld der Demonstration durch massive Morddrohungen gegen den Anmelder erneut bewiesen. Die Polizei erkennt das Gefahrenpotential indirekt an. In der Verbotsverfügung wird auf die Möglichkeit rechtsterroristischer Übergriffe auf Demonstrationsteilnehmende verwiesen. Gegen diese sei auch die Polizei machtlos. Die politisch Verantwortlichen forderten einhellig das Verbot. Unter Leugnung des Neonaziproblems forderte das Stadtparlament in einem offenen Brief die Anmelder auf, die Demonstration abzusagen. Der Stadt ist schon durch den Aufruf nicht wieder gut zu machender Schaden entstanden. An die Organisatoren der neonazistischen Gegendemonstration erging ein solcher Aufruf nicht. Wir halten es deshalb nachwievor für richtig, das Neonaziproblem in Saalfeld-Rudolstadt öffentlich zu machen. Daran können auch Demonstrationsverbote nichts ändern. Den rechten Konsens durchbrechen! Leipziger Antifaschistisches Pressebüro
Am Morgen nimmt die Polizei in Heilsberg bei Rudolstadt
56 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet vorläufig fest. Beschlagnahmt
wurden dabei u.a. 60 Schlagstöcke, 60 Hieb- und Stichwaffen, 300
Schuß Leuchtspurmunition, 4 Schreckschußpistolen, 6 Äxte, 10
Funkscanner und eine komplette Funkanlage.
Die Verbotsverfügung stützt sich hauptsächlich auf:
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Die folgenden beiden Redebeiträge sollten auf der Demonstration in Saalfeld gehalten werden. Damit sie nicht völlig untergehen, sind sie hier dokumentiert. | ||
Ein Redebeitrag über die NPD und die JN von einigen Antifas aus Leipzig. Dabei soll allerdings weniger auf deren Rolle in der Nationalsozialistischen Szene eingegangen werden, dies dürfte durch die vielen Artikel in diversen Szene-Publikationen ausreichend bekannt sein. Vielmehr wollen wir über die Rolle der NPD und JN in der Gesellschaft ein paar Worte verlieren. 1. März 1997 5.000 alte und neue Nazis demonstrierten durch die
Münchener Innenstadt gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht
All dies geschah unter der Federführung der Nationaldemokratischen Partei
Deutschlands (NPD) und deren Jugendorganisation, den Jungen Nationaldemokraten (JN). Neben der gesellschaftlichen Rolle, welche die NPD und die JN aus eben
genannten Gründen momentan gerade einnimmt, kommt ihnen aber auch noch,
und besonders der JN, eine wesentliche Rolle innerhalb der Neonaziszene zu. Wir hoffen nun, mit dieser Demonstration ein Zeichen gegen den rechten Konsens zu setzen und noch einige Leute mehr dazu aufzurufen, der Organisierung der NPD/JN keinen Raum zu lassen. Kein Fußbreit den Nationaldemokraten in Saalfeld, Rudolstadt und anderswo!!! | ||
Vorletzten Dienstag, am 30. September, beschäftigte sich das
Bundeskabinett anhand des Berichtes von Innenminister Kanther mit dem Zustand
der deutschen Jugend. Im Kantherschen Bericht heißt es unter anderem: Das
ausländerfeindliche und rassistische Gedankengut sei häufig die
banale Aneinanderreihung von Phrasen und Vorurteilen, die auch außerhalb
der (...) Szene in der Bevölkerung anzutreffen sei (zitiert nach
Süddeutsche Zeitung v. 02.10.97).
Das ist die historische Wahrheit, die uns erst jüngst Daniel Jonah Goldhagen vermittelt hat und mit der sich durchaus neu über einen linken antifaschistischen Ansatz reden läßt. Er schreibt: Die Deutschen konnten zum Massenmord nein sagen. Sie haben sich dazu entschlossen, ja zu sagen.(1) Wenn es gelingen sollte, aus dieser historischen Feststellung eine antifaschistische Praxis abzuleiten, die sich gegen Verkürzungen auf die Herrschenden insofern sperrt, als dahinter die Einzelverantwortlichkeit nicht verschwinden kann, so ist uns um die Zukunft der Linken, ehrlich gesagt, viel weniger bange. Und das wäre doch was. Oder etwa nicht? Bündnis gegen Rechts, Leipzig, den 09.10.1997 Kontakt: |
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