Samstag 23.06.
ab 22:00 Uhr. club: techno/house/minimal
Ada LIVE (Areal, Köln)
Acid Maria (female pressure, salon miezi/Berlin)
resom (homoelektrik/Leipzig)
rentek (propellas/Leipzig)
Freitag 22.06.
ab 20:00 Uhr. konzert: pop/electronica/mash up
Bernadette La Hengst (Trikont/Berlin)
Rhythm King and her Friends (Kitty-Yo/Berlin/Paris)
Eve Massacre (DJ/Electronic punk unit/Nürnberg)
Workshops:
DJing für Vinyl
DJing für CD
Visuals Workshop
Film:
Shortbus
Donnerstag & Sonntag 21:30
Schlaglichter
aus dem Szene-Alltag: Ein Freisitztisch, an dem zufällig
gerade nur männliche DJs sitzen, hört erstaunt die scherzhafte
Frage, ob es sich um ein Homoelektrik-Treffen handele. Im Kopflast-Forum
entspinnt sich folgende Rechnung um das Sistaz in Rhyme-Konzert mit
Bahamadia, Stacy Epps und Invincible: für frauenrap 12eus zu
bezahlen ist eine frechheit... also wenn man die 4, die spitoholix
an dem abend wert waren, vom gesamtpreis abzieht, und das ergebnis durch drei
frauen teilt, gibt das schon eine ganz vernünftige quote.
Die Einen bescheinigen dem Conne Island eine hohe Sensibilität in
Gender-Fragen (die LVZ in der Ankündigung zum Pipettes-Konzert), für
die Anderen ist der Laden ein Ort, wo Männerkumpanei den internen Alltag
und Mackertum die Bühne dominieren. Weil beides so nicht stimmt und die
Bilder trotzdem nicht von ungefähr kommen, veranstaltet das Conne Island
das Amplify!-Festival.
Ziel ist es, in Diskussions- und Podiums-Veranstaltungen die eigene Rolle in
der Gestaltung des kulturellen Status Quo zu hinterfragen und für zwei
Tage ein musikalisches Programm jenseits des Üblichen zu gestalten, das
den inhaltlichen Ansprüchen genügt Es stehen Acts auf der
Bühne und hinter dem DJ-Pult, deren Background eng an künstlerische
Diskurse um Gender angedockt ist. Workshop dienen als praktischer Einstieg ins
Musikmachen.
Warum das Ganze?
Die Popkultur- und Musikszene ist ganz generell betrachtet
monogeschlechtlich. Bands bestehen in der Regel aus Männern, Konzerte
werden meistens von männlichen Kulturschaffenden organisiert, in Agenturen
und Kulturmanagements sind zwar Frauen dabei, ihre Rolle lässt sich
allerdings nichts selten als randständig beschreiben.
Dass Frauen in der weltweiten Musikszene durchaus erfolgreich sein können,
ist dabei kein Widerspruch, basiert doch ihr Erfolg zu großen Teilen auf
gängigen und herkömmlichen Rollenbildern Attraktivität,
Selbstbewusstsein, Sexyness sind die zur Zeit angesagten. Das
Begriffsrepertoire reicht von der Powerfrau mit starker Stimme bis zur Kindfrau
mit Lolita-Appeal. Traditionelle Frauenbilder und deren beständige
Reproduktion, mögen sie auch postmodern aufgepeppt sein, dominieren die
Wahrnehmungen und die Strukturen der Popkultur.
Geschlechterzuschreibungen reduzieren die Vielfalt möglicher
Verhaltensweisen und Selbstbilder für Frauen und Männer, jedoch sind
die traditionellen Zuschreibungen, denen Frauen und Mädchen unterworfen
sind, tendenziell machtlose, passive Charakterzüge,
während Männern und Jungen in ihren Rollen der Starken und
Ernsthaften die Welt offen steht.
Auch wenn scheinbar allen alle Möglichkeiten offen stehen und niemandem
auf dem Weg zur Bühne offen Steine früherer starrer
Geschlechterzuschreibungen in den Weg gelegt werden, so ist es in der
Realität offensichtlich noch lange nicht soweit.
Was fehlt, ist eine Förderung, die nicht künstlich, sondern als
Selbstverständlichkeit Mädchen und Frauen dazu ermuntert, Kultur zu
organisieren und in die eigenen Hände zu nehmen. Grundlage hierfür
wäre ein Bewusstsein, Frauen jenseits klassischer Tätigkeitsfelder
(an der Bar, in der Buchhaltung usw.) und jenseits klassischer
Rollenvorstellungen zu etablieren. An wahrnehmbaren Rolemodels jenseits der
etablierten Rollen mangelt es auf der Bühne.
Frauen und Mädchen sollen selbstbestimmt und ohne Legitimationsdruck
auftreten, experimentieren und sich (musikalisch) entwickeln können. Dazu
ist es nötig, dass Räume geschaffen werden, in denen es möglich
ist, ohne dass Klischees bedient werden müssen, ohne dass die Bilderwelt
von MTV mit der Vermarktbarkeitsschablone wedelt und ohne dass tradierte
Rollenvorstellungen Kreativität und die Lust aufs Musikmachen ausbremsen.
Amplify!-Crew
Hintergrund-Texte:
Tine Plesch, Frauen in der Popkultur:
conne-island.de/nf/101/11.html
Pop-AG, How to exit from Guyville?
conne-island.de/nf/97/19.html
Freitag 18 Uhr
Diskussionsveranstaltung
EQUALIZE! -- Frauen und Männer im Hip Hop,
u.a. mit Hannes Loh (Publizist)
Hip Hop erscheint heute mehr den je als ambivalente Jugendkultur. Zumindest an
dem Punkt, an dem es um Geschlechterrepräsentation, Homophobie und
Mackertum geht. Das ist nicht neu und seit den Diskussionen um eine kritische
Popkultur immer wieder Thema. Neu ist allerdings, dass sich die
Verschlechterung des beschrieben Zustands des Patienten in immer
kürzen Abständen vollzieht. Ende der Neunziger war die Hip Hop-Kultur
schon weiter da waren allzu derbe Rollenklischees in den Musikvideos
fast verpönt und hatten Frauen in der Szene ein, wenn auch oft in
Feigenblattfunktion, selbstbewussteres Auftreten.
Im akademischen Jugendkultur-Diskurs sind die Erklärungsansätze
vielfältig. Sie reichen von der These, dass Hip Hop nicht
unmittelbar sexistischer ist als der Rest der Gesellschaft über das
Abhaken in der Abteilung Jugendlichkeit und Slackness bis zum Ansatz, im
Hip Hop trete im Vergleich zu anderen mittlerweile geschulten
Subkulturen ein ungebrochener, reiner Sexismus auf. Wirklich, d.h. in
der Praxis, taugen diese Ansätze kaum.
Wie man es auch nimmt, Frauen sind theoretisch wie praktisch, sozial wie
diskursiv aus der Hip Hop-Szene ausgeschlossen, selbst wenn sie gelegentlich
auf der Bühne stehen. Missy Elliot ist da ebenso Ausnahme von der Regel
wie hierzulande einst Cora E. Gegen Frauenrap hat zumindest niemand
etwas. Und wenn er selbstbewusst wie bei Pyranja daherkommt,
ergänzt er in gewisser Weise das männliche Rollenklischee.
Eine Veranstaltung zum Thema könnte zum wiederholten Male die
frauenverachtende Bildästhetik, Sprache und alltäglichen Rollenmuster
der Hip Hop Kultur vorführen, könnte und das ist durchaus
immer sinnmachend die rückwärtsgewandten Momente der ganzen
Chose vorführen. Sie kann darauf beharren, dass das Soziale
Widerspiegeln der gesellschaftlichen Zustände in Sachen
Geschlechterrollen weder Reflexion beinhaltet noch eine Kunstform ist.
Sie könnte aber auch und das ist insbesondere im Falle des Conne
Island sinnvoll konkrete Alltagsproblem und Umgangsformen, vielleicht
sogar Widerstandpraxen diskutieren. Wie wehren sich Hip HopperInnen gegen
Mackertum von Bühne und Publikum? In welcher Art und Weise hilft
zurückschießen? Wo wurden bisher erfolgreich Grenzen
gesetzt?
Samstag 19 Uhr
Diskussionsveranstaltung
REVERB! Geschlechterrollen & Club-Realitäten, Podiumsdiskussion mit AktivistInnen der Leipziger Clubculture
Tradierte Geschlechterrollen theoretisch zu hinterfragen ist einfach.
Frauenverachtende und homophobe Videoclips zu kritisieren eigentlich nicht
schwer. Doch wie sieht der Umgang im Club aus, gibt es Kriterien, um Frauen
mehr Raum auf der Bühne zu bieten, existiert ein bestimmtes Handling im
Club, um Geschlechterverhältnisse mitzudenken? Die Podiumsdiskussion mit
verschiedenen ProtagonistInnen der Leipziger Szene soll Handlungsoptionen und
strukturelle Modelle und Voraussetzungen mit dem Ziel thematisieren, den Status
Quo in Sachen Gender und Pop auch ein praktisches Antlitz zu geben.
Bernadette LaHengst
Bernadette La Hengst zu beschreiben ist eine schwierige Aufgabe: sie ist die
Vielfalt in Person, in ihrer Arbeit wie auch in ihrer Musik
Schauspielerin, Bandgründerin, Straßentheater-Aktivistin, Booking
Agentin für Musikerinnen, Solokünstlerin und Songschreiberin.
Bernadette gründete 1990 die Band Die Braut haut ins Auge und
begann nach deren Auflösung 2000 eine Solokarriere. Sie arbeitete mit
anderen Hamburger Musikern wie Rocko Schamoni und war Mitglied der
Mobylettes.
Der Grrrl-Pop-Punk ihrer Ex-Band hatte sich schon 2002 auf dem Solodebut
Der beste Augenblick in deinem Leben in Richtung elektronisch tanzbarer
Chansons verschoben. Mit noch mehr catchy Heimstudiopräsenz zaubert sie
die coolsten Glam-Orgien, Offbeat-Revues und Trash-Dance-Hits aus den
Klangspeichern. Sie verbindet ihre politischen, feministischen und
persönlichen Texte mit Elektronik-Beats und Samplingtechnik, hält
sich dabei weitestgehend an Songstrukturen und zitiert eine Vielzahl
musikalischer Stile. Voilá, Bernadette LaHengst: Reflektierter Pop mit
Inhalt auf der Tanzfläche.
Rhythm King and Her Friends
Rhythm King and Her Friends sind bekannt für ihren sehr persönlichen Stil, Popmelodien mit gesampelten Beats zu mixen und in unterschiedlichen Sprachen wie Englisch, Französisch und Bulgarisch zu singen. Sie benutzen verschiedene Synthesizer, Sampler, Drum Machines, Lap Top, Gitarre, Bass und Xylophon sowie seit neuestem auch echte Drums, um ihrem urbanen Kommentar zu Subkultur, Arbeit und Liebe einen speziellen musikalischen Ausdruck zu verleihen.
RKAHF veröffentlichten ihr erstes Album I am disco 2004 bei Kitty-Yo, gefolgt von einigen EPs und Remixes. Mit diesen Veröffentlichungen tourten sie durch ganz Europa.
Der Titel des neuen Album lautet We are the front of luxury Luxus ist woanders. Du kannst ihn nicht im Laden kaufen. RKAHF zitieren einen Slogan der italienischen Arbeiterbewegung der 70er Jahre. Der Luxus, von dem damals die Rede war, meint die Möglichkeit, sich sein Leben selbst zu gestalten. Es ist die Vision von einem Ort und einem Platz im Leben, wo es möglich ist, neue Wege des Zusammenarbeitens, -lebens und -liebens zu schaffen.
Die Stücke vereinen tanzbare Elektronik mit experimentellen und Beatanklängen Songwriting wurde diesmal großgeschrieben. Die Musik hat sich seit ihrem ersten Album in eine harmonische Mischung aus Elektronik und Gitarreneinsatz entwickelt; auffällig sind die oft zweistimmigen Vocals.
Eve Massacre
Eve Massacre kreiert Songs für die Tanzfläche ebenso
wie verspielte Soundeskapaden und integriert ihre Wurzeln in der
d.i.y.-Punkbewegung in ihre elektronische Musik. Sie hat bereits ein Album
Gestures of Indifferende bei Keplar Records veröffentlicht.
Neben ihrer Produzententätigkeit legt sie auch leidenschaftlich gern auf:
sie ist Mitorganisatorin der Sophisticated Boom Bomm
(myspace.com/sophisticatedboom) und die eine Hälfte des Nurotic
Soundsystems (myspace.com/nuroticsound). Nicht nur für diese Parties
produziert sie ihre eigenen Remixe und Mash Ups in diesem Bereich ist
sie eine der wenigen Künstlerinnen und war Teil von GYBO (Get your
Bootleg on), dem umtriebigsten Portal für Bootleg Remixe seit Beginn
dieser Bewegung.
Ada
Alle sind verzaubert von den verträumten Melodien, die Ada über ihre
locker dahinhüpfenden Minimal-Grooves legt. Zuvorderst das Kölner
Label Areal, das Ada`s Karriere von Beginn an fördert, ihr den Kauf des
ersten Synthies ermöglicht und im Oktober 2002 ihre ersten Tracks in Vinyl
ritzen lässt. Kaum ist dies geschehen, verfallen DJs gleich scharenweise
der bezaubernden Wärme und dem freundlichen Charme, der aus Ada`s Tracks
spricht. Nach der Debüt-12 Blindhouse/Luckycharm folgen mit
Arriba Amoeba/Believer und Lovelace...And More zwei weitere
Maxis, die Ada endgültig zu einem der gefragtesten Liveacts machen.
Auftritte rund um die Welt folgen. Im Oktober 2004 erschien Ada`s Debut-Album
Blondie.
Acid Maria
Seit 1992 legt Acid Maria auf, ab 1996 macht sie mit ersten Technoproduktionen
an der Seite von Steve Bug auf sich aufmerksam und profiliert sich als DJ, die
weiß, wie man eine Party rockt. Auftritte bei allen großen Raves
wie der Love Parade, der Energy oder der Mayday folgen. Fest verankert in der
Münchner Szene gehört sie zum erlesenen Kreis von Hells DJ Gigolos
und steht regelmäßig im Ultraschall an den Turntables, wo sie die
Zuhörer im Salon Miezi mit elektronischer Kost verwöhnt.
1998 wendet sie sich ihrer vernachlässigten Leidenschaft zu und schreibt
sich an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe ein. Vor allem die
wahrnehmungspsychologische Seite der bewegten Bilder fasziniert Angelika
Lepper. Der Musik bleibt sie dennoch treu: Ellen Alliens Track
Berlinette visualisiert sie im Rahmen ihrer Diplomarbeit in Form eines
Musikvideos und einer Installation. Gleichzeitig produziert sie in Kooperation
mit den Gebrüdern Teichmann und Markus Günther nach längerer
Abstinenz wieder eigene Tracks. Im Oktober 2003 releasen sie und ihre
langjährige Freundin Electric Indigo die Doppel-Mix-CD Welttour.