home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt | [25][<<][>>] |
Eine Girl Group filtert Kampfbegriffe und blinde
Aktionismen, um der Subsumierung im Kontext der Gender Studies zu entgehen (und
das trotz der Ferne jedweder universitärer Nähe). Trotzdem oder
gerade - das läßt sich aus Autorensicht leider nicht genau
klären - entsteht ein Gebräu. Ein Popmusikgebräu,
wie sie es selbst nennen, was wohl das Beharren auf den Status der ganz
unterschiedlichen Persönlichkeiten meint und konstatieren
läßt, daß es sich bei dem Quartett um ein gefiltertes
musikalisches Gebräu handelt. Nicht zu verwechseln mit Pop Essentials
wohlgemerkt. Bezugsgröße ist der selbsternannte Auftrag, die Geschichte der Girl Groups in den 90ern weiterzuführen. Mit ihrer aktuellen Veröffentlichung Was nehm ich mit (wenn es Krieg gibt)? (RCA/BMG) soll das Gegenspiel von Künstlichkeit und Kälte nun an dem Punkt angekommen sein, wo die inszenierte mediale Wirkung nicht bewußt umgangen werden muß, um nicht im Strudel des Täter-Opfer-Ausgleichs dem Geschlechterdualismus anheimzufallen. Die Mädchenband als dissidente Lebensform kanalisiert das persönliche Erlebnis ins soziale Geschehen, das mit Herz und Verstand aufgenommen wird. So ist eine Wechselseitigkeit garantiert, die das indirekte Beharren auf Anwesenheit (SPEX) in ein direktes wandelt. 1990 ist die Hamburger Band mit der Intention entstanden, als Freundinnen zusammen Musik zu machen. Seitdem ist, bis auf den Weggang der Gitarristin Barbara, diese Rahmenbedingung das wesentliche Moment für die Existenz der Gruppe - quasi ihre mentale Homebase, von der aus operiert wird. Ein Operationsterrain ist somit abgesteckt, das vor einem Auseinanderfliegen der Band ersteinmal überschritten sein will. Und das ist in Zeiten der so gut wie vollkommenen Funktionalisierung der Dissidenz auch besser so. Ralf |