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Die dunklen Machen-
schaften der BüSo(1)


Buchcover, 14.2k

Die Neocons. Wer treibt die USA in die imperiale Falle? Dr. H. Böttiger Verlags-GmbH, Wiesbaden 2004.
Denjenigen unter euch, welche sich regelmäßig und mit offenen Augen durch unsere ach so schöne Stadt bewegen, dürfte spätestens seit dem großen Wiederaufleben der Leipziger Montagsdemonstrationen, im Zuge des beginnenden Irakkrieges, der Name BüSo in irgendeiner Art und Weise schon einmal negativ aufgefallen sein.
Dieser Artikel will vorwiegend anhand eines Buches(2), welches die BüSo bei ihren Wahlkampfaktionen vertreibt, versuchen, Licht ins Dunkle der irrationalen und menschenverachtenden Ideologie der BüSo zu bringen, da mir dies aus aktuellem Anlass als notwendig erscheint.(3) So ist in der aktuellen internationalen Wochenzeitung der BüSo mit dem Namen „Neue Solidarität“ vom 20.07.2005 folgende Frechheit zu finden:
London. Schnell machte die Regierung Blair vier ‚islamische Selbstmordbomber’ für die verheerenden Anschläge in London verantwortlich. Aber wem nützen die Bombenattentate wirklich – inmitten einer finanziellen und politischen Existenzkrise?“(4)

Solche stupiden Denkmuster sind zwar spätestens seit den vielfältigen Verschwörungstheorien über die angeblichen Ursachen des 11. Septembers 2001 hinlänglich bekannt, doch gerade deshalb gilt es, um so vehementer gegen Parteien und Gruppierungen vorzugehen, welche einfach nicht müde werden, ihre zusammengesponnenen Lügenmärchen und erfundenen Hasstiraden (welche immer nur Personen und nie Verhältnisse beschuldigen können) überall auf der Welt zu verbreiten.
Um einen kleinen Einblick in die Weltsicht der Damen und Herren Verschwörungstheoretiker der BüSo zu bekommen, ist ein Blick auf diese Partei und ihre Organe unvermeidbar.

Die Achse der BüSo

Die BüSo versteht sich hauptsächlich als antiimperialistisch, antikriegerisch, und globalisierungskritisch. Ihre Feinde sind die neokonservativen Kriegstreiber der USA, allen voran Dick Cheney, welcher an „den Schalthebeln der Macht“ (7) als „Strippenzieher hinter Bush“ (101) fungiere und deshalb der Möglichkeit einer Gesellschaftssanierung im Weg stehe. Somit ist das Ziel der BüSo, die Machtelite in den USA zu stürzen um eine „gerechte Neue Wirtschaftsordnung“(5) einzusetzen. Die große Dringlichkeit dieses Unterfangens begründen sie mit der unbegründeten Behauptung, dass sich die „so genannte freie Marktwirtschaft in der Endphase des Systemkollapses“(6) befände und deshalb schnell gehandelt werden müsse (unter anderem durch die Festsetzung der Wechselkurse und dem Verbot der Spekulation (!), damit sich „selbst eine völlig bankrotte Ökonomie intelligent aus der Krise ‘herausproduzieren’ kann“(191). Erst dann, so behaupten die naiven Berufsmärchenerzähler und blinden Hobbypolitiker, ist es möglich, Schlimmeres, wie beispielsweise einen „Amerikanischen Faschismus“ (sic!), welcher seit der „Machtergreifung“ (sic!) der Neocons angeblich entstehen würde, zu vermeiden (192).
Die BüSo ist hauptsächlich in Amerika und in Europa vertreten und bedient sich einer Vielzahl politischer Agitationsmittel, um die Verbreitung ihrer Ideologie anzukurbeln. In Deutschland ist sie in mehreren Städten präsent, besitzt eine Internetseite(7), eine internationale Wochenzeitung, eine Verlags GmbH und eine Jugendbewegung.(8) Am liebsten sprechen die BüSos ihre potenziellen Wählerinnen und Wähler auf der Straße direkt an, um persönlichen Kontakt herzustellen. Dabei sind sich die Frauen und Männer der BüSo selbst im Winter nicht zu fein, stundenlang in der klirrenden Kälte zu stehen und den vorbei stürzenden Menschen zu erklären, dass Dick Cheney und seine „Kriegspartei“ (3) an dem ganzen Elend, welches auf der Welt existiert, Schuld seien, um am Ende noch nach Spenden und Unterschriften zu betteln. Der Erwerb eines Abonnements ihres Kampfblattes „Neue Solidarität“ und der Kauf verschiedener Bücher, welche nur auf schmutzigen Vorurteilen und hässlichen Ressentiments beruhen und Titel tragen wie: „Die Kriegspartei in der US-Regierung. Wer sie ist, wie sie denkt und was sie zusammenhält.“ oder „Die neue Welt des George W. Bush- Die Machtergreifung der Ultrakonservativen im Weißen Haus“ werden ebenfalls regelmäßig angeboten. Der Oberguru der BüSo ist Lyndon LaRouche(9) – ein Amerikaner, der bei den letzten Präsidentschaftswahlen in den USA kandidierte, aber es wohl bisher noch nicht geschafft hat, die Wahl, welche seiner Meinung nach sowieso regelmäßig manipuliert wird, zu gewinnen. Momentan steht allerdings die vorgezogene Bundestagswahl in Deutschland für die BüSo an erster Stelle. Die BüSo hat nämlich eine eigene Kandidatin aufgestellt. Ihr Name ist Helga Zapp-LaRouche und sie will „Zurück zur D-Mark für eine zielgerechte Wachstumspolitik!“(10), welche ihrer Meinung nach den Weg zur Überwindung der Arbeitslosenproblematik in Deutschland ebne und alle Menschen, glücklich mache, da nun, mithilfe dieser tollen neuen, fairen Wirtschaftsordnung mit Vollbeschäftigung, endlich das Gemeinwohl im Vordergrund stünde(11). Die BüSo versucht mit diesem verzehrten Weltbild eine Alternative zum Bündnis WASG und PDS, der SPD, den Grünen, der FDP und der CDU darzustellen, und merkt nicht, wie sie immer mehr in die Nähe der NPD gerät. Wer sich einbildet, dass eine Unterschrift für die BüSo immer noch besser sei als ein Kreuz bei PDS und WASG, dem kann nicht mehr geholfen werden(12).

Das Buch – ein unübersichtlicher Haufen Klopapier

Noch nie in meinem Leben hat es mich so viel Überwindung, Zeit und Willen gekostet, einen Haufen Scheiße immer und immer wieder in die Hand zu nehmen, ihn mühsam auseinander zu pulen, um dann nochmals zu merken, dass der Mist, den die da verzapfen, einfach keinen Sinn macht. Ich hab wirklich alles mir Menschenmögliche versucht, um zu verstehen, was bei der BüSo abgeht, aber zum Schluss bin ich dann drauf gekommen: Die haben sich das wirklich einfach alles ausgedacht und verdrängen diesen Umstand der Haltlosigkeit ihrer eigenen Argumente aufgrund von absolutem Realitätsverlust und dem Einsetzen immer schlimmer werdender Paranoia.
Genaue Quellenangaben zu den Informationen und Zitaten fehlen fast im gesamten Buch. Meist gibt es nur eine Liste mit der verwendeten Literatur, wo solch grandiose Bücher wie „Der Brand“ von Jörg Friedrich auftauchen und am Ende Niemand weiß, welches Zitat aus welchem Werk entnommen ist. Oft ist es nicht möglich, den Argumentationslinien dieser Verrückten zu folgen, da bestimmte Begrifflichkeiten oder Sachverhalte bei den Autorinnen und Autoren reflexartige Beschuldigungen von Personen und Personengruppen auslösen, welche dann sofort für gesamtgesellschaftliche Katastrophen und Missstände herhalten müssen, obwohl sie (die beschuldigten Personen und Personengruppen) selbst immer nur funktionierender Bestandteil, und nie Steuerelement, der Gesellschaft sein können. Der Umstand, dass die BüSo aber einfach nicht verstehen will, dass die Gesellschaftsformation, in der wir alle heutzutage leben, nicht von Menschen gesteuert wird, macht dieses abgedrehte Weltbild der BüSo so einfach und gefährlich. Mit ihrer nie endenden Geschichtsverfälschung rechtfertigen und leugnen sie sogar barbarische Anschläge wie die von New York, Madrid oder London. Somit geben sie den antisemitisch motivierten Selbstmordbombern von Al Quaida, Hamas, islamischer Djihad und Co. die perfekte Rückendeckung für ihren weltweiten Kampf gegen die USA und Israel.

Die BüSo und der 11. September

Der Anschlag auf das WTC ist Dreh- und Angelpunkt der verwirrenden Argumentation der BüSo im vorliegenden Buch. Die BüSo sieht hinter den Anschlägen einen „Putschversuch“ (29) der Neokonservativen Strömung, welche durch „einflussreiche Politiker der Bush Regierung wie (beispielsweise) Dick Cheney, Lewis Libby, Rumsfeld, Paul Wolfowitz, Condoleezza Rice, Doug Feith und Richard Perle.“ (115) verkörpert werde. „Vor allem die beiden letztgenannten verkörpern zugleich auch die engen Verbindungen zwischen den Neokonservativen in der Bush Regierung und der israelischen Rechten.“ (ebd.) Dieser so genannte Putschversuch war, nach Angaben von Lyndon LaRouche, „ein genau geplanter Angriff seitens einer sehr fähigen Agentur. Das ganze war in erster Linie eine innenpolitische, verdeckte Spezialoperation von Leuten aus dem Bereich hochrangiger militärischer Operationen“ (29). Dass der Anschlag „auf das Konto eines islamischen Terrornetzwerkes geht, dessen Galionsfigur Osama bin Laden sein soll (sic!), ist zweifelhaft und lässt sich – wenn man den Medien nicht blind folgen will – mit der sprichwörtlichen ‘an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit’ bestreiten“ (30). Die BüSo geht mit ihren dreisten und Geschichte verfälschenden Schwindeleien sogar noch weiter, und behauptet: „Er (der Anschlag) entspricht durchaus der politischen Bedeutung des Berliner Reichstagsbrandes von 1933 genauso wie seine innenpolitischen Folgen, (…) in gewisser Weise dem Ermächtigungsgesetz ähneln“ (34). Der einzige Unterschied sei der Umstand, dass „von einem amerikanischen Faschismus eine größere Gefahr ausgehen würde, als von Hitlers Faschismus (!!!) in Deutschland in den 30er Jahren“ (193). Neben diesen falschen und relativierenden Äußerungen über die Gefahr eines Faschismus amerikanischer Prägung, versuchen die Mitglieder der BüSo anhand sinn- und haltloser Indizien vehement zu leugnen, dass die Motivation für diesen Anschlag aus der arabischen Welt kam (33). Sie behaupten, dass Osama bin Laden ja schon von Haus aus nicht in der Lage gewesen wäre, solch ein Unternehmen zu planen, da er, zuverlässigen Quellen zufolge, „nach 1998 auf elektronische Kommunikation verzichtet“ (35) habe.
Da frag ich mich doch ernsthaft, was in den Köpfen dieser Wahnsinnigen vor sich geht, wenn sie sich so ein Zeug ausdenken. Außerdem weiß jedes Kind, dass Osama bin Laden im Fernsehen die Verantwortung für die Anschläge übernahm und sagte: „Ich schwöre bei Gott, dass Amerika nicht in Frieden leben wird, bevor Frieden in Palästina herrscht und bevor alle Armeen der Ungläubigen das Land Muhamads verlassen haben“.(13) Aber wahrscheinlich ist das Fernsehen kein Mittel der Kommunikation für unsere lieben BüSos, die sich über den Hass der Terroristen auch nicht wundern, da Amerika diesen selbstverständlicherweise „erst geschürt“ (68) hätte. Somit seien die Amis ja selber schuld, so, wie die Juden an ihrer eigenen Vernichtung bestimmt auch nicht ganz unschuldig gewesen seien.
Desweiteren, so BüSo, dürfe „die Frage nach dem Motiv (…) vor allem nicht durch einfache Antworten wie: ‚mit dem WTC wollten islamische Terroristen ein Symbol der verhassten westlichen Finanzinteressen treffen’“ (38) beiseite gelegt werden, da die Terroristen wohl kaum so blöd gewesen sein könnten, die negativen Folgen, welche die Anschläge für sie bedeutet hätten, zu übersehen. Doch leider wussten die Attentäter sehr wohl, was die Durchführung ihrer Pläne für sie bedeutet: der sichere Tod und der damit verbundene, lang ersehnte Einzug ins Paradies. Na wenn das mal keine negative Folge ist, liebe BüSos. Doch das ist euch ja bekanntlich egal, da ja „auch andere Motive für die Tat denkbar (sind). Ein extremes Motiv könnte die Auslösung eines atomaren Weltkrieges gewesen sein.“ (38) Dieser sei zwar noch nicht ausgebrochen, doch zumindest stellen der Afghanistan- Krieg, welcher schon lange vorher geplant worden sei, um Öl aus der Region zu klauen (50), und der 2. Irak- Krieg, welcher angeblich nur geführt wird, um „Cheneys Geschäftsfreunde zu mästen“ (104), einen Anfang auf dem Weg zum „3. Weltkrieg“ (73) dar.
Angesichts solcher Denkweisen und Welterklärungsmodelle, die mit Kritik nicht das Geringste zu schaffen haben, weil sie nur an der Oberfläche, am Schein der Gesellschaft, kratzen, anstatt die falsche Form der Vergesellschaftung der Menschen anzugreifen, gibt es keine Rettung für die Nazi-Ideologen von der Bürgerrechtsbewegung Solidarität. Wer wirklich ernsthaft behauptet, dass die vorherrschende Regierungsform und die damit verbundene Ideologie stark „vom Einfluss sog. ‚unabhängiger Zentralbanken’ auf die täglichen Denkgewohnheiten von Regierungseinrichtungen, Wirtschaftsleben und (…) privatem Alltag“ (183) geprägt ist, sollte lieber die Finger von Faschismusvorwürfen lassen.
Wer dann auch noch das Übel bei den „Strippenzieher(n) (…) der anglo-amerikanische(n) Finanzoligarchie“ (201) ausmacht, welche angeblich in Tradition der Freimaurersekten der Martinisten und Synarchisten des 19. Jahrhunderts stünden – die auch als „Nazi/Kommunistisch“ bezeichnet werden, „weil sie scheinbar gegensätzliche prokommunistische und rechtsradikale Kräfte gleichzeitig“(14) einsetzten konnten, um erst die französische Revolution zu vereiteln, und dann „die Massenbewegungen der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts in den Dienst von führenden Bankiers und anderen reichen Auserwählten, im Streben nach Weltherrschaft“ (185/186) stellen zu können – soll nicht nur die Hände von Faschismusvorwürfen lassen, sondern bitte gänzlich schweigen. Da davon aber leider nicht auszugehen ist, wird es wohl weiterhin nötig sein, gegen solche Tendenzen in aller Form vorzugehen, um den schmierigen Lügen der BüSo und ihren Nazifreunden über die angeblich „feuchten Träume“ (114) der Machthaber von einem neuen Weltimperium, welches „den Krieg als Lebensreiz und Kitzel“ (131) erleben würde, ein Ende zu setzen.
Nicht das ich ein riesiger Freund von regressiven Weltbildern bin, wie sie zugegebenermaßen bei George W. Bush und den konservativen Kreisen in den USA vorherrschen. Doch: „Aufgrund des allgegenwärtigen antiamerikanischen Ressentiments in Deutschland und Europa, gibt es für Freundinnen und Freunde der Emanzipation jedoch nur eine Option: die Verteidigung George W. Bushs und die ideelle und argumentative Unterstützung der amerikanischen Außenpolitik im Nahen Osten.“(15)

Koster_Roster

Fußnoten

(1) Bürgerrechtsbewegung Solidarität
(2) Die Neocons. Wer treibt die USA in die imperiale Falle? ; Dr. H. Böttiger Verlags-GmbH, Wiesbaden 2004. Alle zukünftigen Seitenangaben im Text in Klammern.
(3) Da ich nur einen Bruchteil dieses Themenkomplexes wiedergegeben habe, und es noch viel mehr zu sagen gäbe, findet ihr bspw. auf www.tomorrow.de.ms noch mehr zum Thema Ideologiekritik.
(4) Neue Solidarität; Nr.29; 20.07.05; S.5
(5) Neue Solidarität; Nr.1-2; 12.01.05; S.7
(6) a.a.O. S.1
(7) www.bueso.de
(8) LYM LaRouche Youth Movement
(9) www.larouchepac.com
(10) Neue Solidarität, Nr.29; 20.07.05, S.1
(11) Vgl.: a.a.O.
(12) Das soll nicht heißen, dass ein Kreuz bei WASG und PDS besser ist als bei der BüSo, da ich im Allgemeinen nicht so viel von Kreuzen auf Stimmzetteln halte, welche für eine Vollarbeitsgesellschaft werben oder gegen das Finanzkapital wettern.
(13) Reuters, 7.10.2001
(14) Neue Solidarität; Nr.1-2; 12.01.05
(15) CEE IEH #116; S.35


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last modified: 28.3.2007