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Rundgeschliffen und megalight

Auch die linke Avantgarde des unterdrückten Volkes war in Wurzen vor und während der Demonstration zugange.
Sie rückte ihrer Basis traditionell auf die Pelle.

Eine besondere linke Tugend ist die Fähigkeit, Menschen sehend zu machen. Die Wunderheiler aus den Hinterzimmern der Gesellschaft tauchen immer dann auf, wenn sie die obligatorische Sehschwäche mutmaßlich heilen können. Quasi aus dem Nichts streuen sie ihre Sehhilfen unters Volk, ohne das jenes einen Pfennig zu bezahlen müßte. Neuerdings funktioniert das meist mit dem Hinweis, den Zynikern und Menschenverachtern von der sich selbst so bezeichnenden Rest-Linken nicht das Feld zu überlassen.
Während der Demonstration in Wurzen zelebrierte jene Tugend eine Gruppe namens „rev. O.S.T.B.L.O.C.K. - Gruppe F1“: „In den aktuellen Auseinandersetzungen mit Faschos dominieren vor allem antinationale Argumentationen, bei denen von einer Position der moralischen Überlegenheit ausgehend, eine umfassende völkische Mobilisierung angenommen wird, die den größten Teil der Bevölkerung als zumindest potentielle Faschisten abstempelt und sich so Wege zu einer gemeinsamen Auseinandersetzung verbaut.“
Was würden wohl die deutschen Gewerkschaften dazu sagen, daß ihnen hier das Monopol auf das korporative (sozialpartnerschaftliche) Modell von einer selbsternannten Optiker-Gilde streitig gemacht wird? Wahrscheinlich würden sie dem nicht zustimmen können, da sie ihr Copyright gerichtlich einklagen müßten. Nötig wäre es allemal. Denn schließlich geht der „rev. O.S.T.B.L.O.C.K. – Gruppe F1“ „dieses immer wieder auf der falschen Seite stehen ganz schön auf den Wecker.“ Scheinbar haben sie sich der entscheidenden Frage gestellt, die da nur lauten kann: Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Und schwups, gelang ihnen die Antwort: „Anstoß für Diskussionen sein, bei denen soziale Phänomene und gesellschaftliche Realitäten im Mittelpunkt stehen.“

0. bla, bla, bla – Überschrift des Flugblattes „einiger Leipziger und Leipzigerinnen“
ausriss, 2.0k

0.0. bla, bla, bla – Forderungen des Flugblattes der „rev. O.S.T.B.L.O.C.K. - Gruppe F1“
ausriss, 1.2k ausriss, 2.1k ausriss, 2.7k
Als hätten wir’s vermutet, kommt das Grüppchen dann zu dem Schluß, der seit über hundert Jahren schon immer das Ende einläutete: „Stimmungen und somit auch Überzeugungen dominieren“, als wäre Emanzipation nicht immer gerade das Steckenpferd der Worthülserei genau solcher politischen Intentionen. Sei’s drum, der Kampf geht weiter, denn „in vielen Bereichen und Regionen wächst der Unmut über die momentane Situation und vielerorts ist eine zunehmende Sensibilität für ostdeutsche Interessen zu spüren. Also raus aus den Partykellern und Debattierclubs – rein in die Gesellschaft!“
Das dachten sich wahrscheinlich auch „einige Leipziger und Leipzigerinnen, die am 16.11. 1996 an der antifaschistischen Demonstration“ teilnahmen und fuhren im Vorfeld der Demonstration nach Wurzen, um zu agitieren.
Von der Annahme ausgehend, daß es nicht viel schlimmeres geben kann, als moralisierenden Antikapitalismus, lassen sich die folgenden, aus dem verteilten Flugblatt zitierten Suggestivfragen, durchaus als Plädoyer für die Wiederkehr der Volksgemeinschaft lesen, als wäre die Bestätigung der Opferrolle nicht ein schwerwiegendes Problem, mit dem die Linke historisch schon immer die verrücktesten Konstruktionen zimmern konnte: „Sind nicht überall in dieser Gesellschaft Gewalt und Zwang in ihren verschiedenen Spielarten legitime und übliche Mittel zur Durchsetzung bestimmter Interessen und Ziele? Kennen nicht die meisten Menschen das Gefühl, wertlos, unwichtig und wehrlos zu sein? Werden Menschen hier nicht gezwungen, als Einzelne und nicht gemeinsam zu handeln? Wird nicht am Ende jeder mit seinen Problemen alleingelassen?“
Au backe. Hier fehlt tatsächlich nur noch der Führer, dem auf Befehl gefolgt werden will. „Wir konnten als Betroffene gar nicht wegschauen“, erklären sie sich weiterhin in dem Flugblatt, als wären Opferdifferenzierungen ein Fall für die Statistik.
Populismus – rundgeschliffen und megalight, schließlich, „die Lösung unserer Probleme kann nicht darin liegen, daß wir einen Keil treiben“. Und so kittet man lieber zu, was vielleicht beim Agtiationsfeldzug stören könnte. Vieleicht versteht sich ja auch so nur diese verliebte Besoffenheit: „Wir versuchen, die Entwicklungen um uns herum, nicht an uns vorbeirauschen zu lassen.“
Die Linken im Rausch eben.
Ralf (Menschenverachter, Zyniker und potentieller Völkermörder)



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last modified: 28.3.2007