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Unverdaulich: Proignorante StellvertreterInnen


Wie der INCIPITO (bei ihrer Veranstaltung am 06.02. in der LIWI) wird jetzt auch dem CEE IEH (Unverkäuflich: Proamerikanische ImperialistInnen, CEE IEH 97) vorgehalten, es schreibe über Dinge und die hätten zunehmend nichts mit meinem Leben zu tun. (Kursiv: O-Ton LIWI am 06.02.) Hier wie dort behaupten diejenigen, die das alles lesen, dass das alles niemand mehr liest. Als Reaktion auf den genannten CEE IEH-Artikel macht sich jetzt ein weiteres Mitglied der Antideutsch-Kommunistischen Gruppe (AKG) hier breit und plädiert für die ‘Leipziger Verhältnisse’.


Vielleicht verstehe ich es ja bloß nicht: Jemand, der bekennend „die entsprechenden Texte jedesmal wieder durchliest“, schreibt im Namen derer, die nicht lesen, was die denken? Können (oder wollen) die, die nicht lesen, auch nicht schreiben? Und was soll dann zukünftig, also nach der stalinistischen Säuberung, im Heft stehen, wenn niemand schreibt? Wird Yves auch dann einspringen und entäußern, was so gedacht wird?
Die AKG hat sich „im Heft breitgemacht“. Sie „malträtiert“ die Linke. „Vor Lügen wird dabei nicht zurückgeschreckt“ (by the way: wo nochmal?). Sie macht „aus ihren primitiven Vorurteilen unumstößliche Wahrheiten“. Und sie äußert die Kritik nicht dort, „wo sie hingehört“, auf der „’Gegenseite’“, bei Attac z. B., sondern eben im CEE IEH, wo sie nicht hingehört. Dort gehören überhaupt keine „abgedrehten Spezialdiskurse“ hin. Yves fordert: „Zurück zu den alten Werten mit neuen Leuten!“
Aber nun zu den Fakten (kann ich nämlich auch, obwohl ich die Gefahr, dabei den Blick fürs Ganze zu verlieren, größer einschätze als Yves bzw. die, für die er spricht):
Fakt ist: Das Beispiel, Hannes Artikel Sonderangebot: Antideutsche AntiimperialistInnen, zieht nicht. Das ist nämlich gar kein AKG-Papier. Und wenn, nur so als Beispiel, „Andi“ druntergestanden hätte, hätte Yves es auch gar nicht nehmen können. Soweit zu den Fakten.
Das heißt, Einen habe ich noch. Die AKG hat die Kritik nicht nur dort geäußert, wo sie nicht hingehört, sondern unter anderem auch im Sommer auf dem Markt, als Jugendliche für mehr Ausbildungsplätze und gegen Bonzen Pirat gespielt haben; bei einer Pali-Soli-Veranstaltung in der Gießerstraße; aus Anlass einer Veranstaltung in der NATO mit Felicia Langer (einer israelischen Rechtsanwältin und Friedensaktivistin, die sich für einen „Ausgleich mit den Palästinensern“ einsetzt und von deutschen Linken für Antizionismus instrumentalisiert wird); im Rahmen von zwei eigenen Veranstaltungen, die sich direkt an die Anti-Globalisierungsbewegung und an die Friedensbewegung gewandt haben; gegenüber der „Friedensdemo“ am 15.02. in Leipzig (mit Transparent und einem Flugblatt, mit dem die AKG INCIPITO und nicht das CEE IEH belastet) und auf den Veranstaltungen in der NATO, die das „Leipziger Bündnis gegen den Krieg“ macht (auch dort wurde uns beschieden, wir würden „Immergleiches“ fordern, und zwar so „abgedrehte“ Sachen wie Kapitalismuskritik und Positionierung zum alliierten Kriegseintritt 1944).
Mich inhaltlich mit Yves Kritik an Hannes Artikel auseinanderzusetzen ist nicht mein Anliegen. Der Artikel ist nicht von mir und kein AKG-Papier. Aber zu behaupten, die AKG hätte „eine Position eingenommen [...], die postuliert, dass die ‘islamistische Barbarei’ der ‘kapitalistischen Zivilisation’ konträr gegenüberstünde (anstatt ihr entsprungen zu sein)“, ist schon ein starkes Stück; die AKG hat schließlich in ihren (bisher glücklicherweise im CEE IEH nachzulesenden) Papieren die Dialektik in dieser Angelegenheit oft genug betont.
In einer Fußnote zitiert Yves einen Text der Antinationalen Gruppe (ANG, Vorläuferin der AKG) von 1999, in dem das „Pöbeln gegen Links“ wegen Mangels an Adressaten und wegen „antinationale(r) Standards“ in der damaligen Restlinken als überholte Strategie bezeichnet wird und meint, es hätte eine „Revision dieser Position“ gegeben, deren Begründung ausstehe. Bitteschön: Für damals war die Analyse richtig. Heute hat die Linke selbst das antinationale „Parolenreservoir“ abgelegt, weil es gegen Amerika geht. Besinnungslos wird für den ‘Frieden’ marschiert und selbst in den vielgerühmten (und von mir sehr geschätzten) ‘Leipziger Verhältnissen’ finden ernsthaft Diskussionen darüber statt, ob man sich an Aufmärschen zugunsten der „Friedensfürsten Chirac, Schröder, Putin, Jiang Zemin und Saddam Hussein“ (Alexander Schuller, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.03.03) beteiligen sollte. Wenn dann nach inhaltlicher Auseinandersetzung und unverkürzter Argumentation verlangt wird, bitte ich zur Kenntnis nehmen zu wollen, dass von der ‘Friedensbewegung’ inhaltlich nichts vorgelegt wird. Es gibt einfach keine Texte. Das einzige Flugblatt, dass auf der Demo am 15.02. verteilt wurde, war das der AKG; der Redebeitrag vorm Amerikanischen Konsulat bestand aus der Aufforderung, sich „von denen“, also von den Antideutschen, nicht provozieren zu lassen. Es ist nicht „zu einseitig, zu pauschal, zu polemisch oder zu verkürzt“ darauf hinzuweisen, dass sich der Friedensmob keinen Begriff von der Gesellschaft macht, sondern Chiffren mobilisiert (vgl. Völkerfreundschaft heißt Volksgemeinschaft, Flugblatt der AKG, wie gesagt, in INCIPITO).
Ich fordere das CEE IEH auf, zum Erhalt der ‘Leipziger Verhältnisse’ beizutragen. Zu denen gehört nämlich auch, dass Leute mit Texten „malträtiert“ werden, die sonst keine Öffentlichkeit finden würden, weil sie nicht in dem Maße szenekompatibel sind wie z.B. ein Aufruf zu einer Antifa-Demo, bei der wir dann denen gegenüberstehen, mit denen zusammen wir montags gegen Amerika marschieren.
Lest INCIPITO! (dort gibt’s nicht nur AKG-Pamphlete sondern auch Texte jüngerer Leute, die lesen und schreiben wollen). Ins CEE IEH gehören Texte, die relevant sind und nicht welche, die alle lesen wollen.

Sven


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last modified: 28.3.2007