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Hör auf, das Geld vollzubluten, Peter! | |||
Über Flickering Lights und die Begründung einer nicht ganz neuen Tradition, welche hoffentlich die Kommerzialisierung des CEE IEH vorantreiben wird.Anders Thomas Jensen, seines Zeichens Drehbuchautor und Regisseur dieses Streifens, entstammt dem Dunstkreis des Dogma-Filmkollektivs, welches sich für solch großartige Machwerke verantwortlich zeichnet wie etwa Das Fest oder Die Polizistin; beide seien an dieser Stelle wärmstens empfohlen. Klar, dieser Film ist nicht nach den Dogma-Richtlinien gedreht, aber trotzdem ziemlich gut. Der nunmehr 30jährige schrieb vor einiger Zeit auch das Drehbuch für die grandios bissige Komödie In China essen sie Hunde (So richtig straighte Linke mit wenig Sinn für Humor sollten sich den lieber nicht ansehen aufgrund der rassistischen Witze). Wer diesen gesehen hat, weiß ungefähr, was man von Flickering Lights erwarten darf. Vier Gangster wie du und ich, jeder ausgestattet mit einem ordentlichen Kindheitstrauma wie du und ich, arbeiten gezwungenermaßen für einen der abgewracktesten Paten, den man je im Kino bewundern durfte. Auf jeden Fall hauen sie mit einem Koffer voller Geld, einem Bauchschuß und einer Karre der Marke No Logo (Naomi Klein) ab nach Sevilla. Doch wie das eben so ist, wenn man unbedingt das billigste haben will und Mercedes zu protzig findet, macht die dem Trabant in nichts nachstehende Zonenschaukel nach wenigen Stunden schlapp. Die vier traumatisierten Verbrecher übernachten in einem verlassenen Gasthaus irgendwo in der Pampa und knüpfen Bekanntschaft mit einem Arzt und einem Jäger, so richtig liebenswürdig vertrottelte Herren. Mehr will ich nicht erzählen, denn der Film lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn er bei Erscheinen dieses CEE IEH nur noch in der Videothek zu haben sein wird. Worum könnte es dem Regisseur wohl gehen? Mir wird ja immer vorgeworfen, ich würde bei vielen Dingen eine Überinterpretation an den Tag legen, was wahrscheinlich auch der Grund für meine Begeisterung im Bezug auf die Pop-Art sein mag. Die coolen Gangstertypen jedenfalls mutieren im Verlauf des Films zu einigermaßen braven Bürgern, was der Konfrontation mit den jeweiligen Traumata der Jugend geschuldet ist, denen sich letztendlich gestellt wird. Auf der anderen Seite offenbahren der scheinbar harmlose Jäger und der versoffene Arzt ihre dunklen Seiten. Irgendwie also eine Kritik am bürgerlichen Subjekt, dessen scheinheiliges Auftreten in doch fast allen Fällen Dunkles zu verbergen weiß. Ferner tragen Leute, die man eher als Outlaws bezeichnen würde, schon immer den Drang nach einem geordneten Leben in sich. Auf jeden Fall macht der Film jede Menge Spaß, allein schon wegen dem geilsten Assi-Hemd ever.Einziger Wermutstropfen war wieder einmal das Publikum, welches bei den doch eher sparsam gestreuten Slapstickeinlagen aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Leute, zieht euch asiatische Produktionen rein, dort wird wenigstens konsequent Geschmacklosigkeit durchgezogen, aber damit könnt ihr dann wieder nix anfangen, ihr Scheißeuropäer.(War das ok, zu derb?) Um eine neue Tradition zu begründen und weil kein besseres oder schlechteres Heft ohne das obligatorische Gewinnspiel auskommt, hier nun die zweite Runde: universalia sunt nomina post rem, meinte letztens mein Vater altklug zu mir und spielte auf irgendeinen unnützen Streit an, den es wohl irgendwann einmal in der Geschichte gegeben hat. Was für einen Streit meinte er wohl? Wer ist des lateinischen mächtig? Wer hat früher bei M/L aufgepasst? Wer outet sich als Ostperverser (Daddel)? Schreibt eine Mail mit Übersetzung und kurzer Erläuterung des Streits an folgende Adresse: conne@island.free.de Zu gewinnen gibt es diesmal, ganz der humanistisch-sozialistischen Tradition verschrieben, eine Märchenschallplatte der Schneekönigin (geschrieben von Andersen, der ist ja auch Däne, passt also zum Film), original VEB-Pressung. Das ist doch wie Weihnachten und Ostern zusammen, in der Zone natürlich. Schlaubi |