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At the gates

Diese Welt ist böse und niemand weiß Rat !?

Und vorallem ein Teil dieser, schon des öfteren, zur Subversivität neigenden Jugend ist von dieser "Aus den Dimensionen geraten sein aller Gewalt..." (Enzensberger) angesteckt. Zum Glück gibt es aber in diesem Land eine Menge Leute, die nach "Woodstock" und "89" eine Option auf den "Frieden" zu besitzen scheinen und mit wahrlich kriegerischer Wut, wenns sein muß auch mit Nazis zusammen, des Gottes 10 Gebote in systemeinwandfreies Kauderwelsch übersetzen.

Nur logisch also der "Feldzug" von Konservativen und Alt-Hippies gegen Horrorfilme und Death-Metal-Musik als Ausdruck des Bösen und des schlechten Geschmacks. Während den Ersteren nicht einleuchten will, warum z.B. amerikanischer Rassismus eine Gruppe Slayer dem (in nationalistischer Tradition stehenden) "Übermenschen-Nationalbewußtsein" vorgezogen wird, grübeln die Anderen (in kreisförmiger Sitzanordnung) über die Vorteile von Kerzen gegenüber von Satanskreuzen und Pentagrammen als Identifikationsobjekt für kommende Generationen.

Beiden gemeinsam wurden die Todes-Metaller in der Ablehnung "anerkannter" Wertemodelle zur Bedrohung ihres Friedens. Wie sollten sie auch zurechtkommen mit einer Jugendkultur, die keine bessere Welt forderte (die hätten sie denen schon früher oder später ausgeredet), sondern die eine schlechtere Welt propagierte?

Nun ist Death Metal nicht gerade das "Idealbild" subkultureller Gesellschaftskritik. Dazu erfolgte nie eine notwendige Abgrenzung zur Mainstreamkultur bei gleichzeitigen Aufbau einer eigenständigen, unabhängigen Szene. Und trotzdem ist und bleibt er für seine Hinwendung zum Satanismus, Okkultismus, besonders aber in der "kultischen" Bejahung von Gewalt ein subversives Element in der heutigen Gesellschaft.

Denn das "Gewalt-Lied" wird von den Mächtigeren gesungen. Besonders gerne um antifaschistischen Widerstand zu negieren und mit faschistischen Terror zu vergleichen. In erster Linie aber, um die eigenen Positionen und deren Absicherung mittels eines konservativen Wertemodells, mit aller Gewalt zu legitimieren. Dies gelingt auch wunderbar. Ob nun ein Focus-Headliner "Kanal-Brutal-Krieg, Horror, Mord, Sex" oder ein Enzenberger, der im Spiegel "Ausblicke auf den Bürgerkrieg" gewährt , ob nun die furchtbare Jenal (Christa Jenal, 68'erin, versucht Metall-Platten auf den Index zu bringen), die gegen die "sittliche Verrohung in der Musik" angeht oder von der Regierung immer wieder neu initiierte Kampagnen gegen angeblichen "Ausländerkriminalität" - all dies unterstützt im Endeffekt nur den Ausbau der Macht- und Gewaltmonopols der "Herrschenden".

Dabei fällt Death Metal mit seiner Attitüde "Gewalt" dem konstruierten Medienbild "Gewalt" zum Opfer, welches beliebig, mit Vorliebe aber auf subkulturelle oder politisch proggressive Gruppen übergestülpt wird, um diese zu diskreditieren.

Nun bedeutet dies aber für den Death Metal nicht sich dem Establishment anzupassen, nein, gerade die einseitige Fixierung auf belanglose und eher plakative Erscheinungsformen seitens der bürgerlichen Öffentlichkeit müssen im viel stärkeren Maße zur Abgrenzung genutzt und demzufolge übertrieben werden. (In diesem Kontext sind dann auch die Aussagen z.B. von Typ-O-Negative einer völlig anderen Bewertung unterziehen, als dies immer wieder in vielen antifaschistischen Zusammenhängen geschieht.) Aber eigentlich geht es mir nur darum, die schwedischen At The Gates anzukündigen. Diese, von einigen Metallern als eine der besten Death-Metal-Combo gehandelt, stürmen im Juni mit einem neuen Album "Terminal Spirit Disease" an die Öffentlichkeit und im März ersteinmal ins Conne Island.

In diesem Sinne: Ein bißchen tot tut jedem not.
Ulle


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last modified: 28.3.2007