Ganz im Zeichen der Leipziger Ms soll es Anfang Mai eine Neuauflage,
Pardon: eher einen Neuanfang, jener Messe geben, die sich ganz und gar dem
POP verschrieben hat. Nach doch eher in jeglicher Hinsicht gescheiterten
Vorläufern der vergangenen Jahre werden die diesjährigen sogenannten
POP-UP SOUNDS Anfang Mai unter anderen Vorzeichen angekündigt. Die viel
diskutierte Unabhängigkeit in Musik und Kultur soll in den Mittelpunkt
gerückt werden, wohl um Independent als altem Meister von
Morgen in messestädtiger Manier den nötigen Respekt zu zollen.
Das neue Messegelände am Ende der Endstelle der Linie16 liegt, wie der
Name Endstelle schon erahnen läßt, zu weit ab vom Schuß und so
wird auf wohlbekannte Kultureinrichtungen der hiesigen Veranstaltungswüste
im Süden zurückgegriffen. Es darf oder kann sich also gefreut werden
auf ein Mehr von kulturellen Highlights gleich um die Ecke, inklusive
hoffentlich beantworteter Fragen zum Euro, ähm zum guten
Musikbusiness mit all dem Kram herum; hier als Verweis auf die gleichzeitig
stattfindenden Diskussionen, auf denen sich weiter über Unsinn und Sinn
ausgetauscht werden darf. Aber genug mit Leipziger Traditionen, denn jene Messe
ist der Rahmen eines Konzertes im CONNE ISLAND, welches zu den Höhepunkten
gezählt werden muß, wird Geschmack vorausgesetzt oder gerade ein
Empfinden für Dinge, die einen den Tag oder sogar das Jahr retten helfen
können. Die Hoffnung, daß sich dies auf kostenfrei ausgeschenkte
Getränke bezieht, soll hiermit gleich zunichte gemacht werden, denn
Obengenanntes meint einzig und allein eine Band namens KARATE aus den
Vereinigten Staaten.
Es kann durchaus behauptet werden, daß deren Herkunft als Argument
für musikalische Qualität oftmals schon genügt, wird dabei auch
in noch so viele mürrische Gesichter geblickt. Denn KARATE entstammen
einer ganzen Generation von Bands aus Übersee, viel zu weit weg von hier,
die sich einander inspirierend nach glücklichem Ende der achtziger Jahre
ihren Weg fanden und kontinuierlich Garant für Neues zu sein schienen
(z.B. Codein, Shellac, Tortoise usw.). So auch KARATE, die sich zu schade
für längst verbratene schwere Gitarren mit dazugehörigen
nölenden schwitzenden Männerkörpern waren und sind und auch so
rein gar nichts mit einer typischen Rock oder Indieband gemein haben, trotz
ihrer klassischen Art und Weise, Songs zu kreieren, die schöner nicht sein
können. Mit einem Bass, einem Schlagzeug, wegen denen wahrscheinlich das
Wort Dynamik erfunden wurde, einer Gitarre, die jegliche
Gemütszustände zu erzählen vermag, und als Krönung ein
Gesang, der vergebens seines Gleichen sucht, haben sie es im Laufe von vier
außergewöhnlichen Alben geschafft, auch mit Öffnung des
musikalischen Horizonts in Hinblick auf Jazz und Blues in ihrem Genre, das
mittlerweile eh nur KARATE heißen kann, allein auf schönster weiter
Flur zu stehen und damit den Mittelklasse-schwere-herzen-jungs-core
(so called emo) in den verdienten Schatten zu stellen. Alles im allem also eine
Art musikalischer Zauber, der an Intensität trotz aufdringlicher Ruhe kaum
zu toppen ist. Gänsehaut ist garantiert. Die dänischen Barra Head und
amerikanisch-deutschen Solarscape, auf die jetzt hier nicht näher
eingegangen werden soll, werden den Abend bestimmt erfolgreich einzuleiten
wissen und rockenderweise das Ganze abrunden, zum Glück schön kantig.
ja.
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