Apocalypse Now Redux
[USA: 2001] |
Wenn der gemeine Mensch mal die Möglichkeit hat, außerhalb von
Leipzig ins Kino zu gehen, erlebt er zuweilen cineastische multiple
Orgasmen. So geschehen bei der Neufassung Francis Ford Coppolas
Apocalypse Now von 1979. Das alte wie das neue Werk sind
Backpfeifen für die amerikaliebenden Pearl Harbour-Macher.
Natürlich hat sich an der Geschichte nichts verändert: Der auf J.
Conrads Novelle Herz der Finsternis beruhende Kriegsfilm zeichnet
sich aber selbstredend durch eine neugewonnene Aktualität aus, welche ich
mir aber nicht zum Thema machen will. Für alle die, die das alte Werk noch
nicht sehen konnten, ein kurzer Abriss: Ein Captain der US-Marines wird vom CIA
auf geheime Mission nach Vietnam geschickt, wo er einen verrückt
gewordenen Colonel liquidieren soll. Dieser hat mit Hilfe von Einheimischen
eine kleine Insel der Diktatur im Inneren des Landes errichtet. Per
Patrouillenboot und einer handvoll Soldaten gelangt der Captain durch eine
Reihe von Fährnissen schlußendlich zum Ziel.
Gedreht unter widrigen Umständen und erheblichem Drogenkonsum aller
Beteiligten geriet Coppolas Machwerk schnell zum Kinoereignis. Obwohl die 1979
in die Kinos gekommene und mit der Goldenen Palme gekrönte Fassung als
work in progress Film galt, wurde nichts mehr daran geändert.
Wahrscheinlich hat es Coppola aber schlußendlich doch noch so in den
Fingern gejuckt, daß er ihn nun 2001 endlich fertig stellte. Die
Neufassung ist eine Stunde länger, was in der langen Bootsreise
augenscheinlich wird, so sind zwei weitere absurde Stationen hinzu gekommen.
Während dem Aufenthalt der Reisenden auf einer kolonialherrschaftlichen
Farm wird die ganze Farce des Krieges ersichtlich. Mitten im zerbombten Land
gibt es Eilande mit imperialen Verhältnissen, als wäre die Zeit
stehengeblieben. Die aktionsgeladenen Szenen sind natürlich wesentlich
derber und an das heutige Kino angepasst. Dies tut dem Film jedoch keinen
Abbruch, weil Krieg Krieg ist und das Schlimme daran schlimm ist.
u.s.t.
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