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Planet der Affen

Planet Asia u.a, 21.2k

Nachdem sämtliche Experimente hinsichtlich der anfänglich erfolgversprechenden HipHop-Variante aus dem deutschsprachigen Raum fehlschlugen, ist man versucht, die sich aufzeigenden Lücken zu schließen. Dass dabei „auf Teufel komm raus“ verfahren werden wird, stand mehr als zu befürchten. Schnell wird ein Alternativentwurf zum besten gegeben, der einzig hinsichtlich der nationalen Identität, und somit folglich auch bezüglich des gesprochenen Wortes, Unterschiede darbieten kann. Dabei wird wieder einmal die Unfähigkeit des Genres deutlich, Ursachen zu erkennen und Zusammenhänge zu begreifen. Und so wird man weiter warten müssen, auf einen Messias, der bereit und imstande ist, das Übel an den Wurzeln zu packen, an eine Art Indianerhäuptling, der seinen Stamm an die Hand nimmt und ihm den Weg weist.

Es ist schon ein wenig absonderlich, wenn man bedenkt, dass die wohl erwiesene Tatsache, dass alles Austauschbare mit der wenig hinreichenden Konsequenz ersetzt wird, einem Übel mit einem anderen abzuhelfen. „Vom Regen in die Traufe“ bezeichnet dies am ehesten. Nun gibt man sich, um aus der aufkommenden Not eine Tugend zu machen, der Versuchung hin, die Plattform, die den Namen Subkultur nicht verdient hat, systematisch zu erweitern. Wer dabei auf Quantität, denn auf Qualität setzt, wird sich zwar nicht dem Vorwurf aussetzen müssen, nicht gekämpft zu haben, doch Dankbarkeit wird in den wenigsten Fällen prophezeit werden können. Es gestaltet sich mithin als aussichtsloses Unterfangen um seiner selbst willen, das am Ende nicht nur auf stumme Münder, sondern bislang einmalig in dieser Hinsicht auch auf taube Ohren stoßen wird.
Andererseits soll damit freilich nicht behauptet werden, die darbietenden Künstler hätten in musikalischer Hinsicht wenig zu bieten, obschon man erstens bei der stets zu beobachtenden Namensgebung die Flinte ins Korn zu werfen vermag und zweitens die nicht minder angepriesenen Referenzen ausnahmslos nicht für sich sprechen. Dabei tut sich die Frage auf, für wen eigentlich der hochgradige Aufwand mit dieser steten Kontinuität betrieben wird.
Während die lokalen Zusammenschlüsse ihre Darbietungen mitunter nur für die eigenen vier Wände „produzieren“, sich so ganz nebenbei der Kriminologie verschreiben, um, freilich ganz unbefangen, Urteile „im Namen des Volkes“ zu fällen, die es ermöglichen sollen, ihre Mitstreiter vom Vorwurf der Homophobie freizusprechen, ihnen mithin die Absolution zu erteilen, gibt man sich andererseits keine Blöße und lässt eine Veranstaltung der besagten „Künstler“, denn als solche verstehen sich ausnahmslos allesamt, unter dem Motto „Total Science“ stattfinden. Die wissenschaftliche Ausrichtung derselben bedarf keiner weiteren Stellungnahme, obwohl ein Vorwurf erst dann ein guter sein soll, wenn er zuende gedacht ist. In Anlehnung an die, die Szene prägenden, Thesen vom alten „Babylon“ wird jedoch auch hier das Talionsprinzip bemüht und getreu dem Motto „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ verfahren.
Weiterhin in Betracht kommt die große Zielgruppe der HipHopper oder Fans, manch andere obskure Bezeichnungen werden ausgespart, denen die Reform des Schulsystems zugute kommt. Mithin schon frühzeitig der englischen Sprache mächtig, wären sie zweifelsohne imstande, dem Dargebotenen zu folgen. Ihrem jugendlichen Alter Tribut zollend wird jedoch anzuerkennen sein müssen, dass sie mit den amerikanischen Vorbildern ihrer Idole nicht aufgewachsen und schon gar nicht gewachsen sind. An denen geht solch ein Act mithin spurlos vorbei. Bestes Beispiel in diesem Zusammenhang ist das Stelldichein der englischen „Großmeister“ Mark B & Blade, dem gerade einmal 100 Interessierte die Ehre erwiesen. An deren Ursprung stellt sich nämliches Verhältnis zumeist 20:1 dar.
Nunmehr scheint also alles vergebene Liebesmüh zu sein, ein Ausweg ist nicht in Sicht. An eine Kapitulation zu denken, wäre dennoch frevelhaft. Zum einen würde eine kritische Auseinandersetzung mit der nämlichen Subkultur nicht mehr stattfinden und selbige unter Ausschluss dieser Anstoß nehmenden Öffentlichkeit ihre „Events“ oder „Jams“ wie sie so ganz gleichgültig genannt werden, ohne sich der wahrlich zutreffenden Bedeutung des Wortes bewusst zu werden, in Eigeninitiative in anderen Lokalitäten, wie bereits geschehen, abhalten. Zum anderen wird gerade mit den angezeigten Linguisten aus den Vereinigten Staaten, deren Botschaft das tolerante Mit-, Neben- und Untereinander sein soll, was selbstredend hinsichtlich des amerikanischen HipHops eigentlich keiner Untermauerung bedarf, der Weg zum sogenannten Gangster-Rap aufgezeigt, oder von ihm weg, was letztendlich in der Egalität münden wird, da seine Existenz nicht abgestritten werden kann. Sollte dies doch der Fall sein, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sogar eintreten wird, ist eben auch das Life As It Is.
Teewald

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last modified: 28.3.2007