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das letzte, 1.8k
Kerstin Müller, die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, hat sich, gemäß der Programmatik der Grünen, dem konsequenten Naturschutz verschrieben. Es geht zwar nicht um Artenvielfalt, dafür aber um so mehr um Artenschutz – willkommen im Klub:
„Das Kapital ist ein scheues Reh, und wenn man die Schraube zu stark anzieht, macht es sich auf und davon – nach Monaco, nach Liechtenstein.“
In der heimattümelnden Gefühlswelt der Kerstin sieht’s scheinbar aus wie im Rucksack des Naturfreundes Luis Trenker. Wenn man
„die Schraube“,
die man locker hat,
„zu stark anzieht“,
und so
„das Kapital“
vor lauter Kapitalien nicht mehr sieht, muß
„ein scheues Reh“
eingespannt werden – und zwar in einen Schraubstock, würd ich sagen.
„Das Kapital“,
daß olle Kerstin, auf die Liste bedrohter Völk... – äh, Wesen setzt, ist so ein
„scheues“
wie der Haifisch mit den Zähnen im Becken namens Deutschland, dessen Wasser bis
„nach Monaco, nach Liechtenstein“
überzuschwappen droht.

In der taz-Redaktion ist seit der Terroranschläge in den USA der Teufel los. Nein, nicht der Fritz, dem es um die Wahrheitsfindung geht:
„Heizt bereits der Gebrauch der Vokabel ‘Krieg’ die politische Eskalation an? Oder bedeutet es eine Verharmlosung, die Ereignisse vom Dienstag nicht Krieg zu nennen?
Die taz-Redaktion hat diese Fragen so engagiert debattiert wie schon lange kein Thema mehr.“
Na immerhin, da haben die Anschläge auch in der taz mal ‘n bißchen Stimmung in die Bude gebracht. Was man sonst so treibt, wenn hier mal ausnahmsweise
„so engagiert debattiert“
wird, steht dann eben nicht in den Sternen, sondern jeden Tag in der Zeitung dieser Redaktion.

Ein Hilferuf von der Szene für die Szene:
„Genua-Gefangene. Die drei Leipziger, die in Marassi im Knast sitzen, wünschen sich dringend Post. Und vor allem: Hardcore-Kassetten!!!“,
heißt es in Gamma, dem Newsflyer des Antifa-Infotelefons Leipzig vom 17. September 2001.
Wie jetzt? Seit wann haben die im Knast Video? Na das sind ja schöne lateinamerikanische Zustände. In chilenischen Nächten sowas gucken wollen ...
Ich liebe trotzdem alle Menschen, versprochen. Trotz solcher Zeilen. Als Menschenfreund möchte ich mich nicht der Zukunft verschließen und öffne diese Rubrik ausnahmsweise mal für ‘ne Leipziger Kleinanzeige, die sich an alle richtet, die noch Hoffnung, Wut und sowas in sich tragen tun. Also hier ist das Meisterwerk:
„Land in Sicht? Autonom und gesellig, ökologisch verantwortlich – KOMMUNEPROJEKT für alle, die noch was vom Leben erwarten: ein offener Kreis von kreativen Menschen, ob jung oder alt, trifft sich jeden 6. des Monats im Volkshaus zu Ideen- und Planungsrunden HALB ACHT!“
Abgesehen mal davon, daß dieser
„offene Kreis“,
der somit gar keiner ist, weil er ja ein
„Kreis“
sein will, Probleme damit zu haben scheint, ob diejenigen, die ihn bilden, nun eher
„jung oder alt“
sind, bereitet mir folgendes Problem in der Hauptsache Kopfzerbrechen:
Wenn man jemandem vorwirft, den Arsch offen zu haben, so wird das zurecht als homophob gebrandmarkt. Was aber, in aller Herrgottsnamen, ist wohl
„ein offener Kreis von kreativen Menschen“?
So richtig weiß ich es nicht. Aber ich habe zumindest eine Ahnung, woran das tolle Projekt wohl scheitern wird: statt im Volxs-Haus sich zu tummeln, das bekanntlich ja eine einzige große Gemeinschafts-Küche zu sein hat,
„trifft“
man sich fälschlicherweise regelmäßig
„im Volkshaus“,
wo am Ende zu allem Überfluß vielleicht sogar noch das Essen schmecken tut. Igitt.
Ralf


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last modified: 28.3.2007