home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[72][<<][>>]

review-corner, 3.7k

Shaft

Der neue Shaft ist so unterhaltsam wie sein Vorgänger, allerdings um das wesentliche gekürzt.
, 0.0k
'Nazi in Uniform...', 14.7k

Shaft

[John Singleton, USA 2000]

, 0.0k

New York, Downtown: Ein junger Schwarzer wird in einem Club von einem weißen Yuppieschnösel provoziert und danach vor dem Etablisement zu Tode geprügelt. Einzige Zeugin ist die Barfrau. John Shaft, Officer beim New York Police Department, übernimmt den Fall. Der verdächtige Walter Wade wird gegen Kaution von 200.000 Dollar, die sein Vater aus der Portokasse zahlt, freigelassen und setzt sich in die Schweiz ab. Bei seiner Rückkehr wird er unerwartet von Shaft festgenommen. Neuer Prozeß, höhere Kaution. Sowohl Shaft, der inzwischen aus Protest gegen die rassistischen Bedingungen den Dienst quittiert hat, als auch Wade jagen die verbleibende Spielfilmlänge die Zeugin, die aus Angst lieber nicht gefunden werden will. Natürlich findet Shaft sie doch, zur Aussage kommt es allerdings nicht, da schon vor der entscheidenden Verhandlung die Mutter des Ermordeten, eine dritte Freilassung auf Kaution vorausahnend, selbst zur Waffe greift und Wade vor dem Gericht erschießt. John Shaft lächelt. Ein ganz normaler Film. Wäre da nicht das 30 Jahre alte Original, daß das Remake zur faden Ikonografie werden läßt. 1971 war es so, als hätte Hollywood erst entdeckt, daß die Welt nicht nur aus Weißen besteht. Filmisch verkörperten die Afroamerikaner das kriminelle Andere, die Schuhputzer oder die Unterhaltungsclowns. Die Filmhandlung bestimmende Personen zu spielen, war ihnen, bis auf regelbildende Ausnahmen, verwehrt. Dann jedoch kreierte MGM einen schwarzen James Bond, einen Harlemer Privatdetektiv, der sein Viertel kennt, Streetcredibility genießt und somit an Informationen kommt, um die ihn seine weißen Kollegen beneiden. Wie in allen Blaxploitationfilmen ist der Protagonist, die „schwarze Potenz“ wird schon im Titelsong von Isaac Hayes (Wer dreht weiße Ärsche um? Shaft!) heraufbeschworen, unwiderstehlich. Diese Filme sind eine Umkehrung der rassistischen Ordnung, Aneignung eines bis dahin nicht beschrittenen Terrains. Und Regisseur Gordon Parks wußte, daß die Änderung der Vorzeichen allein den Kern nicht trifft: Der weiße Kommissar gleicht einen schwarzen Kugelschreiber mit Shafts Gesichtsfarbe ab und höhnt: „Sie sind ja gar nicht schwarz, Shaft!“, worauf dieser mit der strahlend weißen Kaffeetasse in der Hand erwidert: „Und Sie auch nicht weiß, Officer!“.
Der alte Shaft Richard Roundtree darf den Onkel des neuen Shaft Samuel L. Jackson spielen, eine Familienangelegenheit eben. Zusammen mit dem Soundtrack die einzigen Zitate aus der Vorlage. Auch die rassistischen Provokationen unter den KollegInnen im Policedepartment sind eher Streits unter Geschwistern. Der eine sagt „Schwarzbrot“, der andere „Nazi in Polizeiuniform“, beide lachen, es bedeutet nichts. Auch der Originalshaft war kein wirklich guter Film, wenn er auch unterhaltsam war, kürzt man ihn aber um das Wesentliche, den mitunter harten Realismus und seinen Entstehungskontext, wird er reaktionär. Übrig bleiben ein paar durchgeknallte, mexikanische Mafiosi. Paul


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[72][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007