Shaft[John Singleton, USA 2000] |
New York, Downtown: Ein junger Schwarzer wird in einem Club von einem
weißen Yuppieschnösel provoziert und danach vor dem Etablisement zu
Tode geprügelt. Einzige Zeugin ist die Barfrau. John Shaft, Officer beim
New York Police Department, übernimmt den Fall. Der verdächtige
Walter Wade wird gegen Kaution von 200.000 Dollar, die sein Vater aus der
Portokasse zahlt, freigelassen und setzt sich in die Schweiz ab. Bei seiner
Rückkehr wird er unerwartet von Shaft festgenommen. Neuer Prozeß,
höhere Kaution. Sowohl Shaft, der inzwischen aus Protest gegen die
rassistischen Bedingungen den Dienst quittiert hat, als auch Wade jagen die
verbleibende Spielfilmlänge die Zeugin, die aus Angst lieber nicht
gefunden werden will. Natürlich findet Shaft sie doch, zur Aussage kommt
es allerdings nicht, da schon vor der entscheidenden Verhandlung die Mutter des
Ermordeten, eine dritte Freilassung auf Kaution vorausahnend, selbst zur Waffe
greift und Wade vor dem Gericht erschießt. John Shaft lächelt. Ein
ganz normaler Film. Wäre da nicht das 30 Jahre alte Original, daß
das Remake zur faden Ikonografie werden läßt. 1971 war es so, als
hätte Hollywood erst entdeckt, daß die Welt nicht nur aus
Weißen besteht. Filmisch verkörperten die Afroamerikaner das
kriminelle Andere, die Schuhputzer oder die Unterhaltungsclowns. Die
Filmhandlung bestimmende Personen zu spielen, war ihnen, bis auf regelbildende
Ausnahmen, verwehrt. Dann jedoch kreierte MGM einen schwarzen James Bond, einen
Harlemer Privatdetektiv, der sein Viertel kennt, Streetcredibility
genießt und somit an Informationen kommt, um die ihn seine weißen
Kollegen beneiden. Wie in allen Blaxploitationfilmen ist der Protagonist, die
schwarze Potenz wird schon im Titelsong von Isaac Hayes (Wer dreht
weiße Ärsche um? Shaft!) heraufbeschworen, unwiderstehlich. Diese
Filme sind eine Umkehrung der rassistischen Ordnung, Aneignung eines bis dahin
nicht beschrittenen Terrains. Und Regisseur Gordon Parks wußte, daß
die Änderung der Vorzeichen allein den Kern nicht trifft: Der weiße
Kommissar gleicht einen schwarzen Kugelschreiber mit Shafts Gesichtsfarbe ab
und höhnt: Sie sind ja gar nicht schwarz, Shaft!, worauf
dieser mit der strahlend weißen Kaffeetasse in der Hand erwidert:
Und Sie auch nicht weiß, Officer!.
Der alte Shaft Richard Roundtree darf den Onkel des neuen Shaft Samuel L.
Jackson spielen, eine Familienangelegenheit eben. Zusammen mit dem Soundtrack
die einzigen Zitate aus der Vorlage. Auch die rassistischen Provokationen unter
den KollegInnen im Policedepartment sind eher Streits unter Geschwistern. Der
eine sagt Schwarzbrot, der andere Nazi in
Polizeiuniform, beide lachen, es bedeutet nichts. Auch der Originalshaft
war kein wirklich guter Film, wenn er auch unterhaltsam war, kürzt man ihn
aber um das Wesentliche, den mitunter harten Realismus und seinen
Entstehungskontext, wird er reaktionär. Übrig bleiben ein paar
durchgeknallte, mexikanische Mafiosi. Paul
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