Dass der Punkrock mal wieder hoffähig wird, sprich
seinen x-ten Frühling verlebt, liegt nicht an der Qualität der zutage
tretenden Bands. Diese sind wie eh und je laut, kompromisslos und ein kleines
bisschen politisch. Doch allein dieser Aspekt der zu verarbeitenden
Gesellschaftskritik, mag er auch noch so unbedeutend sein, lässt sich in
keiner anderen Musikrichtung, respektive Genre, wiederfinden. Aber da
Punk sein in Zeiten des Verbotsantrags bezüglich der NPD
seinen provokanten Charakter abgelegt zu haben scheint, werden jenem Zweig
düstere Zukunftsaussichten prophezeit. Denn Punks dead.
Mit Macht kaputt, was euch kaputt macht! ist heutzutage kein
Nachwuchsalternativer mehr hinter dem Ofen hervorzulocken. Der Ansatz fehlt,
vielleicht auch die Erkenntnis, sich im Umfeld mannigfaltiger Missstände
aufzuhalten. Feindbilder, und zwar solche, welche den Rang des Staates oder
eines politischen Gegners einnehmen, sind nicht existent. Trauen sich gar doch
jene Antagonisten aus einer obhutgebenden Deckung hervor, ist es führenden
Bundespolitikern, unisono mit Angehörigen der bayerischen Volkspartei CSU,
vorbehalten, tätig zu werden. Eigene Aktivitäten scheinen nun nicht
mehr gefragt zu sein. Dass dem Großteil aller selbsternannten
Punker oder denen, die das Optische daran verkörpern,
jeglicher Bezug zur politischen Arbeit fehlt, ist längst kein Geheimnis
mehr. Der dahingehende Anspruch schon. Ein Anti-Nazi-Konsens, wie er
mittlerweile auch das Rechtsstaatsprinzip zu kennzeichnen anmutet, wird nicht
abgestritten, kann zudem aber auch in Frage gestellt werden. Das Besondere am
Punk sein oder ein selbiger zu werden allerdings schon. Einzig und
allein objektive Tatbestandsmerkmale walten lassend, definiert sich ein
Punker nunmehr an seinem exorbitant dargelegten
Kleidungsstücken und der beachtlichen Aufnahmefähigkeit des
Körpers, was Mengen an Alkohol und ähnlichem betrifft. Nun, machen
wir uns nichts vor, sind eben jene Erkennungszeichen in allerlei Subkulturen
anzutreffen, die Straight-Edge-Enthusiasten außen
vorgelassen. Die Provokationen verlassen kaum mehr das Elternhaus,
Klassenzimmer oder Konzerthallen, währenddessen das Bier ein
ständiger Wegbegleiter ist. Der Werdegang von Provokation zu Penetration
ist längst beschritten, die gefährliche Nähe zum Oi!
mit allem seinem if-the-kids-are-united-Scheiß verheißt
eher sehr Schlechtes denn ausdrücklich Gutes. Und da Angriff die beste
Verteidigung ist, liegt es an den Bands, die Musik in ihrer Geschwindigkeit
nicht einzudämmen, den Anspruch auf Tanzbarkeit nie zu erheben und den
Texten jenen Esprit zu verleihen, derentwegen ein Skinhead bei ungetrübtem
Selbstsinn merkt, was hier eigentlich vereint gehört nämlich
die Musik mit der Politik.
Teewald
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