Erinnert sich noch jemand an The Good, The Bad And
The Ugly, jenes Konzert im Frühjahr des letzten Jahres, das Publikum
und die spielenden Bands Sissies, Payola und Smoke Blow in seltener
Übereinstimmung dem ältesten Hegemonialinstrument der Jugendkultur
huldigen ließ? Die ganze archaische Urgewalt des RocknRoll
entlud sich an diesem Abend und ließ die wirklich nicht zahlreich
Anwesenden feiern, als ob morgen der Tag des Jüngsten Gerichtes
anstünde. Nun, für alle, die damals nicht dabei waren und die, die
sich aus bekannten Gründen nicht mehr erinnern können, gibt es jetzt
eine zweite Chance. Die Sissies sind wieder da, jene Radaubrüder, die es
ganz und gar ernst meinen mit dem Klischee des lauten, bösen Riffs und der
ganzen Scheiße, die wir RocknRoll-Lifestyle nennen.
Schweiß, Tränen, Bier, gekoppelt mit einer sinnvollen Aufarbeitung
von Rockgeschichte sind das Motto, dem an diesem Abend gefolgt wird. Mit neuem
Material des gerade erschienen Albums Greetings From Burnhard
Bahamas zeigen sie wiederum, dass der Rock ganz und gar nicht tot ist,
sondern ganz schön lebendig vor sich hin zappelt und immer noch dazu
taugt, den Soundtrack zu wahrem Outlaw-Selbstverständnis zu liefern. Den
Beweis für diese These werden sie uns an diesem Abend ganz gewiss nicht
schuldig bleiben, obwohl sie lediglich dazu eingeladen wurden, den Teppich
für eine der wohl einflussreichsten Figuren des SloMo-Metals auszurollen:
Scott Wino Weinrich und Spirit Caravan. In Zeiten, in denen Metal
ein Synonym für Spandexhosen und Dauerwelle war und man Bankkaufleute mit
Scorpions-T-Shirts abends den harten Mann markieren sah, verhalf er mit
The Obsessed und Saint Vitus dem Metal zu neuer
Underground-Credibility und grub so ganz nebenbei auch noch den Vorgarten um,
in dem später die lustig bunten Pilze des Stoner Rock sprießen
konnten. Er ist immer noch die Inkarnation des untoten Ozzy Osborne und schuf
mit Clear Windowpane den vielleicht besten Doom-Song der Welt. Eins
der eben erwähnten Gewächse sind Beaver aus Holland, die Spirit
Caravan bereits auf der letztjährigen Tour begleiteten und auch heute
wieder einen Teppich aus Lysergsäure-geschwängerten Tunes
knüpfen und damit dem neuen alten Helden des Doom den Empfang bereiten.
Come, watch and believe!
Andy Knownothing
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