Die Spatzen pfiffen es von den Dächern,
Medienvertreter, respektive ihre weiblichen Kolleginnen, wussten es schon
lange: Der designierte Bundestrainer des deutschen Fußballs Christoph
Daum ist ein elender Kokser und besucht obendrein Bordelle.
Uli Hoeneß (46), Manager von Bayern München:
"Ich wähle CSU, ohne Wenn und Aber. Schließlich will ich am
Ende zu den Siegern gehören."
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Den Stein ins Rollen brachte der derzeitige Manager des
FC Bayern München Uli Hoeneß. Er, der als Sinnbild eines typischen
deutschtümelnden urbayrischen Vereinsmenschen gilt, hat seinem
Widersacher, einem Yuppie amerikanischer Prägung, den Kampf angesagt. Die
Zeiten des cold war sind vorbei. Im Ring treffen somit zwei Welten
aufeinander. Und schon Paul Breitner wahrsagte: Es kann nur einen
geben.
Runde 1
Im Vorfeld des richtungsweisenden und prestigeträchtigen Spiels, in
welchem sich die Nationalmannschaften Englands und Deutschlands duellierten,
wurde schon wild über die Zukunft der Interimslösung Rudi
Käthe Völler im Falle des historischen Sieges spekuliert.
Denn auch nachdem diese(r) mit der deutschen Elf, gar sensationell, zweimal
hintereinander nicht verloren hatte, waren sich alle selbsternannten
Bundestrainer des Landes bereits einig, dass man wohl lieber auf die geplante
Verpflichtung von Christoph Daum verzichten wolle.
Runde 2
Dieser, der jetzige Mannschaftsleiter von Bayer 04 Leverkusen, sagte daraufhin
den Besuch des letzten Spiels im altehrwürdigen Wembley-Stadion
kurzfristig ab. Dass er die Vorbereitungen des deutschen Teams nicht
stören wolle, gab er als Grund an. Jedenfalls wird er es auch leid gewesen
sein, Fragen über Fragen beantworten zu müssen. Zumindest die, ob er
tatsächlich im nächsten Jahr die lukrative Stelle als Bundestrainer
antreten wird.
Runde 3
Maßgeblichen Anteil an dem Versteckspiel Daums hatten die
Angestellten des FC Bayern München Uli Hoeneß und der
Kaiser Franz Beckenbauer höchst selbst. Seiner Berufung
zunächst noch Nachdruck verliehen, natürlich auch aus Eigeninteresse
bezüglich Hitzfeld, wahrscheinlich in der Hoffnung, durch die unweigerlich
folgende Nachfolgersuche den Rivalen Bayer 04 Leverkusen zu schwächen,
waren sie die ersten, die darauf beharrten, dass der mit seinem Team
bemerkenswert schlecht in die Saison gestartete Trainer Daum vielleicht doch
nicht die richtige Wahl sein könne.
Runde 4
Untermauert wurde dieses Ansinnen vor Wochen vom Coach selbst. Als dieser von
der Strafanzeige des Immobilienmaklers Joachim Kress gegen ihn erfahren hatte
und ein Wochenmagazin den Fall recherchierte, hatte Daum es unterlassen,
Stellung zu beziehen, der Öffentlichkeit die seltsame Affäre zu
erläutern. Anstatt die persönlichen Rachemotive Kress, dem
Ex-Mann seiner jetzigen Freundin, ins Felde zu führen, sprach Daum von
Erpressungsversuchen. Und bedeutete, dass er nicht unbedingt Bundestrainer
werden müsse, wenn sein Privatleben weiterhin mit Kübeln voller
Schmutz besudelt würde.
Runde 5
Die Reporter, derweil wie Aasgeier hinter neuen Enthüllungen her,
störte dies indes wenig. Ob die Vorwürfe nun richtig oder falsch
sind, interessierte nicht, selbiges wäre dem Geschäft
abträglich. Dass gegen Daum tatsächlich wegen Unterschlagung in
Tateinheit mit Betrug ermittelt wird, ist das Ergebnis intensiver Recherche.
Doch Immobiliengeschäfte auf Mallorca sind nicht das, was den gemeinen
deutschen Tageszeitungsleser beeindrucken kann. Somit werden Gerüchte zu
Tatsachen. Daums exzessiver Drogenkonsum liege auf der Hand. Er würde
ständig unter Strom stehen, selbst wenn es lediglich um nichts geht. Dass
dies Beweise für Koksgerüchte sind, war neu, doch schließlich
sei das Privatsache eines jeden einzelnen (Franz Beckenbauer).
Runde 6
Als Rudi Völler in scharfer Analyse feststellen musste, dass sein
Kontrakt ihm wohlmöglich über Jahre hinaus binden könnte,
erklärte er unmissverständlich, Daum in jedem Falle Platz zu machen.
Ein darauffolgendes Ende der Diskussion wurde von einem neuerlichen Interview
Hoeneß jäh unterbrochen. Er stellte mithin Daums
charakterliche Eignung für diesen verantwortungsvollen Posten
Bundestrainer in Frage.
Runde 7
Als Motiv nennt Hoeneß immer wieder sein Appeacement im Falle
Ribbeck. Dass er damals nichts gesagt hätte, würde ihn noch heute
schwer im Magen liegen. Was gegen Sir Erich außer dem
Tatbestand auch bei Leverkusen unter Vertrag gewesen zu sein sonst noch vorlag
bleibt verborgen. Anzunehmen wären vielleicht Menschenhandel,
Geldwäsche und aufgrund seines betagten Alters gar Förderung der
Prostitution. Wohl nein, schließlich war auch er einfach nur ein
schlechter Trainer.
Runde 8
Somit müsse er neuerlichen Schaden vom deutschen Fußball abwenden.
Dass dies zumindest der jahrzehntelange Fan der deutschen
Fußballnationalmannschaft just in diesem Moment von ihm einfordert,
erscheint rätselhaft. Doch Unzählige haben Hoeneß den
verschossenen Elfmeter im EM-Endspiel 1976 in Belgrad gegen die
Tschechoslowakei längst nicht vergessen.
Runde 9
Hoeneß beharrt derweil auf die Wahrheit, welche er lediglich preisgegeben
hätte. Er würde keinen Millimeter weichen, vielmehr erhofft er seinem
Zustand des alleine Seins etwas positives abgewinnen zu
können. Schließlich werde ihm der deutsche Fußball irgendwann
dankbar sein. Wie ein dankbarer Fußball optisch zutage tritt,
erklärt er nicht, aber kaum jemand glaubt, dass der Manager Daum
völlig ohne Beweise angegriffen hätte.
Letzte Runde (10)
Darauf hatte man gewartet. Das Einschalten der Task Force in den
ungleichen Kampf. Wenn schon beide Vereine ihren Duellanten keine
Rückendeckung gebieten, müssen höhere Kräfte walten. Welche
Funktion allerdings diese Organisation inne hat, ist ähnlich
unschlüssig wie der angeblich größte Skandal des
deutschen Fußballs. Man wollte vermitteln, einen
Friedensgipfel abhalten, die Beweislastumkehr ad absurdum
führen, sich mit allen an einen Tisch setzen und über
Nasenoperationen des designierten Bundestrainers sprechen. Selbst die
Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin schaltete sich ein, eben wie Schalke
04-Vorstand Jürgen W. Möllemann und Finanzminister Gerhard
Meyer-Vorfelder. Strafanzeigen wurden gestellt, Interviews, Pressekonferenzen
und dergleichen abgehalten. Passiert ist nichts, außer die Etablierung
eines neuen Straftatbestandes der Hoeneßlüge.
Teewald
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