"Hot Girls Meet Silly Boys"
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Hot Riddim Tour 2000:
Die etwas geschäftsorientierter eingestellten Kollegen im Bereich des
gesprochenen Wortes haben den Sprung auf den fahrenden Zug mithin nicht
verpasst, das sinkende Schiff, sinnbildlich die HipHop-Kultur, schlagartig
verlassen oder in weiser Voraussicht nie betreten. Wieso die Alternative
allerdings der Dancehall sein soll, erscheint unklar, denn
verändert hat sich nicht viel. Die Musik ein wenig anders, wohl
perspektivischer, ausstrahlender und tanzbarer, die Texte daneben so wichtig
wie der Bildschirmschoner eines Monitors. Doch hier versteht sie (die Inhalte)
wenigstens keiner. Dank der neuen jamaican culture.
Der Weg ist einfach, das Ziel ist klar. Unter der Etikettierung einer
neuen, weil nicht arg alten, innovativen Musikrichtung in Anlehnung
an die Lebensverhältnisse unzähliger szeneimmanenter
Kulturkonsumenten ist das Ergebnis diesen angepasst. Sofern der
Empfängerhorizont maßgebend für die Ausrichtung des eigenen
Werkes wird, sind moderne, weil alternative, Lebensweisen nunmehr zu den
tragenden Säulen der eigenen Geschichte geworden. Nun, und das mag niemand
bestreiten, die Musik kommt an, der Lebensstil ebenso. Ein Blick hinter die
Kulissen fällt schwer, wird doch nur das vermittelt, was dem urtypischen
Dreadlockträger, gegebenenfalls seinem weiblichen Pendant, wichtig
erscheint. Im konkreten Fall des Highssgeliebten Gras eben eine
unverblümte Auseinandersetzung und die forcierte Gebrauchsanmaßung
bewusstseinserweiternder Mittel. Die Glaubwürdigkeit bezüglich des
dargebotenen Tuns erhascht sich ein jeder Zusammenschluss aus Künstlern
mit einem Blick auf die eigene Historie. Im konkreten Fall darf natürlich
ein mehrtägiger Aufenthalt in Jamaikas Metropolen ebensowenig fehlen wie
eine bereits abgeschlossene Zusammenarbeit mit einem angesagteren Beat
Constructor dieses Metiers, deren einzige Besonderheit in ihrer
atemberaubenden Namensgebung sowie dem scheinbar angeborenen Slang
wiederzufinden ist. Und da schon der Wesensgehalt von Bitch- und
Geisha-Riddims in Anbetracht der prekären gegenwärtigen
Situation bezüglich des Vorwurfs des Sexismus in einer von unzähligen
Hot Girls, deren Vorzüge aufgrund des etwas schwer zu
verstehenden Gesanges im Verborgenen bleiben, geführten Debatte
mündeten, eher unklar ist, mag es auch Tolga vorbehalten zu sein,
frisches feminines Fallobst zu polemisieren, gar
(dar)über (zu) trampeln. Warum auch nicht, Musik ist Kultur
und manchmal auch Kunst. Selbiges kann auch das Verhältnis von Aufwand und
Nutzen sein, welches sich im Falle des Leipziger DJ-Teams
Rötzlöffels Hifi in umgekehrter Proportionalität
darzustellen vermag. Die selbsternannten Urväter des Dancehalls in der
Messestadt, deren gute Taten mittlerweile arg besorgniserregendem
Schubladendenken gewichen sind. Masse statt Klasse, weil stets in
atemberaubender, weil übernatürlicher Coolness anzutreffen, den Sinn
für die Realität vollkommen verloren. Darüber hinaus permanent
omnipräsent, mithin ein billiger Abklatsch sowie ein Opfer
ihrer eigenen Kultur. Der Politik so weit entfernt wie die Erde dem
Mond oder wie Leipzig Jamaika. Teewald
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