DJ Koze, Commercial Breakup, Ulmer (73).
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Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wie man die musikalischen
Evolutionen, die in Hamburg meist einfach so passieren, jemanden
erklären soll. Egal welches Genre in dieser Stadt bedient wurde,
öfter als irgendwo anders entstand da als die Sache mit dem Pop
noch Ernst genommen wurde ein Meilenstein nach dem anderen. Manche
erklären das mit dem Einfluß der Insel, andere mit einer Art
Familien-Konzept namens Hamburger Schule. Letztere ist schlußfolgerichtig
durch die Zitronen für tot erklärt worden und existiert nur noch in
den Köpfen einiger Studenten. Trotzdem verführt das Hamburg-Ding, und
sei es ausschließlich zu nostalgischen Zwecken, noch so manch
linksradikalen Kulturkenner zu einem freudigen, wenn auch wehleidigen
Lächeln. Das ist auch okay so.
Music is okay. So heißt der aktuelle Longplayer von DJ Koze und
fast könnte man meinen, hinter diesem Titel verbirgt sich ein
Trostpflaster für all die Poplinken, die zu hart auf die noch
härteren Bretter der Kulturindustrie-Thesen gefallenen sind. Da hilft kein
Reden mehr, kein Lamentieren, die Zweisamkeit von Pop und Politik ist einer
Zwietracht gewichen. Die Gründe dafür liegen im System, nirgendwo
anders. Verblödet durch Kapitalismus R.I.P. |
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DJ Koze (Ex-Fishmob): Punkrocker sind seine Freunde.
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Nichts desto trotz, Lieblinge bleiben Lieblinge. Und Lieblinge mit
Problembewußtsein, auch wenn sie gescheitert sind, mögen wir am
meisten. Egal, ob du nun eher auf Kamerun, Distelmeyer oder Schamoni stehst
oder auf die Beginner und Fünf Sterne, bei Koze seid ihr auf jedenfall
richtig, denn der fungiert als normative Schnittstelle für die
Tanzflächen dieser Welt. Electronica meets Entertainment, steht auf Kozes
Fahnen geschrieben, am besten vielleicht erkenn- und hörbar bei seinem
früheren Projekt Adolf Noise, letztlich auch bei Fishmob. Da wird
gewildert, was das Zeug hält, gesampelt, was der Trash hergibt, und
nebenbei noch der Groove perfektioniert. All das nimmt Koze logischerweise mit
hanseatischem Humor, ohne das die Frikkelfreudigkeit hinsichtlich des Sounds in
den Hintergrund gerät, ganz zu schweigen von der Punk-Attitüde und
dem linksradikalen Flair des Schanzenviertels. Heile Welt der Rezeption,
gleichermaßen kaputt und krank.
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Commercial Breakup: Paula ohne Paul(a).
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Wenn also jemand ein Lied schreiben bzw. einen Track produzieren kann, was es
heißt, echt Hamburg-mäßig unterwegs zu sein, dann ist es DJ
Koze. Daß die Spex den Koze zum DJ Number One 1999 krönte, sollte
dabei keineswegs abschrecken. Als DJ verknüpft Koze in seinen Sets
nun House und Disco-Tracks mit seinen im HipHop erworbenen Skills zu einer
unschlagbaren, furiosen Mischung, die mit dem beliebten Terminus das Haus
rocken nur unzureichend beschrieben ist. Wer also House mag und
Disko nicht, der sollte sich an diesen Abend vom Pult fern halten, der hat von
Funkyness nicht den blassen Schimmer...
...und wird mit dem electronic-sugar-pop-with candy elegancia,
gemeint ist das Berliner Live-Projekt Commercial Breakup, auch nicht warm
werden. Kein plattes 80er Pop-Revival, keine Viva-Konstruktion in Sachen
NDW-Rehype a la Paula, trotz personeller Überschneidung. Vielmehr
Kumpelkult-Pop, jenseits von Gut und Böse, ein kleines bißchen
Glamour und vielen Rumpelbeats mit Elton John-Piano. Verschobene Elektronik
eben, bei der automatisch etwas komisches rauskommt, was allerdings dem
Tanzboden-Abgeh-Faktor keineswegs im Wege steht, dafür bürgen u.a.
Matthias Arfmann, Erobique und Christiane Rösinger von Britta. Vertrauen
wir auf die Ladomat Philosophie, innerhalb der Unendlichkeit von Techno
und House den Punk-Spirit zu materialisieren, dann wird alles gut. Ob
Berlin betreffs des Punk mit Hamburg mithalten kann, wird sich zeigen.
Sebastian |
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