Hrsg. von Roger Bromley, Udo Göttlich, Carsten Winter:
Cultural Studies:Grundlagentexte zur Einführung
Beiträge von Ien Ang, John Fiske, Simon Frithm Lawrence
Grossberg, Stuart Hall, Richard Hoggart, Richard Johnson, Douglas Kellner,
David Morley, Edward P. Thompsen, Raymond Williams
Lüneburg, zu Klampen: 1999, 388 S., ISBN 3-924245-65-7 |
Vorweg: Das Buch Cultural Studies Grundlagentexte zur
Einführung ist so langweilig, daß ich mal abgesehen von
der bedauernswerten Lektorin des zu Klampen-Verlages sicherlich der
erste bin, der es von vorn bis hinten durchgelesen hat. Dies kann mensch den
Herausgebern der Aufsatzsammlung jedoch nur bedingt zum Vorwurf machen.
Entsprechende Gegenproben in einschlägigen Publikationsorganen der
Cultural Studies im deutschsprachigen Raum (Das Argument, Die Beute,
Spex(1)) ergaben, daß die Langweile dem Thema selbst
immanent ist. Bei der Beschäftigung mit Pop & Politik kommt mensch um
die Cultural Studies nicht umhin, da sie als einzige dieses Feld systematisch
beackern, methodische Hilfsmittel dafür zur Verfügung stellen ohne
dabei vorzugeben, objektiv oder unparteiisch sein zu wollen oder zu
können.
Gegenstand der Cultural Studies sind seit den 50er Jahren mit
unterschiedlicher Schwerpunktsetzung: jugendliche Subkulturen, die
Arbeiterklasse, Geschlechterverhältnisse, das Erziehungs- und
Schulbildungssystem, kulturelle Identitäten und ethnische Gruppen, die
staatliche Macht und insbesondere die Aneignungs- und Nutzungsweisen
populärer Medien. (S. 26) also alles und nichts. Die
VertreterInnen der Cultural Studies sind darauf aber besonders stolz:
Thematisch und methodisch für alles offen zu sein, sich nicht abzugrenzen,
interdisziplinär(2) und unwissenschaftlich
arbeiten zu können. Nach den vielfältigen Eigendefinitionen der
Cultural Studies, die alle damit anfangen, daß Cultural Studies
eigentlich nicht zu definieren sind, und derer es so viele gibt, wie
selbsternannte Cultural Studies-AkademikerInnen, wäre nicht nur da
Cultural Studies drin, wos draufsteht, sondern in sagen wir mal
50% aller politischen & kulturellen Essays.(3)
Die Cultural Studies nehmen direkt Bezug auf linke Gesellschaftstheorien,
insbesondere den Marxismus. Dabei versuchen jedoch die Cultural Studies die
ökonomistische Sichtweise des Marxismus zu erweitern bzw. zu druchbrechen.
Bei aller Kritik an dem klassischen Basis-Überbau-Modell des Marxismus
(Das Sein bestimmt das Bewußtsein: alle gesellschaftlichen
Phänomene werden letztendlich auf die ökonomischen Umstände, die
Produktionsbedingungen und -verhältnisse, zurückgeführt),
geraten in vielen Untersuchungen der Cultural Studies diese Verhältnisse
völlig aus dem Blick bzw. das Wirkungsmodell wird einfach umgedreht und
suggeriert, daß das Bewußtsein das Sein bestimmen würde.
Nichtdestotrotz kommt es vielen Analysen zugute, daß sie Elemente der
Kritischen Theorie, Gramscis Hegemoniebegriff und Foucaults Machtanalysen
einfließen lassen.
Das vorliegende Buch will nun einen Überblick über die Cultural
Studies, die bislang im deutschsprachigen Raum wenig Beachtung gefunden haben,
geben. Während es vor allem in Großbritannien und den USA auf dem
Gebiet der Cultural Studies schon seit Jahren boomt (mit dem Center for
Contemporary Cultural Studies im Birmingham gibt es ein eigenes Institut; an
Universitäten und Schulen gehören die Cultural Studies zum Lehrstoff;
es gibt ProfessorInnenstellen, internationale Kongresse, Verlage und diverse
renommierte Zeitschriften für Cultural Studies), ist das mangelnde
Interesse in Deutschland mit Schwäche der (akademischen) Linken zu
erklären. Ein weiterer Grund ist die politische Situation im
Wissenschafts- und Bildungsbereich, die noch von faschistischen
Kontinuitäten, Berufsverboten und dem Rollback seit 89 geprägt
ist, sich der vermeintlich unpolitischen Totalitarismusdoktrin verschrieben hat
und sich gegen Einflüsse von außerhalb, vor allem wenn sie
tradierten deutschen Denkmustern und Arbeitsmethoden zuwiderlaufen,
verschließt(4). Insofern sind die Bemühungen der
Herausgeber zu loben, mit dieser Aufsatzsammlung, die demgemäß
hauptsächlich auf englischsprachige AutorInnen zurückgreifen
muß, die Studien der Populärkultur auch hierzulande zu
popularisieren.
Die Auswahl der Texte ist jedoch zu kritisieren. Zum einen erstreckt sich das
Themenfeld von der Einleitung der Herausgeber, in der u.a. die
Rezeptionsgeschichte der Cultural Studies in Deutschland untersucht und die
Textauswahl im Kontext der Geschichte der Cultural Studies begründet wird,
über die Geschichte der Cultural Studies (vier Beiträge,
die laut Gründungsmythos grundlegend für die Etablierung der Cultural
Studies waren) und sogenannte Theoretische Reflexionen (zwei
Beiträge, die sich mit dem Selbstverständnis der Cultural Studies
auseinandersetzen) bis hin zu Studien zur Populärkultur und
Medien- und Publikumsforschung (jeweils drei Beiträge). Was
jedoch völlig fehlt, ist die Themenvielfalt, die ja gerade das spannende
an den Cultural Studies ausmacht. Die Erkenntnis von Tom Holert in der Spex
(Juli 1995, S. 54), daß es im England der sechziger Jahre mit der
Erforschung männlicher Subkulturen begonnen hatte, dieser Zweig seitdem
von Feminismus, Gender Studies, Multikulturalismus-Studien,
Postkolonialismus-Studien usw. überwölbt wurde scheint bei den
Herausgebern nicht angekommen zu sein. Von den genannten Themen findet sich im
Buch nichts wieder, obwohl gerade diese die Wichtigkeit der Cultural Studies in
der heutigen Zeit begründen und den politischen Anspruch (im Gegensatz
z.B. zu den Studien über Medien- und Publikumsforschung) in
den Mittelpunkt rücken. Die einseitige Ausrichtung der Themenauswahl ist
ein Grund für die fehlende Spannung. Zum anderen gelang es den
Herausgebern nicht, einen guten Mix aus theoretischen Texten, die sich meist
mit dem Anspruch und den Methoden der Cultural Studies beschäftigen als
mit dem eigentlichen Thema, und praktischen Untersuchungen, bei
denen die Instrumentarien der Cultural Studies zur Anwendung kommen, zu finden.
Bis auf den ersten dokumentierten Text, sind alle Beiträge eher dem
theoretischen Teil zuzuordnen. Dadurch kommt es zu vielen inhaltlichen
Wiederholungen. Während mensch gespannt darauf wartet, mal einen
richtigen Cultural Studies-Text, eine spannende Analyse,
Arbeitsergebnisse lesen zu können, quält mensch sich durch die
fünfte Ausführung über Arbeitsweisen der Cultural Studies und
darüber, daß sie sich nicht genau definieren ließen, vom Trio
Hoggart/Williams/Thompson begründet worden wären, einige Analysen
gut, andere wieder schlecht wären, der marxistische Bezug nicht
überbetont und nicht ausgeblendet werden dürfe und mensch vor der
Akademisierung und Institutionalisierung aufpassen müsse. Einige Texte
sind von ihrem Sprachduktus her und entgegen der Eigenbeschreibung,
locker und allgemeinverständliche Texte zu verfassen ohne
Fremdwörterlexikon und viel gutem Willen kaum zu
genießen.(5)
Somit taugt das Buch nicht unbedingt als unterhaltsame Reiselektüre
für den Urlaub (wie es ja viele andere Cultural Studies-Werke durchaus
tun), sehr wohl aber als Nachschlagewerk und Einführung in die Cultural
Studies für politisch ambitionierte StudentInnen der
Gesellschaftswissenschaften, auch dank des guten Literaturverzeichnisses, des
Namensregisters und der den Texten vorangestellen Kurzbiographien der
jeweiligen AutorInnen.
Zum Schluß sei noch etwas zu den einzelnen Aufsätzen gesagt. Bei den
Texten der Frühphase der Cultural Studies ist die Herkunft der AutorInnen
offensichtlich. Kamen die AutorInnen doch alle aus der Erwachsenenbildung und
beschäftigten sich aufgrund ihrer linken Einstellung mit der Kultur der
Arbeiterklasse, mit der sie ja berufsmäßig zu tun hatten. Entgegen
den Vorstellungen der bürgerlichen KulturwissenschaftlerInnen, aber auch
den VertreterInnen der Kritischen Theorie, konnten sie weder der Trennung
zwischen sogenannter Hoch- und niederer Kultur zustimmen, noch der
Einschätzung, daß die Massenkultur von den Herrschenden zur
Verblödung und Manipulation der Massen eingesetzt werde, damit diese ihre
Arbeitskraft regenerieren und sonst schön ruhig bleiben eine
Auffassung, die z.B. Adorno vertrat. Richard Hoggart und Raymond Williams
arbeiteten dagegen heraus, daß die Populärkultur (der Begriff, den
sie anstelle des oft dünkelhaft verwendeten von der Massenkultur
gebrauchten) eine eigenständige Dynamik besitzt, die auch emanzipatorische
Elemente beinhalten kann bzw. von der ArbeiterInnenklasse im eigenen Interesse
rezipiert wird und der Bedürfnisbefriedigung der Menschen dient. Relevante
Subkulturen gab es damals nicht, so daß die Rehabilitierung der
Populärkultur teilweise im Proletenkult endet. So schreibt R. Hoggart
über die Boulevard-Presse à la BILD-Zeitung, daß sie die
authentischeren Magazine der Arbeiter und den modernen
Zeitschriften durchaus vorzuziehen seien, weil sie zwar primitiv
sind, aber ein Gespür für den Lebensstil der Gruppe haben, auf die
sie zugeschnitten sind (S. 45).
Am interessantesten für uns vor allem auch in Hinblick auf das
Schwerpunktthema des CEE IEH-Newsflyers klingt die Überschrift des
Beitrages von John Fiske, der in der Rubrik Studien zur
Populärkultur veröffentlicht ist: Politik. Die Linke und
der Populismus. Dieser Text ist jedoch derjenige, der im ganzen Band am
meisten enttäuscht, da er nur mit Platitüden und wirren
Überlegungen aufwarten kann. Die unkritische Bezugnahme auf die
Massenkultur, die in den Anfängen der Cultural Studies eine
wichtige Rolle gespielt hat, in der weiteren Entwicklung durch die
Beschäftigung mit Patriarchat, Rassismus, neokolonialen
Abhängigkeitsverhältnissen und Subkulturen zwangsläufig einem
differenzierteren Betrachtungsweise weichen mußte, kommt in diesem Text
nochmals voll zum Tragen. Am Anfang konstatiert J. Fiske, daß
Populärkulturen im Kern immer politisch sind (S. 237), um dann im weiteren
auszuführen, daß sie vorwiegend in Opposition zum kapitalistischen
System stehen. Er unterscheidet zwischen radikaler Opposition, die aber nur der
explizit politischen Kultur zugerechnet werden kann und die Veränderung
auf der Makroebene fordert (Revolution etc.), die aber dadurch
unwirksam bleibt, weil sie unpopulär und marginalisiert ist, und
progressive Opposition, die auf der Mikroebene Veränderung
(Reformen hin zu einer besseren Gesellschaft) zwar nicht bewußt
einfordert, sie aber dennoch befördert. Er erklärt die
Populärkultur zur notwendigen Voraussetzung und Ursache für radikale
gesellschaftliche Umwälzungen. Der revolutionären Kultur gesteht er
nur insofern eine Existenzberechtigung zu, daß etwas von ihrer
radikalen Haltung zur Populärkultur durchsickert und deren progressive
Einstellung fördert.
J. Fiske rät linken AktivistInnen, sich eine Scheibe bei den Rechten
abzuschneiden: Während nämlich letztere der Ideologie des
Individualismus (S. 244) anhängen und die Interessen der Menschen
berücksichtigen würden, bewerten die Linken in ihrer Abneigung gegen
den Populismus die Wünsche der Menschen als falsch und manipuliert und
wollen diese nicht erfüllen, sondern ändern. Außerdem wäre
die Linke zu kollektivistisch.
Die Populärkultur wäre die Rettung für die Linke. Er beruft sich
dabei auf andere theoretische Vorüberlegungen der Cultural Studies
über die Produktion, Vermittlung und Rezeption von Kultur. Dabei wird
davon ausgegangen, daß es verschiedene Lesarten von kulturellen
Botschaften gibt: die beabsichtigte, eine subjektiv eingefärbte, die der
beabsichtigten zwar nicht entgegensteht, sie aber in das eigene Weltbild
einbindet, und eine entgegenstehende. Die ProduzentInnen der Botschaften
hätten keinen Einfluß darauf, wie die Botschaft vom Publikum
interpretiert wird. Diese etwas verkürzte, aber auch nicht gänzlich
falsche, Sichtweise greift J. Fiske nun auf, setzt dann noch voraus, daß
die Menschen warum auch immer der herrschenden Ordnung kritisch
gegenüber eingestellt wären, um dann daraus abzuleiten, daß
selbst unkritische und apolitische Populärkultur eine progressive Wirkung
entfalten kann. Den Einwand, daß die Populärkultur selbst
reaktionär sein kann oder einen solchen Effekt haben,
entkräftet er mit einer abstrusen Begründung: Dabei
darf man nicht übersehen, daß die politischen Formen der
Populärkultur voller Widersprüche stecken, und daß einige
dieser Formen unter bestimmten historischen und politischen Bedingungen
reaktionär sein können. Aber sie sind selten ausschließlich
reaktionär. Zum Beispiel kann eine reaktionäre Geschlechterpolitik
die ethnische oder Klassensolidarität stärken. Er plädiert
also indirekt dafür, Sexismus im Klassenkampf einzusetzen oder dies
wenigstens zu dulden. Ein Sachverhalt, der also schon lange Praxis ist und
keineswegs für fortschrittliche Politik steht.
Aber wenn mensch es recht bedenkt, lohnt sich die Aufregung nicht, denn die
vermeintliche Subversivität der Populärkultur beschränkt sich
darauf, daß sie dem Gemeinschaftsgefühl der
Landbevölkerung gegenüber den Kontrollmächten der Metropole
Ausdruck verleiht(6) (Beispiel Country-Musik), oder
darauf, beim Konsumieren der Revolverblätter der
Sensationspresse, der Schundromane, der
Zeichentrickfilme à la Tom und Jerry, beim Einkaufen in
Supermarkt oder beim Amüsieren im Disneyland, immer darauf zu beharren,
daß es meine Vergnügungen sind, die ich für mich aus
ihren Ressourcen ziehe und daß ich aus ihrer Sicht ihre Ressourcen
für meine Vergnügungen mißbrauche(7), oder
darauf, daß Zuschauer in der Dritten Welt Dallas als politisch
bewußte Science Fiction, als eine futuristische Dystopie, die vor einer
Entwicklung à la Westen warnt (S. 268) interpretieren, oder
darauf, daß Alf als Kuscheltier von den Kindern mit ins Bett genommen
wird, weil er einem Kind ähnelt und sich so tiefgreifend von der
Welt der Erwachsenen unterscheidet, daß er nur von einem anderen Planeten
stammen kann(8), oder sogar darauf, daß
weibliche Fans von Madonna durch ihre Anhängerschaft ermutigt werden
könnten, von ihren Freunden eine bessere Behandlung zu
fordern.(9) (S. 273).
Wenn das so ist, dann überlasse ich lieber den Rechten die
Populärkultur (sollen die doch im Supermarkt heimlich lächeln, mit
Alf kuscheln und sich von ihren Freundinnen wegen Madonna zurechtweisen lassen)
und beschäftige mich mit Politik und Kultur, die nicht ganz so banal und
harmlos daherkommt. Zurecht wird J. Fiske auch von den meisten anderen
AutorInnen in dem rezensierten Sammelband kritisiert.(10) Und
wir hätten zusammengetragen, worin der Nutzen der Populärkultur
gerade nicht besteht.
falco
Werbung der Zeitschrift Wirtschaftswoche und für die Biermarke
Bitburger: Die Verheißungen der Jugendrevolte Sex, Drugs und
RocknRoll sind zu 2/3 in der Mitte der Gesellschaft
angekommen und entfalten dort frei nach John Fiske ihre
subversive Wirkung. Da bleibt uns wirklich nur noch der Drogenkonsum. Und immer
bitte schön lächeln (an den Stellen, wo es ihnen nicht
paßt)!
|
Fußnoten:
(1)Spex-Special: Cultural Studies, Juli 1995 und August 1995;
viele Beiträge der Beute und des Arguments lassen sich den Cultural
Studies zuordnen. Am lesenswertesten ist der Beitrag zu den Postcolonial
Studies, einem Teilgebiet der Cultural Studies, von Sabine Grimm in der Beute
Nr. 14 (Sommer 1997)
(2)Die wichtigsten klassischen Wissenschaftszweige, die in die
Cultural Studies einfließen sind: Sozialogie, Medien- und
Kommunikationswissenschaften, Kulturwissenschaften, Politikwissenschaften und
Ethnologie.
(3)So läßt sich der Nachbereitungsreader zum
Verstärkerkongreß (22. bis 24. Oktober 1999) vom Leipziger
Bündnis gegen Rechts mit Beiträgen über Normalität,
kultureller Hegemonie, linken Codes, Jugendarbeit, Subkultur, Bildung,
Innenstadtpolitik etc. als Grundlagenwerk der Cultural Studies interpretieren
sowohl thematisch als auch von seiner Aufmachung (einigermaßen
gute Referate kombiniert mit verrückten Diskussionen der
TeilnehmerInnen).
(4)Diese Analyse wird z.B. von Gottfried Oy im Argument Nr. 232
(05/1999) ausgeblendet, wenn er im Rahmen seiner Bucbesprechung von
Cultural Studies Grundlagentexte zur Einführung
konstatiert, daß gemessen am Buchmarkt in der BRD ein
regelrechter Cultural Studies-Boom zu verzeichnen sei. (S. 744)
(5)So stammt die folgende Passage nicht etwa aus einem Handbuch
über Computer-Netzwerke , sondern ist Teil der Kommunikationstheorie von
Stuart Hall: Die Kodes der Kodierungs- und Dekodierungsprozesse
müssen nicht vollkommen symmetrisch sein. (...) Doch dies wiederum
hängt von den Graden der Identität/Nicht-Identität zwischen den
Kodes ab, die vollständig oder fehlerhaft das übertragen,
unterbrechen oder systematisch verzerren, was gesendet worden ist.
Die Paßgenauigkeit zwischen den Kodes hängt (...) (S. 97)
(6)Entlarvend auch die weitere Ausführung dazu: Unter
bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen kann ein solches Bewußtsein
[Stärkung eines ländlichen Bewußtseins
gegenüber der hegemonialen Metropole] radikal oder progressiv sein,
während es bei einer anderer Gelegenheit vielleicht eher reaktionär
ist. Wichtig ist jedoch, daß es überhaupt existiert. (S. 245)
Aus Ob friedlich oder militant wichtig ist der Widerstand!
wird Ob rechts oder links ...
(7)Mißbrauchen, wie geht das? Z.B. so: Ich lache in
Augenblicken, zu denen es ihnen vielleicht gar nicht paßt, und mit einem
leichten Zynismus, der ihnen womöglich nicht gefällt. (S.
260)
(8)Die Eltern haben vielleicht 17 Dollar für den
Spielzeug-Alf bezahlt, aber das hindert das Kind nicht daran, sich mit einem
sehr kindernahen und erwachsenenfernen Bedeutungsträger in die Decke zu
kuscheln. (S. 257)
(9)Und selbst J. Fiske gibt zu: Ich kann Madonna als
partriarchales Subjekt betrachten (dann finde ich Vergnügen an ihrem
erotischen Körper) und zugleich als post- und antipatriarchales Subjekt
(dann finde ich Vergnügen daran, wie sie meinen Voyeurismus und die
vermeintlichen Rechte, die sich für mich mit ihm verbinden,
herausfordert). Beides keine Alternativen, die eine bessere
Behandlung bedeuten oder gar das Prädikat antipatriarchal verdienen
würden.
(10)Leider gelingt es den anderen AutorInnen jedoch nicht, so
prägnant ihr Verständis von einem positiven Bezug auf die
Populärkultur herauszuarbeiten.
|