weg mit allen abschiebeknästen!
bundesweite Demonstration, Büren, 21.05.00, 12.00 Uhr
Büren:
- ist der größte Abschiebeknast in Europa
- ca 90% der hier Inhaftierten sind nicht straffällig geworden, ihr
einziges Delikt besteht darin, in die BRD eingereist zu sein.
- Inhaftierungszeit dauert bis zu 18 Monate.
- Zur Disziplinierung von Gefangenen werden Arreststrafen
verhängt, d.h.: bis zur vier Wochen Leben in totaler Isolierung, ohne
Radio, Zeitung, Fernsehen, Bücher, Telefon, ohne Kontakt zu
Mithäftlingen.
- Die Haftbedingungen forderten am 30.8.99 ihr erstes Todesopfer: Rachid Sbaai
verstarb durch einen Brand in seiner Arrestzelle.
- Stellen für SozialarbeiterInnen oder PsychologInnen sind nicht besetzt,
obwohl viele Häftlinge in Büren bereits unter psychischen Problemen
leiden, denn:
Niemand verläßt sein soziales Umfeld, seine Freunde und Familie ohne
Grund und vor allem ohne psychische Belastung. Dazu kommt die ständige
Angst vor der Abschiebung, die für die meisten Verfolgung, Folter oder Tod
nach sich ziehen.
Einen Kanarienvogel, den man lieb hat, sperrt man ja auch ein.
(Peter Möller, Leiter des Abschiebeknastes Büren)
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Spätestens seit dem Schengener Abkommen aus dem Jahre 1990 ist der Trend
der Flüchtlingspolitik in der EU überdeutlich. Die Grenzen sollen
nach Innen für EU-Bürger geöffnet, nach Außen
möglichst hermetisch abgeriegelt werden. Dies hat die Intention,
Erleichterungen für den Binnenmarkt zu schaffen und Europa für
ImmigrantInnen unzugänglich zu machen.
Zum Schutz der Außengrenzen wird ein enormer Sicherheitsapparat
aufgefahren, der äußerst brutal vorgeht (seit 93 wurden an der
deutschen Ostgrenze 228 Flüchtlinge verletzt, 87 davon starben).
Begründet wird dies mit dem organisierten Verbrechen, das
bekämpft werden müsse, und den illegalen
Zuwanderungsströmen, die Europa angeblich überschwemmen
würden. Diese Form der Rechtfertigung ist populistisch. Sie setzt Flucht
und Migration auf eine Ebene mit Kriminalität und schürt das weit
verbreitete Bild von terroristischen Banden, die angeblich nach
Europa geströmt kommen.
Das [die Inhaftierung von Flüchtlingen] mag menschenrechtlich nicht in Ordnung sein,
aber rechtlich gesehen ist das hier in der Bundesrepublik so geregelt.
(Thomas Bongartz, Chef der staatlichen Wachmannschaften im Abschiebeknast Büren)
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Auch die jetzige Bundesregierung hat diese Argumentationsstruktur mittlerweile
nahtlos übernommen. Und entgegen früheren Beteuerungen
läßt sich auch kein Richtungswechsel in der Politik feststellen.
Darüber läßt schon der Rot-Grüne Koalitionsvertrag keine
Zweifel. So soll keine Änderung am AsylbewerberInnenleistungsgesetz
vorgenommen werden, welches Asylsuchenden mit laufenden Verfahren das Arbeiten
und die schulische Weiterbildung verbietet, sowie das Recht auf Sozialhilfe
abspricht. Wie bisher sollen die Betroffenen weitgehend mit Sachleistungen
abgespeist werden, deren Art und Qualität in jedem Bundesland
unterschiedlich ist, in den meisten Fällen jedoch menschenunwürdige
Zustände erreicht hat. (So können die wenigsten Betroffenen noch
selbst einkaufen, der Anspruch auf Wohnraum pro Person beträgt sechs qm
usw.).
Auch über eine Verbesserung der Abschiebehaftumstände denkt die
Regierung nicht nach, die Abschaffung der Abschiebehaft fordert in
Regierungskreisen längst niemand mehr.
Menschen versuchen aus verschiedensten Gründen nach Deutschland zu
fliehen, doch nur die Flüchtlinge, die politische Verfolgung nachweisen
können, haben eine geringe Chance auf Anerkennung.
Die Einschätzung der Situation im Herkunftsland ist dabei
maßgeblich, auch wenn diese nicht die tatsächlichen
Verhältnisse wiedergeben. So werden z.B. weiterhin KurdInnen in die
Türkei abgeschoben, obwohl ihnen dort nachweislich Folter und Tod
drohen.
In Büren steht der größte Abschiebeknast Westeuropas!
Hier werden die rassistischen Inhalte der deutschen und europäischen Asylpolitik auf
die Spitze getrieben. Diese Demo soll ein Zeichen setzen.
Für ein Leben ohne Grenzen!
Info-Tel.: 05251-690574 |
Um die Anerkennungsrate möglichst niedrig zu halten, bekommen BeamtInnen
zudem nach Berichten der Sendung Kennzeichen D Prämien
für besonders viele Ablehnungen.
Generell werden andere Fluchtursachen (wie Armut oder Zerstörung des
Lebensraumes) nicht anerkannt, obwohl gerade Industrieländer wie
Deutschland große Mitschuld an diesen Ursachen tragen. Die von den
Grünen versprochene Berücksichtigung frauenspezifischer
Fluchtgründe ist noch nicht einmal in Ansätzen in die Wege
geleitet.
Es rufen auf: Antifaschistische, antirassistische und
flüchtlingsunterstützende Gruppen.
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