Die Originale der Black Music treffen via Vinyl auf populäre Club Sounds
In einer Zeit, in der DrumnBass aus dem Tief
der Kritiken wieder Club- und Café-kompatibel (ja, da staunt die Welt:
neulich, 2000, im Conne Island-Café, habe ich Menschen zu
DrumnBass tanzen gesehen, wer hätte das gedacht!) geworden
ist, ist die hiesige Rare Groove Club-Music Posse aka Compost/Jazzanova/Sonar
Kollektiv/Infracom Connection noch etwas populärer geworden. Während
auf MTV/VIVA sich die Grössen des hiesigen Hip Hopsen und deren
Label-Umfeld wie z.B. Lemonbabies oder Eat no Fish den Leistungsforderungen der
hiesigen Muskindustrie unterwerfen, treffen Acts wie die oben genannten als
Kollektiv in einem Clubkontext mit Freestyle- und Eklektizismusprinzipien,
The Sonar Kollektiv Label imprint stands for innovative independant
club-music, auf eine ihnen nicht gerade entgegenkommende
Club-Infrastruktur. Aber wen stört es, wenn weltweit die
Drum'n'Bass |
Publikumsschlangen weit um die Häuserblocks reichen und hierzulande die
nicht- und jugendlichen VertreterInnen sich massiv bei der achtziger Jahre
Disse aufhalten, sich darüber aufregen, wenn bei Ticketpreis DM 6,- ein
Song außerhalb der Achtziger gespielt wird. Der grösste Teil der
hiesigen Kids sich konsumierenderweise auf Neo Hip Hop Raves
tummelt, sich an Nena Coverhits erfreut und die Protagonisten der Disko Music
schon lange nicht mehr über lokale Hip Hop Music vermittelt werden.
Am 05-02-2000 werden die Karten neu gemischt und die Herren vom Jazzanova-Sonar
Kollektiv werden uns zeigen, wo der Boogie-Hammer 2000 hängt.
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House |
Was in den vergangenen Monaten aus den Händen des Jazzanova-Sonar
Kollektivs die Plattenteller des Landes erreichte, überzeugte mit
Nachdruck. Man verneigt sich vor dem Einfluß und der Macht des Jazz. 1995
beginnt alles im Into Somethin-Club München. Danach
Gründung von Jazzanova Records mit Unterstützung von Michael Reinboth
und Rainer Trüby. Mit deren Kontakten kamen die ersten Releases nach
England und Japan. Irgendwann landeten die Releases bei Gilles Peterson (Talkin
Loud Rec.). Der nahm die Platten in seine Playlist auf und lizensierte
Fedimes Flight für seinen Journeys by DJs
Mix und plötzlich wollten alle in UK die Platte haben. Das hatte zu
Folge, dass Remix-Anfragen aus aller Welt im Berliner Production Office
eingingen. Mit dem England-Erfolg als Verhandlungsbasis im Rücken
entscheidet man sich, für die eigenen Produktionen eine Labelkooperation
mit Compost Rec. einzugehen, um zeitraubende Promotion- und Vertriebsfragen in
den Händen von Profis zu wissen. Nach anfänglicher Rare
Groove-Orthodoxie fächert sich die Stylepalette auf und man bewegt sich
auch in populären Musikformen wie z.B. House,
Rare Groove |
DrumnBass und Trip Hop. Spätestens seit ihrem Mix von Ian
Pooleys Whats your Number und 4Heros We Who Are Not As
Others Remix und die Allianz mit Berlins hochgeschätztem House-DJ
Dixon, der zunehmend Jazzanova-like Tunes in den Mittelpunkt seines Sets
rückt-spielt House Music bei den Jazzanovas (Alex, Claas, Jürgen)
eine nicht mehr zu vernachlässigende Rolle. Wie Stacey Pullen Anfang der
Neunziger sich an Kevin Saundersons Inner City Project einige
Skills abschaut und der wiederum sich an Detroit Motown Soul orientierte und
ihn in die Schnellebigkeit der Electronic Club-Music einfließen
ließ, so beruft sich das Sonar Kollektiv auf die Roots der Disko Music:
Funk, Soul, Latin, Jazz, Brazil, auf den kürzlich verstorbenen Curtis
Mayfield oder Antonio Carlos Jobim, Joao Gilberto, Stan Getz, Terry Callier,
Femi Kuti u.v.m und bringen diese in ein Einverständnis mit aktuellen
Club-Music Strömungen wie es Carl Craig, Nuyorican Soul, Roy Davis Jr.
(Soul Electrica) oder Dego, Roni und Krust im House oder DrumnBass
zum Ende des letzten Jahrtausend umgesetzt haben. Das soll auch Konzept des
Abends im Conne Island sein. Neben Jazzanova präsentiert das Sonar
Kollektiv DJ Mason und Atom Hockey (Live). Beide nicht ganz unbekannte Acts der
Berliner Club Szene. Sie checken mit den Jazzanovas die Verbindung zwischen
Retro Rare Groove und populärer Clubmusic aus. Geheimtip für die, die
es interessiert, an wem sich Boney M, ABBA und der Rest der achtziger
populären Disco-Musik orientiert haben.
An diesem Abend wird das ein oder andere Original der Black Music Geschichte zu
hören sein. Gut ist das!
velocity
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