Überwachung ist eine alltägliche Erscheinung,
nicht erst seit es die Kamera am Connewitzer Kreuz gibt. Allerdings ist dieser
Umstand den wenigsten bewußt, bzw. gibt es teilweise merkwürdige,
unrealistische und auch bizarre Vorstellung von Überwachung, durch wen sie
erfolgt, und wen sie betrifft.
Unter Überwachung verstehen wir nicht nur das Verwanzen von Wohnungen,
Observieren von Menschen durch staatliche Behörden. Der Begriff muß
unserer Meinung nach wesentlich weiter gefaßt werden. Meistens wird
Überwachung als solche nicht mehr wahrgenommen, sondern als
alltäglich und positive Dienstleistung.
Fast überall werden mittlerweile Daten und Information gesammelt und
weiterverarbeitet, die als solche zwar harmlos erscheinen, doch in den
richtigen Zusammenhang gebracht, könnten sie genauso dem Erstellen eines
Bewegungs- oder Persönlichkeitsprofiles dienen. Da der Staat in der
Zwischenzeit sein Überwachungsmonopol verloren, gleichzeitig die
Überwachung deutlich an Umfang und Zielen zugenommen hat, sprechen wir
nicht mehr vom Überwachungsstaat. Die derzeitige Situation und die
tendenzielle Entwicklung lassen sich besser durch den Begriff
Überwachungsgesellschaft beschreiben.
Ein Hauptziel von Überwachung liegt in der kommerziellen Verwertung und
damit ist jeder einzelne Mensch nicht nur ein potentielles, sondern
tatsächliches Ziel. Gleichzeitig sind die Übergänge zu
staatlicher Überwachung fließend geworden. Genau das ist ein
wesentlicher Bestandteil von dem, was wir unter Überwachungsgesellschaft
verstehen.
War es noch vor wenigen Jahren ein Privileg staatlicher Stellen, im
großen Stil personengebundene Informationen zu beschaffen und
weiterzuverarbeiten, so sind diese von der Privatwirtschaft nicht nur
eingeholt, sondern meilenweit überholt worden. So lagern allein bei
deutschen Adresshändlern insgesamt ca. 60 Millionen Datensätze von
Privatpersonen, die von Adresse, Konsumverhalten und Lebensgewohnheiten bis hin
zu sozialen Verhältnissen alles enthalten. Staatliche Stellen brauchen
keinen großen Überwachungsapparat mehr, sie können sich ihre
Informationen für wenig Geld einfach kaufen.
Als Endkonsequenz sehen wir die Auflösung von Konstrukten wie
Privatsphäre, öffentlichen Räumen und letztlich auch den
sogenannten Bürgerrechten. Nicht Orwells Vision eines großen Bruders
ist Realität geworden, sondern viele kleine Geschwister, die dezentral
Informationen sammeln. Das Problem besteht nur noch darin, die Informationen
miteinander zu verknüpfen. Aber daran wird gearbeitet.
In unserem Vortrag wollen wir ein allgemeines Bild von Überwachung, wer
sie betreibt und wem sie wo betrifft, vermitteln. Wir wollen zeigen, mit
welchen Techniken Informationen erfaßt werden und wie sie
weiterverarbeitet werden, ohne allzusehr auf technische Details einzugehen.
Anschließend sollte eine Diskussion über Relevanz und Konsequenzen
folgen. Wir hoffen, mit unserem Beitrag das Bewußtsein und die
Sensibilität wenigstens ansatzweise zu vermitteln.
Inhaltlich wollen wir vor allem einen kurzen Überlick über technische
Möglichkeiten, reele Praxis und deren Folgen geben. Näher eingegangen
wird auf die Arbeit von Geheimdiensten, Privatwirtschaft und normalen
Behörden mit den jeweils gegeben Möglichkeiten der
Überwachung.
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