home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt | [62][<<][>>] |
Was gestern populär war, gilt heute als
geschmacklos die Songs von Modern Talking zum Beispiel. Der
Kommerz der achtziger Jahre klingt für die meisten Leute befremdlich, ich
aber finde ihn wunderbar. Die Miami Vice-Titelmusik etwa hat Charme,
ebenso die Songs von Sigue Sigue Sputnik, der New Wave Super Group Giorgio
Moroders. Mit diesen Klängen kann man eine Menge Unfug anstellen. Armin von Milch |
"Sozialpark" hieß das letzte Album der Berliner, es wurde nie veröffentlicht. Warum? Vertragliche Querelen mit der Plattenfirma und ein Wechsel innerhalb des Projektes Milch gaben wohl den Ausschlag. Vor 2 Jahren hätte dieses Album als abschliessendes Statement zu den unsäglichen Achtzigern und dem noch unsäglicheren Revival derselben stehen können, obwohl man bezweifeln darf, dass es der Grossteil der Konsumenten als solches je in dieser Art goutiert hätte. Jeder Song war ein Treffer: Von Italo-Trash bis Disco, von 0190-Telefonsex-Refrains bis Electro-Pop reicht der Referenzkanon. Und das ganze mit einer Perfektion produziert, die an die Pet Shop Boys erinnert, nur eben eine Spur hedonistischer, hintergründiger und ironischer. Viele der Songs sind so sexy und verspielt, so dummdreist und schlau wie die frühen Depeche Mode es waren oder Sigue Sigue Sputnik oder Ballermann 6. Vergesst Andreas Dorau. Was uns zu der Frage führt, wie die Musik dieser Zeit hier und jetzt rezipiert wird. Mittlerweile dürfte jeder Veranstalter begriffen haben, dass es ausreicht "Achtziger-Jahre-Party" auf einen Flyer zu schreiben und schon strömt der Pöbel herbei und begreift diese Notiz als Befehl zum ultimativen "Lass die Sau raus"-Verhalten. |
Eine vom Einschlafen bedrohte Tanzveranstaltung
kann in aller Regel durch den Einsatz eines für wenig Geld in
einschlägigen Geschäften erhältlichen "Best of
80iger"-Samplers gerettet werden. Schallplattenunterhalter, die sich
durch das Abspielen von Tonträger aus anderen Epochen hervortaten, sahen
sich schon gezwungen, ihre körperliche Unversehrtheit durch dieses simple
Mittel zu erkaufen. Kneipiers im Vollrausch schrecken nicht davor zurück,
ihr Publikum durch das ständige Abspielen derartiger Werke zu foltern. Wie
kommt das? Alles nur eine Art wehleidiger Nostalgie? Ich werd das nie
begreifen. Musik aus einer Zeit, als der Punk endgültig gezähmt
wurde, Disco verflachte, die sogenannte NDW hoffnungsvolle Ansätze
verkleisterte, ist State of Art der Hälfte aller Massenbesäufnisse. Milch werden am 14. Januar mal wieder im CI antreten und wahrscheinlich eine Party bieten, die ohne den kommentarlose Einsatz besagter Rettungsanker auskommen sollte, und ich werds geniessen. Zum Schluss noch eine gute Nachricht: "SozialPark" wird dem Vernehmen nach doch noch veröffentlicht. 2-3 Jahre zu spät. Kay |
|