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Wir dokumentieren an dieser Stelle das Heft 6000(*), dem Info-Blatt gegen Teutonenkollektive und deren Nebenwirkungen, herausgegeben von der Gruppe Café Morgenland aus Frankfurt/Main. |
6000 |
Der Verrat, der Zerfall und das Chaos unseres Landes, die schwere Situation, in die unser Volk geworfen ist, der Krieg in Bosnien-Herzegovina, das Ausrotten des serbischen Volkes und meine eigene Krankheit haben mein weiteres Leben sinnlos gemacht, und deswegen habe ich beschlossen, mich zu befreien von der Krankheit, und insbesondere von den Leiden wegen des Untergangs des Landes, um meinen erschöpften Organismus, der das alles nicht mehr aushielt, sich erholen zu lassen. (aus den Abschiedsbrief des ehemaligen Partisanen Slobodan Nikolic; er beging am 8. Oktober 1992 Selbstmord) |
Die Einsamkeit am Ende des JahrhundertsDie Mahnwache Innerhalb von MigrantInnen-Zusammenhängen wurde das Ja, aber
... - Prinzip praktiziert. Die verbale und praktische Parteinahme
für die Angegriffenen blieb (bis auf wenige Ausnahmen) aus. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte ist das Fehlen jeglicher
Solidarität mit den Angegriffenen das prägende Element dieses
Krieges, gar der treibende Faktor für die Intensivierung des Bombardements.
Die wenigen Ausnahmen einzelner Personen (z.B. Peter Handke) und Bevölkerungsmehrheiten (z.B. in Griechenland) wurden ziemlich schnell verteufelt und als Verrückte, als Rassisten, als religiöse Fanatiker und Nationalisten (siehe dazu auch den Hetzartikel in der Jungle World von 5.5.99, S. 14) abgestempelt. Jeglicher Gedanke an Solidarität mußte ausgelöscht werden. Und wenn sich doch, unbeabsichtigt, die Angegriffenen (die Serben) bei Demos oder Aktionen unter die Kriegsgegner mischten, so führte dies zu erbitterten Auseinandersetzungen bis hin zu Schlägereien (wie am 1. Mai in Frankfurt zwischen deutschen Linksradikalen und Serben) und zu Aufforderungen (wie bei den Ostermärschen), sie sollen doch mit ihren serbischen Fahnen aus der deutschen Antikriegsbewegung verschwinden. Am 18. April (4. Woche nach Kriegsbeginn) fand eine Blockade des britischen Luftwaffenstützpunktes Brüggen bei Mönchengladbach statt. Auf dem Sammelplatz vor Beginn der Aktion fanden sich etwa 100 Deutsche und ebenso viele Jugoslawen. Fast alle Jugoslawen trugen an ihrer Kleidung das Target-Zeichen. Eine deutsche Teilnehmerin verlangte erregt, daß das Target-Zeichen nicht getragen werden dürfe, es sei ein menschenverachtendes Symbol staatlicher serbischer Volksverhetzung und außerdem mit seiner Aufforderung zum Schießen dem Ziel der Friedensbewegung genau entgegengesetzt. Der Organisator solle dafür sorgen, daß das Zeichen verschwinde. (Aus einer Kritik von Prof. W. Kerntke, Mitorganisator der Aktion). Nur so konnte das Geschäft mit dem Frieden reibungslos ablaufen. Nur so konnte sichergestellt werden, daß die Friedenskarriere keinen Fleck abkriegt (wenn wir schon dabei sind: wenn man/frau wissen will, wie die nächste PolitikerInnen-Generation aussieht, so genügt es, sich nur die Fratzen der Friedensbewegten zu merken; sie werden in einigen Jahren präsentiert, etwas älter zwar, aber mit dem gleichen haßerfüllten Friedens- und Dackelblick). Entsprechend auch das Vokabular: Und weltweit? Wir müssen inzwischen froh sein, wenn keineR mehr was sagt.
Wir können das Schweigen von Subkommandanten Markos und ALLE
anderen linken Vorbilder eher ertragen als deren Redebeflissenheit. Seit dem 24.03.99 (1. Tag der Bombardierung Jugoslawiens) sammeln sich zwischen
20 und 23 Uhr vor dem amerikanischen Konsulat in Frankfurt 60 bis 100 SerbInnen
zu einer Mahnwache. Abend für Abend, ohne Unterbrechung, den Was läuft hier ab? Nach solchen Erzählungen fangen wir an selber zu
merken, daß auch wir nur einen Bruchteil dessen kapiert haben, was hier
abgeht. Von einem Tag auf den anderen wird eine Minderheit verteufelt, zu
Aussätzigen erklärt und das schlimmste: Bestenfalls interessiert dies kaum jemanden. Die Bombardierung muß weitergehen befiehlt der Oberkommandierender von Cap Anamur Rubert Neudeck. Wir kennen keinen Grund, etwas anderes zu tun, uns heute schon darauf
einzustellen, daß die nächsten Verbrechen, diesmal gegen die
serbische Minderheit in Kosovo, vor der Tür stehen; uns darauf
einzustellen, daß niemand auf der Welt das geringste Interesse an ihrer
Existenz zeigen wird. Keine internationale Hilfsorganisation wird sich um sie kümmern. Es sind ja bloß Serben! Was übrig bleibt, sind ein paar verblaßte Fotos von Menschen, die auf die Brücken von Donau, Drina und Morawa, Nacht für Nacht, zu Kollatteralschäden umdefiniert wurden oder in Erwartung ihrer Angreifer auf Rock-Konzerten ihren unendlichen Trotz und Zorn aus der Seele tanzten. Was übrig bleibt, ist diese widerspenstige Haltung, in der jegliches Kalkül von Taktik, Kompromiß, eigentlich, politische Reife und Rechtfertigung des eigenen Tuns nur durch seine totale Abwesenheit bemerkbar gemacht wurde. In der die Tötungsandrohung der Angreifer niedriger bewertet wurde als die alltäglichen kleinen und großen Freuden des Lebens. Was uns Angst macht ist nicht die Annahme, wir könnten falsch liegen, wir könnten an der Seite von Nationalisten und Rassisten stehen (was zu erhoffen wäre, denn das ist eine Frage der Einsicht der eigenen Fehler bzw. der eigenen Blindheit/Dummheit), sondern, ob es tatsächlich so ist, daß wir in einer Welt leben, in der das Verbrechen schon längst zum substanziellen Faktor der Gesellschaftserhaltung geworden ist, in der Die Anderen nichts mehr zu suchen haben, nirgends. In einer Welt, in der Du heute nicht weißt, welche Die Anderen morgen sein werden. Denn Du stehst längst außerhalb des Prozesses, der definiert, welche Die Anderen sind. Und ob diese Anderen leben dürfen, wie lange sie leben dürfen, und wie sie zu leben und zu sterben haben, wird durch dieser Prozeß der demokratischen Mehrheitsbildung, gemäß ihrer Definitionsmacht über Menschenrechte, Nationalismus und Eßgewohnheiten bestimmt. Wenn wir schon diese Welt nicht verändern können, dann müssen wir sie kaputt machen! Café Morgenland, Frankfurt den 09.06.1999 |
Das Wetter in Serbien ist schönBeim Rausgehen aus dem Supermarkt, spendeten meine Kinder dem Roten Kreuz Reis und Nudeln für die albanische Flüchtlinge.Meine Tochter rief an, um eine albanische Frau zu Hause aufzunehmen. Ich fand all das richtig. Kinder, die die Werte der Solidarität und der Humanität verinnerlicht haben sind der lebendiger Beweis der Erziehung ihrer Eltern. Besonderes dann, wenn der Vater ein Serbe ist. Jugoslawische Abstammung, fasziniert von den demokratischen Werten Frankreichs, bin ich Franzose geworden. Heute werde ich als nichts anderes als ein Serbe anerkannt! Können wir parallel zu der Hilfe an die albanische Flüchtlinge etwas
für das verfluchte serbische Volk tun? Ich weiß, daß Matra und
Dasseau, die Blüten der französischen Industrie (und der
Kriegsindustrie) sehr spendabel bis heute waren. Dank dessen friert
meine Tante in Belgrad, da das Kraftwerk - strategisches Ziel -, das sie beheizte, bombardiert wurde. In der verbreiteten Pseudoobjektivität, aus Respekt vor dem Verbrechen, bitte ich Da ihr Leidensweg nicht in die Wohnstuben Frankreichs eingedrungen ist, hat
niemand einen Sack Reis, ein Zelt spendiert, ein Flugzeug gestartet um sie
auszufliegen. Wollten sie überhaupt anderswo hingehen? Dragan Kotaratsch, in LE MONDE, 18-19. April 1999 |
Von Müsli- und anderen SerbenfressernEichmänner und -FrauenMit der zunehmenden Verfehlung der NATO-Ziele in Jugoslawien,
vermehrten sich auch die kritischen Stimmen gegen die heutige
politische Elite Deutschlands. Von TAZ über Ströbele bis zu Konkret
und Jungle World wetteiferten die Kolumnisten, die Karikaturisten, die
Artikelschreiber und sonstige Lohnabhängige um schwerwiegende
Analysen der Protagonisten. Fischer und Beer, Schlauch und Trittin, Vollmer und
Scharping, Schröder und Co. wurden unter die Lupe genommen. Deren linke
Vergangenheit wurde denunziert und ausgeplaudert. Café Morgenland, Frankfurt den 09.06.1999 |
Kontinuitäten...Von Ausländern überschwemmt?Der Einsatz fremder Arbeitskräfte in Deutschland Wenn heute einer ... so gegen Abend durch die Straßen seiner Heimatstadt schlendert, um alte Erinnerungen aufzufrischen, dann kann es leicht passieren, daß er an dieser oder jener Ecke auf eine Gruppe fremdartiger Gestalten stößt, die früher nicht dazustehen pflegten. Er hört sich im Vorbeigehen das Gesprudelt unbekannter Laute an, wirft einen forschenden Blick auf die wildgeschlungenen Schals, die verwegenen Baskenmützen, die in den Mundwinkel geklemmten Zigaretten und muß sich eingestehen, daß ihm das Ganze nicht recht geheuer vorkommt. Aha, denkt er wohl im Weitergehen, wahrscheinlich irgendwelche von diesen ausländischen Arbeitern, von denen man in letzter Zeit so viel hört; soll ja eine ganze Masse jetzt in Deutschland geben, scheinen sich mächtig breit zu machen. Und dann fällt ihm wahrscheinlich noch seine Kusine Erna ein, die neulich erzählte, daß einer von diesen Burschen im Betrieb gegenüber einer Kollegin frech geworden sei. Darauf kann es eigentlich gar nicht ausbleiben, daß er so ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend kriegt und sich seine Gedanken macht, wie das wohl wird, wenn er wieder rausgeht und Frau und Kinder so alleine zurückläßt, und ob da nicht allerhand passieren kann. Diese Sorgen sind begreiflich, aber im wesentlichen gegenstandslos. Die Leute, die behaupten, Deutschland werde heute von ausländischen Arbeitern überschwemmt, und wir seien vor diesem Andrang bald nicht mehr Herr im eigenen Hause, sind im Unrecht. Gewiß, es gibt heute Millionen ausländischer Arbeitskräfte aus allen möglichen Gegenden Europas in Deutschland, und ihre Zahl wird sich sogar noch weiter erhöhen. Aber es wäre falsch, wenn der Mann ..., der die Verhältnisse nicht ohne weiteres übersehen kann, in der Vorstellung lebte, diese Massen von Ausländern überschwemmten nun die deutsche Heimat. Zu einer Überschwemmung gehören überflutete Ufer, durchbrochene Dämme. Statt dessen ist es gelungen, trotz aller Schwierigkeiten den Einsatz der ausländischen Arbeiter in Deutschland organisatorisch zu bewältigen und im allgemeinen in Formen zu fassen, die dem Anspruch der Heimat auf Sicherheit Rechnung tragen. (Aus Veste Kreta Nr. 339, Deutsche Soldatenzeitung von 01.Juli 1943) |
Anmerkungen:
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