Hallo! Wir sind eine feministische FrauenLesbenGruppe aus Hannover und wir sind heute
mit vielen Leuten hier, um gegen den Abschiebeknast hier in Neuss zu
demonstrieren und den gefangenen Frauen unsere Solidarität zu
übermitteln. Und wir stehen heute hier, um dem rassistischen und
sexistischen Normalzustand in der BRD unseren Widerstand entgegenzusetzen.
Wir wehren uns gegen die Nutzung und Wiederholung von Klischees und Bildern
über Menschen. In den BRD-Medien und der Gesellschaft werden Bilder und
Klischees also konstruierte Wirklichkeiten tagtäglich
reproduziert, aber auch in antirassistischen Zusammenhängen. Immer wieder
werden Klischees und Bilder bemüht, um den alltäglichen Rassismus und
Sexismus deutlich zu machen; als ob diese Herrschaftsformen bewiesen werden
müßten. Dabei werden auch Vorstellungen über Menschen
wiedergegeben, die als Erfahrungen betitelt werden. Auch in
antirassistischen Zusammenhängen und Diskussionen scheint die Vorstellung
zu existieren, daß es sowieso und immerzu notwendig sei, die
Nationalität eines Menschen zu erkennen und zu benennen. Es
ist keine Erfahrung, sondern ein rassistisches Klischee davon auszugehen,
daß die Nationalität einer Frau optisch zu erkennen sei. Genauso wie
die Annahme, daß die Hautfarbe einer Frau darauf schließen
ließe, daß sie in der BRD Migrantin sei.
Die Benutzung von Bildern und Klischees macht eine Politik der Solidarität
unmöglich. Bilder und Klischees dienen nur der Ausgrenzung und der
Hierarchisierung. D.h., daß Antirassismus, der diese Ebene nicht
verläßt, die herrschenden Verhältnisse nicht grundsätzlich in Frage stellt.
Die aus westeuropäischer Sicht vorgenommenen Bewertungen und
Beurteilungen von Unterdrückungsverhältnissen in anderen Ländern
dient hier gesellschaftlich häufig zur Bildung rassistischer Klischees
über Menschen aus diesen Ländern. Durch die Aufzählung
sexistischer Gewaltverhältnisse in anderen Ländern werden
Opferklischees über Migrantinnen erneuert und die
Verhältnisse werden einer Wertung von schlimmer als hier
unterzogen. Wenn Migrantinnen eine solche Bewertung vornehmen, entspricht dies
ihrem Selbstbestimmungs- und Selbstbennungsrecht. Allerdings halten wir es
für angebracht, daß antirassistische Gruppen aus der BRD ihr
Augenmerk und Urteilsvermögen auf die sexistischen Gewaltverhältnisse
richten, die hier in der BRD produziert und genutzt werden. Wir halten es
für notwenig, daß in antirassistischen Diskussionen Inhalte benannt
werden und daß die Verantwortung für das eigene Denken
übernommen wird. Wir können und müssen uns bewußt gegen
rassistische/sexistische Denkmuster entscheiden. Gegen die Reproduktion konstruierter Wirklichkeiten! Für eine Leben ohne Unterdrückung und Ausbeutung!
Für eine feministische und internationalistische Politik der Solidarität!
Solidarität mit den gefangenen Frauen! Weg mit den Abschiebeknästen! Grenzen auf für alle! |