home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[54][<<][>>]

Logische Konsequenzen.

, 0.0k

Die 68er haben mutmaßliche Aussätzige, die nur das meinen, was sie schon immer gesagt haben.
Von Ralf

Die Zivilisierung der Deutschen sollen sie angeblich vollbracht haben, weil sie sich nicht damit abgefunden hätten, daß die Tätergeneration von Auschwitz sich selbst zu Opfern stilisieren konnte und nach Gutdünken weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Ja, die Achtundsechziger, die waren für ihr Volk da. Schon damals gingen sie von einer deutschen Normalität aus, die den Nationalsozialismus nicht unter und nicht über die Faschismen anderer Völker hat stellen wollen. Sie wußten, daß die Selbstbestimmung eines Volkes nur gegen US-Imperialismus und Zionismus durchzusetzen war. Sie kannten den Befreiungsnationalismus von Lenin bis Franz Fanon und seinen „Verdammten dieser Erde“ ebenso wie die vielen Vietnams, die Che Guevara schaffen
bernd rabehl, 9.2k
„Einzelgänger“ – Bernd Rabehl
wollte. Ihnen waren eine Menge neuer revolutionärer Subjekte über die Leber gelaufen und sie schauten mit Bloch und Marcuse nach dem Prinzip der Hoffnung revolutionär nach vorn und nicht zurück – auf die Befreiungstheorie als Sartresche Gegenmacht.
Nun häufen sich die mutmaßlichen Konvertiten, die einst aus der linken Kaderschmiede, dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), gekrochen, heute braune Scheiße labern, ohne auch nur in die Versuchung kommen zu müssen, mit ihrer Vergangenheit irgend zu brechen.
Der heftigste ist das ehemalige RAF-Mitglied Horst Mahler. Ganz dem Duktus von einst verhaftet, schwafelt Mahler vom „Recht, in unserem Land unser Leben selbstbestimmt zu gestalten“. Sonst, so Mahler, „wird das deutsche Volk sich wehren“. In dem rassistischen Boulevardblatt Focus konnte sich Mahler über zwei Seiten in einem Interview auslassen. Was er da zum Besten gab, läßt für diejenigen, die schon immer wußten, daß die alte Neue Linke eben auch vom Kopfe her stinkt, keinerlei Wünsche offen.
Unter anderem seierte Mahler etwas von seiner „nationalen Sammlungsbewegung“, die „absolut offen“ sei und deshalb „von Bayerns Ministerpräsident Stoiber bis zum Ex-NPD-Chef Deckert“ reichen müsse.
In punkto Judenfeindschaft zieht der Ex-RAFler wirklich alle Register des sekundären Antisemitismus: der Zentralrat der Juden in Deutschland verkörpere „jene Meinungssoldaten“, die nicht Ruhe geben könnten. Der Holocaust sei „weder unbegreiflich noch einmalig“. Und, „wer derart auf den blankliegenden Nerven der Deutschen“ herumtrampele wie die Juden, mache sie „böse“, die Deutschen. Denn die Juden müßten wissen, „in der Geschichte des Abendlandes“ gebe „es von Anfang an einen starken antijudaistischen Komplex“. Es sei zwar „gefährlich, den zu ignorieren“, man müsse „ihn aber nicht noch mit aller Gewalt heraufbeschwören“.
Die Juden sind wieder mal an allem selbst schuld. Das hatte der Ex-RAFler spätestens 1970 in einem militärischen Ausbildungslager der PLO begriffen. Wen wundert’s da noch, daß Mahler dann selbst die Auschwitzleugner zu besonderen Herrenmenschen macht: „Sie leugnen den Holocaust“, schreibt er, „weil er auch für sie das Grauen schlechthin ist. Sie ertragen den Gedanken nicht, daß Deutsche das zu verantworten haben, und erweisen sich damit geradezu als Gutmenschen mit moralischem Kompaß“. Und dieses Gutmenschentum scheint auch das Schanier zu sein, was nach Mahlers Vorstellung die 68er Linken mit den Nazis gemein haben. Deshalb verfaßte er zusammen mit zwei anderen EX-SDSlern, die schon länger ganz offiziell auf Nazipfaden wandeln, eine „Kanonische Erklärung zur Bewegung von 1968“. Unter anderem heißt es dort: „Die 68er Bewegung steht nicht für die Amerikanisierung der Welt, nicht für die Zerstörung der Völker und der Familien durch Kommerzialisierung von allem und jedem, nicht für die Ausbreitung von Job-Mentalität, schlechter Musik, Pornographie, Rauschgift, Kapital, Verbrechen und Kapitalverbrechen - sie steht für das Gegenteil“.
Diese Zeilen lesend, konnte Henryk M. Broder im Spiegel – als richtiger Schreiber im mehr als falschen Blatt – nur schlußfolgern: „Wenn es nicht Mahler mit seinen angejahrten Kohorten wäre, man könnte vermuten, eine linke Kelly Family würde sich durch eine pornographie-, rauschgift- und kapitalfreie Landschaft klampfen, um am Mahnmal für die 68er Bewegung einen Kranz niederzulegen“.
Es tut gut daran, wer Mahler und Konsorten ernst nimmt. Nicht zuletzt, weil ja auch die Kelly Family regelmäßig in den Top Ten zu landen versteht. Denn bei aller Schönfärberei der 68er kann nicht geleugnet werden, was Mahler zur Legitimation seiner alten neuen Position betont: „Die nationale Frage war immer auch ein Anliegen der Linken. Wir haben in den 60er Jahren die vietnamesische Freiheitsbewegung unterstützt und sind für deren Recht auf die Straße gegangen, in ihrem Land als Herr zu bestimmen. Der Internationalismus schloß den Kampf für die nationalen Rechte ein. Wir wollten Deutschland weder von Amerikanern noch von Sowjets beherrschen lassen“.
Ganz in diesem Sinne zog Mahler, eine der 68er Ikonen, den Dutschke-Busenfreund Bernd Rabehl zu Rate. Rabehl, heute an der FU Berlin Soziologieprofessor, durfte auf Bitte von Mahler ende ’98 vor der Münchner Burschenschaft Danubia über die 68er und die nationale Sache referieren. Vermittelt von dem Ex-Leipziger Sascha Jung vom völkischen Hofgeismarer-SPD-Kreis, inzwischen in München bei besagter Burschenschaft beheimatet, plauderte
horst mahler, 7.2k
„christliche Menschenliebe und Vergebungsbereitschaft“ – Horst Mahler
Rabehl über „politische Überfremdung (als) grundlegende Zerstörung von Volk und Natur“. Insbesondere die „Antifa-Linke“, so Rabehl weiter, stehe „bewußt in einem Bündnis mit bestimmten Medien im In- und Ausland, die deutsche Kulturintelligenz in die Schuldfrage der Verbrechen im 2. Weltkrieg einzubinden“. Schließlich solle „der Schuldpranger der deutschen Verbrechen (...) alle kommenden Verbrechen überdecken“. Und „ein Volk ohne Kultur“ könne „zu allem verleitet werden, zumal es von ‘Eliten’ beherrscht“ werde, die von ‘außen’ geprägt“ seien „und keine innere Verantwortung“ trügen.
Rabehl erklärt sich im Gegensatz zu Mahler zum „Einzelgänger“. „Ich kenne kaum noch Leute“, sagt er der taz, „die ähnlich denken wie ich“.
Auch für Rabehl sind diese völkisch-rassistischen Ergüsse logische Konsequenzen eines ungebrochenen 68er Denkens. Gerade er beruft sich allenthalben auf seinen damaligen Kampfgefährten Rudi Dutschke, der laut Rabehl von der „Idee einer nationalrevolutionären Überwindung der Teilung Deutschlands“ besessen gewesen sei.
„Seitdem“, so stellt die taz fest, ist ein „Interpretationsstreit ausgebrochen um einen Toten, um Rudi Dutschke“. Und, es gehe dabei zu wie „in einem Bibelkurs“.
Mit Mahler wie mit Rabehl haben andere Ex-SDS-Genossen wie Bommi „2. Juni“ Baumann offizielle Runden abgehalten, um davon zu überzeugen, daß beide auf dem falschen Weg seien. Mahler hat man dann irgendwann des Raumes verwiesen und Rabehl zum „rassistischen Schwein“ ernannt. Die taz hievte sodann Gretchen Dutschke-Klotz, die Witwe, in den Kronzeugenstand: „Ist da jetzt ein Kampf um den Dutschkismus ausgebrochen?“, fragte das Blatt erregt, und Gretchen mußte leider einräumen, daß „Rudi (...) damals wirklich einige Sachen zur nationalen Frage geschrieben (habe), die mißverstanden werden können. Rudi hat vom Verlust deutscher Identität geredet, welchen er teils auf den Faschismus, teils auf die Amerikanisierung zurückführte.(...) Er hat sich niemals mit den Konzentrationslagern auseinandergesetzt, weder mit den sechs Millionen Menschen, die umgebracht wurden, noch mit der Ausrottunng des jüdischen Volkes. Noch 1978 schrieb er: ‘So stellte sich mir die Frage nach den Verantwortlichkeiten für den Zweiten Weltkrieg. Meine christliche Scham über das Geschehene war so groß, daß ich es ablehnte, weitere Beweisdokumente zu lesen, und mich mit einer allgemeinen Erkenntnis zufriedengab: Der Sieg und die Macht der NSDAP, das Entstehen des Zweiten Weltkrieges ist von einem Bündnis zwischen NSDAP und den Reichen, dem Monopolkapital, nicht zu trennen’“.
Jürgen Elsässer bescheingte Rudi Dutschkes Denken in der jungle World einen „Paradigmenwechsel, weg vom Internationalismus hin zum Nationalismus“, der eben auch bei Dutschke „die Metamorphose, die die meisten 68er durchgemacht“ hätten, hervorrief. Dabei vernachlässigt Elsässer sträflich, auf welch dünnem Eis sich bewußt bewegte, wer damals vom Innternationalismus redete, um auch ja nicht vom Nationalismus schweigen zu müssen. Wolfgang Kraushaar, der einen wichtigen entlarvenden Text zu Tage förderte, den Dutschke bereits 1967 unter Pseudonym geschrieben hatte, nannte dies 1992 die „heimliche Dialektik von Internationalismus und Nationalismus“.
Insbesondere gilt als bezeichnend, daß Dutschke und Co. die Kritische Theorie der sogenannten Frankfurter Schule gering schätzten und stattdessen einer Staatssozialismus-Verliebtheit das Wort redeten, die gerade den Nationalsozialismus und Auschwitz kaum berücksichtigten. „Nicht Kritik und Ablehnung der sich offen als Barbaren zu erkennen gebenden Deutschen waren die Anliegen der ‘Neuen Linken’“, schreibt Horst Pankow in der Bahamas, „sondern christliche Menschenliebe – und Vergebungsbereitschaft“.
Es kommt selten vor, wenn man den Spiegel affirmativ zitiert. Aber dafür ist sein Redakteur, der Ex-konkret-Autor Henryk M. Broder einfach noch jederzeit gut genug. So schreibt Broder zu den Achtundsechzigern: „Während die einfachen Rechten ‘Deutschland, Deutschland über alles!’ brüllten, skandierten die sensiblen Linken bei Vietnam-Demos ‘USA-SA-SS’ und ‘USA - internationale Völkermordzentrale!’. (...) Praktizierter Antifaschismus bedeutete für die revolutionäre Linke, den US-Imperialismus zu bekämpfen, zum Boykott von Mc Donald’s aufzurufen und gruselige Begründungen für die Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer nachzuliefern.
Grundlage des Aktionismus war der Haß auf eine bürgerliche Demokratie, die den Deutschen von den Amerikanern aufgezwungen wurde. Der Antiamerikanismus übernahm, wie Dan Diner festgestellt hat, die Funktion, die der Antisemitismus mangels Masse nicht mehr erfüllen konnte: Irgendwer mußte für die Zerstörung deutscher Werte verantwortlich sein.“ Und da bewahren Mahler wie Rabehl Kontinuität. Mehr ist da nicht, aber auch nicht weniger.


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[54][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007