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Zur Hölle auch, die Geschlechter spielen keine Rolle, wenn sie in der Luft zerfetzt werden
Oswald Cubblepot der Pinguinmann in: Batmans Return, USA 1993
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Bemerkung 1: Warum es ein Definitionsrecht nicht geben kann, und eine Definitionsmacht nicht geben sollte.
Eine Definition ist erstens genaue Bestimmung (des Gegenstandes) eines
Begriffes durch Auseinanderlegung und Erklärung seines Inhaltes. Zweitens
als unfehlbar geltende Entscheidung des Papstes od. eines Konzils über ein
Dogma. Wenn ich etwas definiere, will ich etwas erklären, und zwar
entweder mir oder anderen, meistens beides. Wenn ich anderen etwas
erkläre, gehe ich davon aus, daß sie es verstehen können
(nicht, daß sies tun, das will ich ja gerade
erreichen/befördern ob ich das erreiche, steht auf einem anderen
Blatt). Also soll meine Definition ein sinnvoller Beitrag zu Erklärung
einer erkennbaren (erkannten!) Welt sein. Das, was ich sage, ist also einsehbar
selbst, wenn es nicht einleuchtend sein mag. Auf dieser Grundlage
nämlich des unterstellten Interesses an richtigen Aussagen über Gott
und die Welt kann es dann zu einer Kritik kommen. Ein Definitionsrecht
ist also Blödsinn: Wenn die Definition stimmt, also ein sinnvoller Beitrag
zu einer richtigen Erkenntnis ist, kann jede/r auf sie kommen. Dann braucht
mensch kein Recht auf sie, denn das kann es genausowenig geben, wie
ein Wahrheitsmonopol à la SED.
Nochmal: Wenn die Wahrheit wahr ist, kann sie jede/r einsehen, also
hat auch keine/r ein Monopol auf sie. An der SED ist nicht zu kritisieren,
daß sie daran festgehalten hat, daß es Wahrheit gibt, sondern,
daß sie fälschlicherweise behauptet hat, sie bereits zu besitzen
und jede kritische Überprüfung und Diskussion verboten hat.
Damit ist zur Forderung nach Definitionsmacht für XY im Prinzip schon
alles gesagt: Sie will eine Definition der Diskussion entziehen ein
Denkverbot erteilen, die kritiklose Übernahme des Urteils eine anderen
Menschen zur (moralisch oder erkenntnistheoretisch begründeten) Pflicht
machen. Definitionsmacht hat in der Praxis z.B. der Staat darüber, was
erlaubt und was verboten ist, was
Extremismus heißt usw. Eine gewalttätige Angelegenheit,
die sich guten Argumenten, so die Definitionsmacht, recht wenig
zugänglich zeigt. Daß nachzumachen, ist eine gute Methode,
Herrschaft auszuüben. (Und eine sehr bequeme Methode, gerade wenn sie an
andere delegiert wird, sich der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und einen
weiblichen wie männlichen Mitmenschen zu entziehen. Viele
Grüße an so manchen linken Mann). Richtiges Wissen
über den Gegentand wird dabei nicht nur per Zufall rausspringen. Das zu
haben, erweist sich aber hin und wieder als vorteilhaft, wenn Mensch den
Gegenstand abschaffen will. Das unterstelle ich bei den Gegenständen
Sexismus, sexuelle Gewalt und sexueller Übergriff mal flott allen Beteiligten.
Bemerkung 2: Interesse und Wahrheit
Nach den gängigen Kriterien bin ich ein Mann. In einer schlichten Theorie
bin ich darum a) ein Herrschender bzw. Profiteur der herrschenden Ordnung b)
ein tendenziell erkenntnisunfähiges Subjekt. Mag sein. Trotzdem ist das,
was ich sage/schreibe entweder wahr oder falsch. (Damit ist nicht der gesamte
Die Kritik der Herrschaft schließt immer die Kritk an den Herrschenden wie an den Beherrschten ein. |
Text gemeint, sondern die einzelnen Aussagen in ihm.) Das heißt, auch ein
bösartig lauerndes Interesse in meinen Äußerungen und
jedes, das ein anderes Interesse als das an der Wahrheit wäre, wäre
in meinen Augen eins jede, auch unbewußte, Barriere meiner
Erkenntnisfähigkeit, wäre noch kein Argument gegen meine
Ausführungen, sondern höchstens Schlußresultat einer
argumentativen Auseinandersetzung mit dem Zeug, daß ich schreibe
als Erklärung dafür, warum ich nicht auf das Richtige gekommen bin.
Von mir aus bin ich ein Chauvi-Schwein und unsensibler Schwanzträger, der
aufgrund seines/r beschädigten Chromosomensatzes/gesellschaftlichen
Privilegierung/mangelnden Bereitschaft zur Auseinandersetzung nicht schnallen
kann, was falsch daran ist ihr, die ihr das sagen könnt, könnt
danach erkennen, also tuts bitte. (Für den Versuch, mir die
Ergebnisse eurer Erkenntnistätigkeit mitzuteilen, trotz nicht
abzustreitender intellektueller Mängel meiner Person, bin ich dennoch in
hohem Maße dankbar. Jedenfalls prinzipiell.) Cui bono (Wem
nützt das?) ist keine Widerlegung. Eine Motivationsanalyse ersetzt noch keine Kritik.
Bemerkung 3: Muß es immer Kapitalismuskritik sein...?
Es ist Mode geworden, zu erklären, daß Rassismus und Sexismus
zusammenhängen, daß das kompliziert sei und
wechselseitig nicht auf einander reduziert werden könne. Seit die MLer in
den 70er Jahren die Frauenfrage zum Nebenwiderspruch
erklärt haben, gibt es in feministischen Kreisen eine leichte Aversion
gegen Versuche, einen systematischen Zusammenhang zwischen kapitalistischer
Ökonomie, Nationalstaat und Geschlechterverhältnis zu entwickeln.
Genau das halte ich aber für das Angesagte: Einfach nur zu sagen,
daß es einen Zusammenhang gibt, aber nicht sagen zu können, wie er
denn aussieht, geht nicht. Denn die Behauptung, daß es einen Zusammenhang
gibt, ist erst bewiesen, wenn mensch herausgefunden hat, worin er besteht
ansonsten ist es eine Leerformel, die darauf hinweisen will, daß
einem/r alle drei irgendwie nicht passen Oder es handelt sich um eine
Forschungshypothese. Dann kann mensch sich aber nicht auf ihr ausruhen, sondern
muß sie beweisen. Wer alle Verhältnisse umwälzen will, in denen
der mensch ein geknechtetes Wesen ist, muß sich Wissen verschaffen
über die Verhältnisse hierzulande. Damit ist mensch über die
feministische Fragestellung (Woher kommt die Unterdrückung von
Frauen?) hinaus. Es geht dann nämlich zum Beispiel um die Fragen:
Wozu gibt es die Sortierung der Menschen in Männer und Frauen? Wie setzen
sie die Menschen ins Werk? Wie funktioniert der Heterror? Das
Patriarchat, so heißt es oft, war doch vor dem Kapitalismus
da, also kann er nicht der Grund sein, daß es das gibt. Zur Wichtigkeit:
Ich leite den Staat aus der kapitalistischen Produktionsweise ab. Daß ich
den Heini nicht wichtig nehmen würde, hat mir bisher noch keine/r
unterstellt, eher im Gegenteil. Den Staat hats auch vor dem Kapitalismus
gegeben, ohne ihn gibts auch keinen Kapitalismus, er hat ihn
sogar eingeführt. Aber: Er hat sich im Kapitalismus
grundlegend verwandelt. Was zuerst da war, muß nicht wichtiger sein
schon daß es sich verändert, zeigt, daß die Geschichte
von etwas und Erklärung, was etwas ist, zwei Paar Schuhe sein können.
Vielleicht ist am Ende des historischen Prozesses das etwas gar
nicht mehr dasselbe etwas, sondern etwas anderes?
Vielleicht muß mensch sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß
die vorbürgerlichen Ordnungen der Dinge zwar manches Material für den
Kapitalismus geliefert haben, der es aber gründlich verarbeitet und
Jede affirmative Bezugnahme auf eine beherrschte Gruppe ist Affirmation der Herrschaft. |
umgewandelt hat? Soll heißen: Wenn Männer und
Frauen und Geschlechter etc. im Kapitalismus was ganz
anderes sind/heißen/bedeuten als in vorkapitalistischen Gesellschaften,
dann fallen die Großkollektive Männer,
Frauen, Schwule, Lesben etc. als
historische Identifikationsfiguren weg. Also: Frauenunterdrückung im
Inka-Staat ist historisch spannend. Aber eben nur so. Die Frage nach den Haupt-
und Nebenwidersprüchen ist Schwachsinn allererster Güte. Wer die
Herrschaft von Menschen über Menschen abschaffen will, kann
Geschlechterverhältnisse und Homophobie, Krieg und Frieden, Rassismus etc.
nur als das auffassen, was sie sind beinharte Teile einer
Scheiß-Ordnung, die weg muß. Soviel zum weichen Thema Sexismus.
Die Einteilung der Menschen in zwei Großgruppen Männer
und Frauen mit den Untergruppen Homosexuelle und
Heterosexuelle geht FeministInnen locker von der Hand. Sie beziehen sich
ja schon im Namen auf die eine Großgruppe und konstatieren
allüberall Unterdrückung. Das kann mensch so machen.
Frauen sollen alles dürfen, was Frauen machen. Schließlich
können sies, und wären genausogute StaatsbürgerInnen, wenn
man(n) sie nur ließe. Logische Konsequenz: Frauen in die Bundeswehr, Rita
Süßmuth muß Bundeskanzlerin werden, streng quotierter
Aufsichtsrat der Deutschen Bank etc. Oder So: Frauen sind ganz anders als
Männer, aber deswegen nicht schlechter. Können vieles, was die
Schwanzträger nicht geregelt bekommen. Logische Konsequenz: Recht auf
Differenz, Separatismus, Frauenschulen etc. An diesen beiden Sorten
feministischer Dummbatzigkeit (Prototyp ist die Partei Die Frauen)
die übrigens hierzulande hegemonial sind, und darum auch zu einer
Debatte über Feminismus gehören gibt es feministisch gemeinte
Kritik. Eine davon ist: Alles bloß Konstruktion. Die unterstellten
Gemeinsamkeiten jenseits der körperlichen Eigenschaften sind Produkt,
nicht Grund der Sortierung in Männer und Frauen.
Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziales Geschlecht) müssen
nicht deckungsgleich sein, auch wenn sie gewaltförmig möglichst oft
deckungsgleich gemacht werden. Noch radikaler: Einige feministische
TheoretikerInnen verneinen mittlerweile, daß es überhaupt ein
biologisches Geschlecht gäbe. Die körperlichen
Unterschiede seien willkürlich gewählt und in Wahrheit gar nicht
für alle Männer und Frauen zutreffend, es
gäbe eine ganze Menge Menschen, die in dieses Sortierungsraster gar nicht
hineinpaßten. Das mag den Blick schärfen dafür, daß es
sich hier nicht um einfache Naturtatsachen handelt, die eigentlich keiner
weiteren Erklärung bedürfen. Es stellt sich aber ein bißchen
dumm gegenüber dem Sortierungsinteresse: Die Einteilung der Menschheit
geht entlang der potentiellen Fertilität, d.h. des Vorhandenseins einer
Gebärmutter Es geht um die Reproduktion einer Gesellschaft, die den
Ausschluß der Mehrheit ihrer Mitglieder vom Großteil des
gesellschaftlichen Reichtums organisiert. In der ist die Reproduktion der
Gattung Mensch alles andere als eine Privatsache, an ihr haben Staat und
Kapital so ihre Interessen - in einer solchen Gesellschaft sind die
unterschiedlichen Funktionen, die Menschen beim Menschenproduzieren einnehmen
können, in der Tat relevant - und nicht bloß Ideologie.
Interessant ist es dabei natürlich auch, wie die Menschen diese Sortierung
an sich selber durchführen, wie sie sich mit der Einteilung identifizieren
und sie an anderen exekutieren, ohne die Zwecke zu wissen, wozu das geschieht.
(Richtiges Wissen haben darüber natürlich auch die StaatsagentInnen,
das theoretische Legitimationspersonal, die Pfaffen etc. nicht). Spannend auch,
daß selbst abweichendes Verhalten nichts als
unerwünschte Konsequenzen aus der Produktion des
Geschlechterverhältnisses sind z.B.
Homosexualität, also der Beschluß (= die Interpretation
des eigenen Begehrens als Ausdruck des eigenen Wesens), sich nur in
die eigene Abteilung zu verlieben. Daß dieses Verhältnis sich bis in
die Wünsche, Sehnsüchte und Ängste der bürgerlichen
Subjekte erstreckt, wirklich zweite Natur geworden ist, macht es
dann ja auch so bitter, mit den Leuten zu diskutieren und so unmöglich,
jenseits des Geschlechterverhältnisses zu leben. Daß es
ein Geschlechterverhältnis gibt, ist im Übrigen der Skandal, nicht
wie es konkret aussieht (das auch!). Daß es Verhältnisse zwischen
Menschen gibt, die nicht auf ihrer freien Vereinbarung beruhen, daß die
Die Gruppe der Beherrschten gibt es als Gruppe nur in der jeweiligen Form der Herrschaft. |
gesellschaftlichen Verhältnisse Macht über Menschen haben, daß
mensch zum Mann/zur Frau gemacht wird, zwischen denen
es fertige Verhältnisse gibt, aus denen mensch nicht qua einfachem
Beschluß austreten kann das alles kann es nur in einer
Gesellschaft geben, in der die Produktion und Reproduktion des
gesellschaftlichen Lebens eben nicht die bewußte, absichtsvolle Tat der
Individuen ist. Sondern eine rätselhafte Sache, die den Beteiligten selber
nicht so ganz klar ist. Mit all dem bisher Gesagten ist im Prinzip eine
Schlichtheit schon erledigt: Die Erklärung des
Geschlechterverhältnisses aus dem bösen Willen ihrer männlichen
Abteilung. Wie es zu dieser falschen Ansicht kommt, läßt sich
verstehen: Angesichts der brutalen Gewalt, die gar nicht so wenige
Männer gegenüber Frauen und
Männern, die nicht zum Sortierungsideal passen
üben, wirkt es vielleicht auf den ersten Blick wie eine Verharmlosung der
Täter, wenn mensch erklären will, warum die es machen. Und angesichts
der relativen Privilegierung der männlichen
Gesellschaftsmitglieder, könnte es wie ein Wegreden von Realitäten
wirken, wenn mensch auf die Gewalttätigkeiten des
Geschlechterverhältnisses für männliche Menschen hinweist.
Wems aber nicht bloß um das moralische Verurteilen geht, sondern
ums Erklären, wird in die Richtung denken müssen. Aber: Wen am
Geschlechterverhältnis nur seine jeweilige Ausformung
(Frauenunterdrückung) stört, macht eine falsche Kritik.
Und die ist dann auch verwandt mit anderen falschen Kritiken:
- mit der, die am Kapitalismus die Herrschaft einer bösen reichen
Klasse über eine gute arme Klasse stört, und nicht etwa die ganze
Produktionsweise mit ihrer notwendigen Armut
- mit der, die die Unterdrückung von anderen Rassen
ziemlich scheiße findet aber, daß es
Menschenrassen gar nicht gibt, erst einmal nicht problematisiert
Ohne Herrschaft gibt es die Unterdrückten gar nicht. |
- mit der, der es ganz ausreicht, dem Staat Unterdrückung
vorzuwerfen und die Frage, wofür und wie er das tut, für ganz unerheblich hält.
Alle Zutaten für einen postmodernen Theorie-Cocktail (3:1) wären
bereit. Man nehme: Kritik an Profit und Profiteuren von Rassismus, Sexismus und
Klassismus d.i. die Reduzierung des Kapitalismus auf
Unterdrückung der einen Klasse durch die andere, aber zu etwas anderem
taugt die leere Bezeichnung Unterdrückung sowieso nicht
Erklärung aus den Interessen der jeweiligen Nutznießer und
zack hat mensch eine schöne, pseudokritische Theorie. Mit soviel
Problemen, Dimensionen, Zusammenspielen
von... und Überschneidungen, daß der
Diskussionstoff so schnell nicht ausgeht. Und der lesbischen, schwarzen
Jüdin als ideeller Gesamtunterdrückter, die darum ja, warum
eigentlich? Na, wegen der Erfahrung, aus der mensch ja angeblich automatisch
klug wird! das richtige wegweisende Bewußtsein hat. Sorry: Die
Kritik der Herrschaft schließt immer die Kritik an den Beherrschten mit
ein. Jede affirmative Bezugnahme auf eine beherrschte Gruppe ist Affirmation
der Herrschaft. Denn die Gruppe der Beherrschten gibt es als Gruppe nur in der
jeweiligen Form der Herrschaft. Ohne Herrschaft gibt es die Unterdrückten
gar nicht. Wer ihnen also mit Lob kommt, gar ihnen die eigene
Geschichte zum Drauf-Stolz-Werden präsentiert, ihnen bei der Bildung einer
Identität behilflich sein will usw. macht etwas
Grundverkehrtes. Frauen, ArbeiterInnen, Schwarze etc. sollen nicht stolz sein,
zu was sie gemacht wurden, sondern es ändern, nämlich eine Welt
schaffen, in der es Lohnarbeit nicht mehr gibt und körperliche
Unterschiede ziemlich belanglos sind. Das geht nicht mit Schmeichelei, sondern
mit der Kritik der Leute, die sich in den Verhältnissen einrichten, gegen
den alltäglichen Rassismus und Sexismus ihren Stolz und ihre
Identität setzen, und froh sind, keine weißen männlichen
Kapitalisten zu sein, nicht Gerechtigkeit für irgendwen fordern, sondern
einen Zustand abschaffen, in dem es jemand gibt, von dem mensch so etwas
blöd-abstraktes wie Gerechtigkeit fordern muß. |