Eins: Zieht man den Vergleich zu den
Gangstern aus Amiland, ist die deutsche Hip Hop-Fraktion in Sachen
Innovation, Witzigkeit und Coolness den Amis bei weitem voraus. Jahrelanges
Außen-Vorhalten der amerikanischen Gangster Hip Hop-Szene seitens des
Conne Island zahlt sich immer mehr aus. Letztens besuchte ich ein Konzert im
Kraftwerk Chemnitz. Von den angekündigten Künstlern
Cappadonna (Wu-Tang Clan-Member), Xzibit, Fat
Joe und Noreaga waren letztendlich nur die zwei erst
genannten am Start. Für satte 25 DM VVK/32DM AK konnte man die Coolness
live erleben. Mother Fucker-Gangster-Scheiße, Sprüche nach jedem
Song, die von naßgeschwitzten (hinter der Bühne mit Wasser
besprühten) fetten Bodies mit einem fetten Rohr (Schnaps) in der Hand dem
Publikum vermittelt wurden. Unterlegt wurde die ganze Show(se) von einem im
heimischen Studio zusammengemischten Brei aus verschiedenen Sounds,
die vom DAT abgespielt wurden. Die ganze Sache ging kulturell fett nach hinten
los und bis auf wenige Vertreter des Ami Mother Fucker-Gangster Hip
Hop gingen die meisten angenervt nach Hause. Bleibt nur zu hoffen, daß
die Szene weiterhin nach hinten losgeht und die wenigen Protagonisten
bzw. deren Eltern dieser Szene an überteuerten Eintrittspreisen und
an der Finanzierung fetter Autos zugrunde gehen.·
Zwo: Von fetten Autos zurück zu Fetten
Broten. Daß Hip Hop hierzulande auch anders funktionieren kann, haben die
letzten Jahre gezeigt. Die Ansatzpunkte dafür sind Back to Old-School,
zurück zu der Dreieinigkeit von Breaken, Sprayen und Rappen.
Weg von Mainstream-gepushten, ideenlosen Radionummern, die zum
größten Teil Coverversionen incl. chartskompatiblem Rap
vergangener Jahre sind und letztendlich Hip Hop als
Kulturgut versauern lassen. Dabei definiert die Hamburg-Posse sich
gern über den immer wieder gern gehörten Spruch: Nicht quatschen,
sondern handeln oder: Nicht über Hip Hop reden, sondern Hip Hop
machen. Das Schöne dabei ist, daß man dabei versucht, immer wieder
neue Wege zu gehen (ähnlich wie bei den elektronischen Sounds) bzw. daran
arbeitet, eigene Stile zu finden. Dabei nutzt man gerne die Hamburg-Connection
zwischen Roter Flora, Tempelhof, Container
Records und dem freien Radio FSK. Die Headlinie selber
machen steht, trotz großem Bekanntheitsgrad, bei den
Broten im Vordergrund. Trotzdem bedienen sie sich gerne mal an
vergangenen Hits, z.B. an Bananaramas 80er Smash-Hit >>Robert
De Niros waiting<<. Das Covern und Samplen getreu den alten
Hip Hop-Ansätzen geht in diesem Fall in Ordnung, denn heraus kommt
Hip Hop vom Feinsten. Witzige, zugleich innovative Texte zum entsprechenden,
fetten Sound und fairen Preis ohne offenes Sponsoring. Trotz allem gilt es
nicht nur die Omnipräsenz der Fantas zu beobachten. Es stellt sich auch
die Frage, warum denn Acts wie Fettes Brot bei Events wie Rock am
Ring (an gleicher Stelle spielten 1996 schon mal die Fugees nach ihrer
kleinen Clubtour) präsent sind, wo doch dort die eigentliche Zielgruppe
die eigene Szene nicht einmal minimal vorhanden ist. Vielleicht
hip weil Hop?? Die ehemaligen Ansatzpunkte des Hip Hop(sen)
Breaks/Stile aus verschiedenen Musikrichtungen mit der
Unterstützung der MCs am Plattenspieler umzusetzen, dürfte
dort wohl niemanden interessieren. Oder??·
Vor-Sicht ist die Mutter der Porzellankanne!! Das ganze
Ding verkauft sich zu gut. >Hip Hop dont stop< Roli
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