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In die Mangel

 Der Tobi & das Bo 
sowie Fettes Brot
 Im Rahmen der 
„Klasse von ‘95“-Tour
  am 27. Mai 
bei uns im C.I.
Anläßlich der „Klasse von ‘95“ Tour ist es uns auch einmal vergönnt gewesen, neben ZM Jay, MC René, Main Concept und den Massiven Tönen, die Hamburger Vortstadtschmusiker Der Tobi & Das Bo sowie Fettes Brot live bei uns im Conne Island zu erleben.

Gleich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und alle fünf interviewt. Zuerst konnte ich zusammen mit Tobi & Bo eine ruhige Ecke finden. Die beiden sind wahnsinnig nette Typen und redeten munter drauf los.

Tobi und Bo messen jeder zwei Jahrzehnte und kommen aus den Hamburger Dörfern Halstenbeck bzw. Horst. Da es ihre Eltern wie die Bienen und die Blumen machten, sind sie wohl entstanden. Füreinander bestimmt sind Tobi & Bo schon immer gewesen. Dies geht auf ein geschichtliches Ereignis im 17. Jhd. zurück: Damals lebte in Indien ein mächtiger Fakir, der alle Menschen nur ausbeutete. Deshalb beschloß man nach seinem Tode, seine böse Seele zu teilen. Bei der Neuverteilung der Seelen in unserem Jahrhundert haben Tobi und Bo zufällig jeder einen Teil dieser Seele erhalten. Somit waren ihre geistige Vereinigung sowie die Gründung ihrer Hip-Hop-Band unumgänglich. Die Musik hat sie zusammengeführt. Beide hatten vorher, z.B. bei den Poets of Peeze, schon auf Englisch gerappt. 1994 fanden sie dann zueinander und haben ihre eigene Band gegründet. Innerhalb von drei Wochen nahmen sie ihre 1. Platte „Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander“ auf, 2 Single-Auskopplungen folgten.

Die Musik der beiden ist breit gefächert und ziemlich verspielt. Deshalb stieß sie bei vielen Old-Schoolern eher auf Ablehnung. Dies ging sogar soweit, daß sie während der Hip-Hop-Sendung „freestyle“ aggressiv als unreif und Kindergarten beschimpft worden sind. Ihnen selbst war das scheißegal, denn wer ihre Musik nicht versteht, soll es lieber lassen. Meiner Meinung nach ist ihre Musik total genial und einzigartig in der deutschen Hip-Hop-Szene. Auf ihrer Scheibe gibt es träumerische, lustige, kritische, sinnige, traurige Stücke, sowie zahlreiche Zwischenstücke oder einfach nur Partylieder. Eigentlich ist für jeden Geschmack und jede Stimmung etwas dabei. Ihre Musik entsteht in ihren kranken Köpfen und spiegelt alle Gedanken über unsere Welt wieder. Durch tolle beats, dumpfe Bässe und perfekte Reime werden diese Gedanken abgerundet und verleihen ihren Stücken einen hohen Grad an Qualität. Nicht zu vergessen wäre ihr DJ Konrad, den Tobi und Bo zufällig auf dem Flohmarkt trafen. Sie kauften ihn dort für 2x2 Mark von einem Sklavenhändler los. Seitdem wird das Hamburger Duo von DJ Konrad ergänzt.

Musik ist ihr Leben, Hobbys haben sie keine. Privat hören sie Jazz der 70er Jahre und Amerikanischen Rap. Musikalische Vorbilder haben sie keine, sondern machen lieber ihr eigenes Ding. Mit ihrer Plattenfirma Yo! Mama Records sind sie zufrieden. Zur Zeit nehmen sie eine EP auf, die voraussichtlich im Herbst erscheint. Ihre Musik und ihr style haben sich etwas verändert, da sich alle weiterentwickelt haben. Wir sollen uns überraschen lassen!

Tobi arbeitet als Zivi, und Bo ist schon seit einiger Zeit in der Schule verschollen. Zukunftsmässig versuchen die Beiden natürlich, von ihrer Musik leben zu können. Wäre schön, wenn’s klappt.
Die Tour mit der Klasse von ‘95 fanden die ganz toll. Das waren Spitzenerfahrungen, die sie eng mit ihren Kollegen zusammenschweißten und ihre Charaktere selbst veränderten.
Allgemein muß man sagen, das Tobi & Bo ganz liebe Menschen von nebenan mit viel Geist sind und einfach das Talent haben, ihre Gedanken unheimlich gut durch Hip-Hop-Musik auszudrücken.
Jetzt aber zu den fetten Broten. Schiffmeister kam über Graffiti in die Hip-Hop-Szene. Als er merkte, daß alle anderen um ihn herum immer besser wurden, begann er, sich mit Musik zu beschäftigen und ließ das Malen gänzlich sein.
Auch er und Dr. Renz rappten bei den Poets of Peeze und lernten später Boris kennen. Boris macht seit dem zwölften Lebensjahr Musik. Er spielte Bass bei verschiedenen Punk-Bands. Als sich die drei für Hip-Hop entschieden, gründeten sie zusammen die Band „Boris & The Callboys“. Sie schrieben die ersten Partysongs und hatten kleinere Auftritte.

Als bei einem Auftritt ein Kumpel zu ihnen sagte, sie wären ein wirklich fettes Brot, fanden sie das so witzig und genial, daß sie sofort ihren Namen änderten. Und so entstand Fettes Brot. Ein Qualitätsurteil gab ihnen ihren Namen, und diesem muß wohl jeder zustimmen. Ihre Musik ähnelt der von Tobi & Bo. Das kommt daher, daß sich alle schon seit der Schule kennen und oft zusammen arbeiten. Fettes Brot machen auch geniale Hip-Hop-Musik, die sowohl live als auch von der Platte tierisch fett rüberkommt. Ihre Songs berühren viele Themen, wie z.B. Rassismus, unsere Gesellschaft oder die Unterschiede zwischen Frau und Mann.

Von einer perfekten musikalischen Umrandung des Ganzen kann man mit gutem Gewissen reden: Fette beats und geile Raps herrschen vor.
Fettes Brot haben bisher die EP „Mitschnacker“, die LP „Auf einem Auge blöd“ und mehrere Singles aufgenommen. Sie haben nun schon einiges geleistet, und schon wieder schweben tausende Ideen in ihren Köpfen. Zur Zeit sind sie nicht im Studio, aber im nächsten Jahr ist uns eine Platte sicher (oder auch zwei?!?). Schiffmeister hat seinen Namen wegen eines Computerspiels, Dr. Renz trägt seinen Namen seit der Vorschule, wo er mit Dr. Renz (alias Günther Strack) aus „Ein Fall für Zwei“ verglichen wurde. Als Boris sein Zimmer von Kumpels mit Graffitis aufpeppen ließ, sprühten sie ihm King Boris an die Wand. Und somit hatte auch König Boris seinen Namen weg.

Die Drei verstehen sich wirklich gut. Ihre Musik orientiert sich ein wenig an amerikanischem Rap, zu nennen wären De La Soul, A Tribe Called Quest oder Nine.
Privat hören sie außerdem noch Reggae und Punkrock.
König Boris und Dr. Renz sind als Zivis tätig und Schiffmeister hat den Job bei „freestyle“. Musik als berufliche Zukunft ist natürlich auch ihr Traum. We’ll see...

Weiterhin habe ich auch noch die Differenzen im Hip-Hop-Geschäft angesprochen: Underground - Öffentlichkeit. Old- und New-school und so weiter. Sie sprachen sich absolut gegen sell-out (siehe deutsche Hitparade) aus. Wenn man an die Öffentlichkeit geht, sollte man seinen eigenen style weiterhin bewahren und sich nicht nach den Gagen richten. Wer dies schafft und trotzdem ein breiteres Publikum begeistert, betreibt dann sozusagen sell-in. Aber eigentlich kann jeder tun und lassen was er will.
Ihre eigenen Lieblingsstücke sind „Drei sind zwei zuviel“, „Optimal Geschmacksneutral“, „Männer“ und der Klassiker „Schlecht“.
Die Tour hat ihnen auch bombastisch viel gebracht. Leipzig fanden sie echt stark, das Conne Island bezeichneten sie als ein „Disneyland“ für Hip-Hopper, und ein extra Lob ging an die Küche, denn diese sorgte für das leckerste Essen auf ihrer ganzen Tour.
Zum Konzert ist letztendlich nicht viel zu sagen, außer: Viele Leute, viele beats und Bombenstimmung!
Jede Band gab ihr Bestes und das Freestyle war auch ganz gut. Damit geht ein Gruß an alle Klassiker & Hip-Hoppser von ‘95.

Danke, daß ihr da wart!

Diva

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last modified: 28.3.2007