Am Anfang war das Schweigen. Was eine ganze Zeit so
anmutete, als würde auf weitere Interressierte gewartet, wurde nach
einigen Versuchen, eine Diskussion in Gang zu setzen, noch einige Zeit
fortgesetzt, es wurde sich angeschwiegen. Dafür würde ich einige
Erklärungen anbieten. Zum ersten könnte der Rahmen für solch
Die Bilder sind der Jungle World Nr. 27 vom 1. Juli 1998 entnommen. |
eine Diskussion falsch gewesen sein (eigentlich war m.E. der Großteil der
Anwesenden durchaus Plena-erfahren...), des weiteren könnte es sein,
daß doch nicht so viel Klärungsbedarf zu diesem Themenkomplex
besteht, wie allgemein angenommen (wieso kommen dann aber so viele Leute). Eine
weitere Variante wäre es anzunehmen, daß, ob der Brisanz der Sache,
alle soweit zurückgenommen agierten, daß gar nichts mehr verlautet
wurde, um nicht eventuell als großes Rindvieh dazustehen. Oder eine
allgemein zu beklagende Konsumentenhaltung, oder der Sonntagnachmittag oder
die Fussball WM... Kennt jemand von euch Max Goldts Stück Der Krieg
der Mädchenschweigekreise? (ja, ich weiß, etwas unpassend an
dieser Stelle, aber mir kam das Ganze so vor).
Die Diskussion entspann sich schließlich an der Frage der Militanz, dem
Thema also, bei dem Machismen und Männerbündelei am deutlichsten zum
Tragen kommen. Es wurde viel darüber geredet, wer, wann und wie und
nicht zu vergessen mit wem eine nonverbale Auseinandersetzung (in vulgo:
auffe Fresse hauen) zu führen sich in der Lage fühlt. Es kam zu
einigen bekannten geschlechtsspezifischen Zuschreibungen à la Mann
erklärt, eine körperliche Ausseinandersetzung mit Faschos am liebsten
mit ausgewiesenen Schlägertypen führen zu wollen oder Frau
erklärt sich für sowieso körperlich unterlegen und
ängstlich, ohne daß diese Rollenmodelle ernsthaft hinterfragt oder
gar der Versuch unternommen wurde, diese zu dekonstruieren. Einwürfe,
daß solche Art der Militanz im seltensten Falle Mann gegen Mann oder Mann
gegen Frau oder Frau gegen Frau ablaufen, sondern eher Gruppe gegen Gruppe,
wurden überhört. Und so drehte sich das Karussell noch eine Weile weiter...
Ich denke, sobald ich bestimmte Verhaltensweisen mit einer
geschlechtsspezifischen Zuschreibung versehe, z.B. laute und forderende
Diskussionsführung maskulin, und als Gegensatz dazu leise und
zurückweichend feminin, ich eigentlich schon in der Falle sitze.
Genauso verfahren wird die Situation allerdings, wenn ich erwarte, daß
die Sozialisation, die jede und jeder durchlaufen hat, mit einigen Diskussionen
beiseite zu wischen ist. Einen Masterplan hat auch niemand. Bleibt also nur,
den Finger immer wieder auf die Wunde zu legen und weiter zu diskutieren und
das ganze auch und im besonderen in Projekten, die männerdominiert sind
oder scheinen, wobei ein Rückzug aus Diskussionszusammenhängen zwar
in jeder Weise nachzuvollziehen ist aber ansonsten nicht allzuviel Wirkung
zeigt, da als eine der hervorstechensden menschlichen Eigenschaften die
BEQUEMLICHKEIT und die Suche nach dem Weg des geringsten Widerstandes auch in
unseren Kreisen weit verbreitet ist. KAY
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