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Soße für Königsberger Klopse.

Die Naziumtriebe in der Bundeswehr interessieren nicht weiter.

Die interessante Frage, was denn nun eigentlich Skandal an den Nazi-Umtrieben der Staatsbürger in Uniform sein soll, ist natürlich nicht, wie viele derartige Sachen da ablaufen, sondern warum tatsächlich allerorten sich die Meinung Bahn bricht, das müßte so nicht sein.
Klar ist, daß das so sein muß! Wäre dies nämlich nicht der Fall, so hätten diejenigen, die der Bundeswehr eine Loslösung von der Wehrmachtstradition attestieren, unwiderrruflich recht. Und das kann es ja wohl nicht sein.
leserbrief aus nd, 9.9k
„Lehnen wir uns zurück und genießen in Ruhe die Aufgeregtheit“ – Leserbrief an das ND, Ausgabe vom 12.12.1997
Tatsächlich taugen die öffentlichen Skandal-Hypes nur für die Bestätigung einer glücklicherweise niemals rissig gewordenen gesellschaftlich-marginalen Sichtweise: die Bundswehr war und ist eine der Brutstätten des guten deutschen schlechten Geschmacks – mit all seinen vernichtenden Konsequenzen.
Lehnen wir uns also zurück und genießen in Ruhe die Aufgeregtheit, die durch die Medien zieht – es herrscht kein Grund zur Panik. Schließlich erleben wir hier, wie sich der gesellschaftliche Konsens an den Einzelfällen eines aufgeflogenen Alltags abarbeitet, die jeden Stammtisch hierzulande zum Kompanie-Freizeitraum machen würden, falls sich jemand nur mal die Mühe machte, auch nur einen Fuß in die verständlicherweise verhaßten Gefilde deutscher Bierseeligkeit zu setzen.
Die die Bundeswehr ereilenden öffentlichen Anwürfe als Rache im Gegenzug zu begreifen, bietet sich an. Denn, was haben wir nicht gekotzt, als die gestählten, braungebrannten Rekrutenkörper zu Caritas-Kämpfern gegen die Wasserflut aus dem Osten mutierten und sich der Volksgemeinschaft als Zünglein an der nationalen Waage andienten. Unter diesem Blickwinkel geraten die Nazi-Umtriebe und ihre öffentlich ausgelöste Empörung gar zu einer Art wohlverdienter Selbstkasteiung von Volks wegen, zu der eine Linke nicht einmal das Instrumentarium beisteuern muß.
Unterm Strich jedoch, auch das ist leider so klar wie die Soße für Königsberger Klopse, von der vermutlich der Nazi Roeder der Bundeswehrelite berichtete, wenn sich die moralische Empörung gelegt hat, wird eine umso saubere nationale Steitkraft auferstehen. Und wer da irgendetwas auf offiziell erlassene Traditionen einer Bundeswehr gibt, kann sich daran redlich abarbeiten, ob die Wehrmacht nun in den deutschen Vernichtungsfeldzug „verstrickt“ war oder nicht.
Das nächste Jugoslawien kommt bestimmt. Dann wissen die etwas Helleren auch, warum nur Rühe seinen Kopf in der Öffentlichkeit hinhalten muß. Denn ein Kinkel bleibt ein feiner deutscher Pinkel. Wirtschaftsstandort sei dank. Ralf

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last modified: 28.3.2007