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„Deutschland den Deutschen –
Ausländer raus“.

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lautete die gedankliche Hauptparole der 5.000 Marschierenden an einem grauen Märztag diesen Jahres in München.
In Leipzig formuliert man geschickter.

„Rettet die Löffelfamilie!“ war die Losung der Leipziger Szene im letzten Jahresquartal. Und zu ihrem gesellschaftlichen Höhepunkt, zum mittlerweile halbjährlich stattfindenden Honky Tonk Festival, konnte sie wirklich 25.000 Menschen mobilisieren; das Fünffache der in München anwesenden Nazis.
Respekt, immerhin füllten 37.000 DM den Rettungstopf der Förderer der Löffelfamilie. Eine Summe von der die AktionistInnen gegen die „Freßpakete für Asylbewerber“ nur träumen können. Denn, statt sich für Opfer des gesellschaftlichen Systems – hier in Gestalt der Asylbewerber – zu engagieren, pflegt die Leipziger Szene die entpolitisierte Gangart.
die familie im kreuzer, 10.8k Diese Herangehensweise resultiert aus zweierlei Gründen. Zum Einen aus der Dummheit in Form von Unwissenheit Leipziger Szeneaktionisten und zum Anderen aus dem Kommerzdenken, der auf einen „Szene“markt spekuliert, wo die Differenzierung von herkömmlichen (proletarischer bzw. hochkultureller Art) nicht über die politische Ebene vollzogen wurde, sondern die Entwicklung westdeutscher (Achtung! nicht westlicher) Metropolen übernommen wurde, wo ehemals linke AktivistInnen maoistischer, leninistischer oder auch libertärer „Bau“art, in den Strudel der deutschen Vereinigung hineingezogen wurden und Kultur nur noch als unpolitische Freizeitbetätigung betrachtet wird.
Das ist auch deshalb lukrativer, weil die Kulturindustrie noch in den Kinderschuhen steckt und durch kulturgerechte Medien wie arte, MTV, Viva immer mehr gehypt wird, so daß auch für Pioniere der Kultur genügend vom finanziellen Kuchen übrig bleiben wird.
Und wer den Szenemarkt als Erste/r besetzt, bleibt in der Regel auch der Sieger im Konkurrenzkampf mit den anderen Szeneanbietern. Das haben in Leipzig vor allem Projekte wie mb, Schaubühne Lindenfels, nato, Markt 9 (mit Umfeld) und tinseltown rechtzeitig erkannt, von mittlerweile recht erfolgreichen Kulturdienstleitern wie Mawi-Konzerte oder KREUZER ganz zu schweigen.
Daß genannte Projekte nie politisch aufgefallen sind, liegt einzig und allein daran, daß das Unpolitische – nicht zu verwechseln mit dem Nihilistischen – die Hauptebene ist, von der man in der Leipziger Szene Kulturaktivitäten ausgehen läßt.
Auch die Connewitzer Szene, der man wegen ihrer selbstbestimmten Kultur“kurz“sicht eine politische Heransgehensweise unterstellen kann, ist letztendlich auch nur ein Knotenpunkt für das Heranwachsen einer zweiten unpolitischen Szenegeneration. Eher im Partymilieu zu Hause (disco 97, distillery, Frente-Party, Extremtanz-Party) achtet man auf pseudopolitische Korrektheit wie soziale Eintrittspreise, minderheitenschwangere Tanzrhythmen oder egalitäre Türpolitik.
Auch so läßt sich Geld verdienen und mit einem politischen Touch kommen auch Party-Total-Verweigerer.
Wenn auch mit Connewitz das letzte Standbein politischer Einmischung eingebrochen ist, wird es in Leipzig kein zweites München geben. In München gingen nämlich am 01. März nicht nur 5.000 Nazis auf die Straße. Es besannen sich die Kulturapparatschicks dieser Stadt ihrer Wurzeln, die durchaus im Jahre 1968 zu verzeitigen wären, als die deutsche Nachkriegsgeneration mit ihren Vätern auch über die kulturelle Schiene abrechnen wollte.
Es waren diese Menschen, die den Nazis die Straßen (bzw. den Marienplatz) versperrten, unterstützt von einer lächerlichen Abordnung Bayerischer und Leipziger AntifaschistInnen. Mehr als 20.000 Menschen besetzten den Marienplatz in München. Soviele, wie in Leipzig zum Honky Tonk Festival unterwegs sind. Und ich bin mir sicher, daß kein einziger bändchenbesitzender HonkyTonkist am 01.Mai 1998 den Naziaufmarsch in Leipzig behindern wird.
Dagegen wird die Löffelfamilie bald am Sachsenplatz am neuen Museum für Bildende Künste, welches in Form eines gesampelten Hakenkreuzes gebaut wird, jährlich den stattfindenden Naziaufmärschen lächelnd beiwohnen.
Es sei denn, die Connewitzer Szene neben der politischen Fußballszene, der letzte Hoffnungsschimmer dieser Stadt, setzt endlich wieder Zeichen.
Freßpakete für die Löffelfamilie, statt für Asylbewerber!
Mike Lünsmann

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last modified: 28.3.2007