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ausriss aus mopo, 3.7k

Rudolf Hess 1997.

78 Rechtsradikale in Hessen in Gewahrsam genommen.
Unbekannte legten Kranz für Hess nieder.
Mehr als 300 Festnahmen – 3 Beamte bei Krawallen verletzt – Straßenschlachten in Halle und Königslutter.
Polizei geht konsequent gegen Rechtsextremisten vor – über 140 Neonazis festgenommen.
Rund 300 Festnahmen im Bundesgebiet. Nazi-Demo im dänischen Koge.

So und ähnlich lauteten die meisten Schlagzeilen nach dem großangekündigten Gedenkwochenende für den angeblichen Friedensflieger Rudolf Hess. Eine Wiederholung des Erfolges von München scheint der extremen Rechten wiederum nicht gelungen zu sein. Wer hat hier was verhindert, wurde überhaupt irgendetwas verhindert?

Erste Variante: Die JN organisiert; die Polizei verhindert. Nun ja, die Zahlen klingen beeindruckend. Seit langem hat es den Anschein, als würde die Exekutive entschlossen gegen neofaschistische Umtriebe vorgehen wollen. Ist es wirklich so? Der Staat spielt mit den Muskeln, soll heißen, ein Aufgebot an Polizei, wie es bei solchen Anlässen selten zu beobachten war, verhindert relativ erfolgreich jeglichen Aufmarschversuch. Fast das ganze Repertoire staatlicher Repressionsinstrumente, von Vorbeugegewahrsam bis zu flächendeckenden Straßenkontrollen wurde aufgeboten. (Fehlten eigentlich nur Anklagen nach §129 und Hausdurchsuchungen, warum nur?)
nazis in koege, 5.7k Ging es nicht vielmehr darum, dem Rest der Welt zu zeigen, daß in diesem Land eine sogenannte wehrhafte Demokratie existiert, die ein paar rechtsradikalen Wirrköpfen durchaus die Straße verbieten kann? Vielleicht stimmt ja die Einschätzung der Antifapressestelle Bonn, wonach sich die deutsche Polizei ein allzuoffensichtliches Augenzudrücken wie in den letzten Jahren auf Grund vermehrter internationaler Sensibilisierung für diese Thematik nicht mehr leisten könne.

Zweite Variante: Die Nazis organisieren, die Antifa verhindert.
Daran ist schon eher etwas, wurde doch das alljährliche Katz und Maus Spiel diesmal halbwegs erfolgreich betrieben. Zahlreiche Antifas wurden bei Straßenkontrollen und dem Versuch Aufmärsche zu verhindern festgenommen. Erfolgreichstes Beispiel dafür war Hannover, wo Antifas einen versuchten Aufmarsch angriffen. In verschiedenen Städten kam es zu antifaschistischen Demonstrationen (München, Goslar, Bergisch Gladbach, Solingen, Halle).
An dieser Stelle sollte die Einschätzung der Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation (AA/BO) und des Bundesweiten Antifa-Treffen (BAT) zitiert werden: „Unserer Einschätzung nach ist es neben den massiven polizeilichen Maßnahmen nicht zuletzt zahlreichen AntifaschistInnen zu verdanken, daß die Nazis heute zu keinem Zeitpunkt in der Lage waren, sich in der BRD zu formieren. In von den Sicherheitsbehörden unbeachteten Situationen hatten die Neonazis ständig mit sich ihnen in den Weg stellenden Antifas zu tun. Die Kommunikation der Nazis war nicht zuletzt von der Sorge um ihre körperliche Unversehrtheit geprägt.“
nazis in koenigslutter, 6.6k Als bestimmenden Faktor für den Erfolg antifaschistischer Bemühungen läßt sich auch die Dezentralisierung der Aktionen gegen den Rudolf Hess Marsch sehen. Der befürchtete große Aufmarsch konnte nicht stattfinden, es kam stattdessen zu einer Vielzahl kleinerer Aktionen der Faschos. In Wolfsburg, Braunschweig und Königslutter versuchten die Faschos nacheinander einen Aufmarsch, in Hamburg wurde ein Kranz niedergelegt, in Berlin gelang es auf einem offenen Bürgerkanal im Radio eine Sendung zum Thema abzustrahlen, in Halle kam es ebenfalls zum Versuch eines Aufmarsches. Im dänischen Köge marschierten 150 Faschos, wobei die Wahl des Ortes wohl dazu diente, einen ähnlich blamablen Rückzug wie im Jahr zuvor in Roskilde zu vermeiden (In Roskilde hatte eine Gegendemonstration stattgefunden, Antifas und Bürger trieben die Faschos regelrecht aus der Stadt).
Das Aktionswochenende kann also als Schlag ins Wasser für die Faschos bezeichnet werden (wenn man den Aufmarsch am 1. März in München als Maßstab nimmt). Aufgrund dieses Mißerfolges zu glauben, die Fähigkeit zu organisieren und anzugreifen (in jeglicher Form) sei den Faschos abhanden gekommen, wäre fatal. Auf anderen Gebieten wie der Jugendkultur, im speziellen dem Fascho-Rock, sind Faschos erfolgreich wie selten, und erreichen dadurch mehr als durch Aufmärsche, sie schaffen, es die kulturelle Hegemonie (soll heißen das Erscheinungsbild auf der Straße, in Schulen, Klubs etc.) für sich zu besetzen, andersausehende und andersdenkende Jugendliche, Behinderte, MigrantInnen werden an den Rand gedrängt, werden zu ständigen Angriffszielen. Kay



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last modified: 28.3.2007