Alles ist möglich. Portishead meets John Lee Hooker,
Howlin Wolf meets Dub Syndicate und so weiter. Splitter von Funk, dem was heute
Trip Hop heißt, Cajun, Folk und Jazz tauchen im musikalischen Universum
Little Axe genauso auf, wie die immer gekonnten Züge des ON-U Sound
Masterminds Adrian Sherwood am Effektregister.
Die Personalien dieses Projekts lesen sich genauso beindruckend wie die
musikalische Umsetzung dieser Melange klingt, wobei Melange hier sicher das
falsche Wort ist, eine gesichtslose Mischung repräsentieren Little Axe nun
wirklich nicht.
Da wäre zum ersten Skip Mc Donald, prägend und richtungweisend wie
nur wenige Andere. Doug Wimbish und Keith Le Blanc sind die weiteren Namen.
Stationen dieses Trios, um nur die zu nennen die eigentlich bekannt sein
dürften, waren z.B. die Sugarhill House Band, Rhythmusrückrad
für die Rappioniere Grandmaster Flash und die Sugarhill Gang, auch die
Kritikerlieblinge Tackhead bestanden im wesentlichen aus den drei vorgenannten
Herren. Der einjährige Ausflug Doug Wimbishs zu Living Colour sollte hier
ebenso erwähnt werden, wie die Arbeit Skip Mc Donalds im N.Y. der
70/80iger Jahre als Sessiongitarrist für James Brown, George Clinton oder
Africa Bambata. Die Klänge des ON-U-Sound Labels wurden als Adrian
Sherwoods Studioband zu dem gemacht was sie heute sind. Viertes und
gleichzeitig unsichtbares Mitglied der Band ist zweifelsohne Steve Barker aus
dessen Archiv die Aufnahmen unbekannter Bluesveteranen stammen, deren Stimmen
in den Songs als Samples zu neuem Leben erweckt werden. Und diese Stimmen
dienen nicht als Gewähr für eine leierig-nostalgische Grundstimmung,
wie sie hierzulande nicht nur im Rahmen des Blues so oft und so ekelhaft zu
beobachten ist. Sie tauchen auf, um einen klaren Rahmen zu liefern und um
meinetwegen einen klaren Bezug zu einem Teil der schwarzen Musik zu geben.
Kleines Beispiel gefällig? Wenn Howlin Wolf in dem Stück Wolfs
Story (zu finden auf dem Album The Wolf that House built)
seine Geschichte erzählt und diese locker über einen Riddim rappt und
sich nicht von sinnentleertem Kunsthandwerk begleiten läßt, sondern
in diesem Riddim Skip McDonalds Erfahrungen in anderen Musikbereichen
einfließen, ohne das die ganze Angelegenheit klingt, als hätte
jemand eine Reggaeband einen Bluesklassiker spielen lassen, ist das Ergebniss
von einer Echtheit (Worte wie authentisch oder so klemm ich mir
hier, das Ganze hätte dann einen zu schlechten Beigeschmack), die
ihresgleichen sucht.
Little Axe bringen dir Trostmusik, Blues, ohne denselben nach dem tausendmal
gehörten Schema zu spielen, ohne die alten Tricks an den Haaren
herbeizuzerren, die im Laufe der Zeit mit dieser Musik in Verbindung geraten
sind und die zu ewigem sich-im-Kreise-drehen führen. Es geht ihnen darum,
eine Atmosphäre zu schaffen, die vor vierzig oder fünfzig Jahren mit
anderen Mitteln schon einmal geschaffen worden ist und die heute immer noch
ihre Berechtigung hat.
To all Nations: If all would talk and then do as you have done the sun of
peace would shine forever. Sisters and Brothers fight on KAY
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