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Eine horizontale Betrachtung relevanter Musik-Sparten soll hier,
getreu der Intention des CEE IEH, eine Zustandsbeschreibung darbieten, wie sie
aus dem Spannungsfeld von Populär- und Subkultur ablesbar wird. Der
schmale Pfad zwischen Beliebigkeit und introvertiertem Purismus macht dabei
nicht in jedem Fall die goldene Mitte aus. |
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Von Prof. Iring Fetscher, Politologe: Die Deutschen haben beim Spiel gegen England äußerste Selbstdisziplin gezeigt: Sie haben trotz Schmerzen mit vollem Einsatz weitergekämpft. Sie haben auch Disziplin gezeigt, indem sie ihr Ego dem gemeinsamen Ziel unterordneten. In diesem Fall ist Disziplin nicht blinder Gehorsam und Dressur, sondern das freiwillige Ausrichten jedes einzelnen auf ein Ziel und das Einfügen in eine Mannschaft. Disziplin eine Eigenschaft, die als typisch für die Deutschen gilt ist kein absoluter Wert. Sie ist eine Sekundärtugend, die dann wertvoll ist, wenn ihr Ziel moralisch wertvoll ist und sie ohne Zwang ausgeübt wird. |
Von Prof. Fritz Stemme, Sportpsychologe: Das Wort Kameradschaft stammt aus dem Lateinischen und bedeutet, Kammer, später Wohngemeinschaft, Stubengenossenschaft, im übertragenen Sinn Berufsgemeinschaft (Handwerkskammer). In ihr herrschten Kameradschaft, Einordnung, Respekt vor den anderen Mitgliedern und Einsatz für alle. Gemeinsame Interessen hatten stets den Vorrang vor den eigenen. Trainer Vogts, Kapitän Klinsmann und den anderen Spielern ist es gelungen, eine alte deutsche Tugend wieder zu Ehren zu bringen. |
Prof. Erwin Scheuch, Soziologe: Die deutschen Fußballer sind Arbeiter, die richtig anpacken. Dabei verlieren sie ihr Ziel nämlich zu gewinnen nicht aus den Augen. Andere Teams spielen den schöneren Fußball, die Russen intelligenter, die Italiener mitreißender. Aber der solide Handwerker hat schließlich über den weniger zielorientierten Künstler gesiegt. Die Deutschen haben die handwerkliche Nüchternheit, liefern ordentliche Ware ab, wissen, daß schließlich der Ball ins Tor muß, und es nicht primär um die Freude am schönen Spiel geht. Diese Nüchternheit, Fleiß und handwerkliches Können, mit dem man ordentlich seine Aufgabe erledigt, ist ja auch das, was dieses Land wohlhabend gemacht hat. Hier ist für mich Helmer als einer, der sich richtig abrackert, beispielhaft. |
Von Dr. Peter Gauweiler: Deutsche mögen Deutschland! Das ist ganz etwas Neues. Und sie zeigen es auch noch. Mitten in Großbritannien wurde Schwarz-Rot-Gold getragen. Ohne dumm-stolzes Gebaren, aber erhobenen Hauptes. Die Fans machten uns vor, was Willy Brandt vor 25 Jahren zum Entsetzen seiner Parteifreunde auf Wahlplakate schrieb: Stolz sein auf Deutschland. Elf Fußballspieler haben erreicht, was 11 000 Politiker und Journalisten nicht schaffen: 70 Millionen Deutschen das Gefühl der Solidarität mit dem eigenen Land zu geben. Wer das schwarz-rot-goldene Fahnenmeer im Wembley-Stadion gesehen hat und die guten Gesichter, mit denen unter allgemeiner Anteilnahme unsere Mannschaft Hoffmann von Fallerslebens Lied von der Einigkeit und vom Recht und von der Freiheit gesungen hat, spürt: Nichts ist erstarrt und nichts ist erstorben, wenn es um die Sache von Deutschland geht. |
Von Moritz Hunzinger, infas: Die deutsche Nationalmannschaft hat gezeigt, daß die Sache zählt, nicht der Eigennutz, und am Ende der gewinnt, der sich erfolgreich unterordnen kann. Dieser neue deutsche Stil verdient hohe Anerkennung, und zwar im Sport ebenso wie im Top-Management, wo auch nur erfolgreich ist, wer sich mit seiner Aufgabe 100prozentig identifiziert. Im Zeugnis steht: Der Bundestrainer bemühte sich erfolgreich, die Motivation des einzelnen mit der gemeinsamen Zielsetzung in Einklang zu bringen. So hat Deutschland wieder Spaß an Leistungen. |
Von Alfred Draxler, Sportchef von Bild: Die Europameisterschaft steht für die Wiederauferstehung der typisch deutschen Tugenden. Das beste Beispiel dafür ist Thomas Helmer: Er war seit der EM-Vorbereitung angeschlagen und hat sich mit zusammengebissenen Zähnen von Spiel zu Spiel durchgebissen. Gegen England am Schluß mit zwei angeschlagenen Knien. Franz Beckenbauer sagte dazu: Für soviel Tapferkeit verdient er einen Ritterschlag. Überhaupt hat das England-Spiel den Teamgeist unter Beweis gestellt. Die Mannschaft ist auch ohne Klinsmann, den Superstar, über sich hinausgewachsen. Und Bertis Satz hat sich bewahrheitet: Der Star ist die Mannschaft. |
Von Reinhold Beckmann: Bei Gerd Rubenbauer ist spätestens seit dem Halbfinale gegen England jeder Ostfriese ein Alemao. Für die Engländer war spätestens in der Verlängerung jeder deutsche Spieler ein Dieter Eilts. Für Pelé war er schlicht und einfach: der Beste! Ruud Gullit hat schnell nachgerechnet: 100 Tacklings, alle gewonnen, alle sauber, keine gelbe Karte! Phänomenal! Endlich haben wir den richtigen Protagonisten des deutschen Fußballs. Dieter Eilts. Löcher stopfen, Räume zusetzen, abdichten! Er strebt nicht nach Beliebtheit, sondern nach vollkommener Erledigung seines Auftrags. Er unternimmt keine weiten Reisen, höchstens bei Ecken. Auf einmal müssen wir uns nicht mehr der deutschen Fußballeigenschaften schämen: Fleiß, Ausdauer, Zähigkeit. Dieter Eilts ist international geadelt und hat uns die wahre Seele des Fußballs zurückgebracht. Der Star ist der Staubsauger! |